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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Heterokliton - Hethiter
Heterokllton (grch.), in der Grammatik ein Sub-
stantiv mit Casus nach verschiedenen Deklinationen,
z. V. Singular va8, vasiZ (3. Dekl.) - Plural va^a,
va80rum (2. Dekl.).
Heterokrasie(grch.),verschiedenartigeMischung,
namentlich der Säfte.
ßeterolälie (grch.), das unrechte Sprechen,
Sichversprecken, eine trankhafte Veränderung des
Sprechvermögens, welche darin besteht, daß man sich
auf bestimmte Worte nicbt besinnen kann, sie mit
andern verwechselt u. s. w., zuweilen ein Vorbote
des Schlagflusses oder ein Symptom der Hirn-
erweichung; auch eine abnorme Veränderung der
Stimme (bei Nervensieber, Krankheiten des Kehl-
topfes u. s. w.). steilen zusammengesetzt.
Heteromer lgrck.), aus verschiedenen Vestand-
Hstoroiny^a, s. Käfer.
Heteromörphie, s. Heteromorphismus.
Heteromorphismus oder Heteromörphie
(grch.), die Fähigkeit einer und derselben Substanz,
in wesentlich verschiedenen Formenkomplcxen zu kry-
stallisieren, bei denen dann auch die physischen
Eigenschaften, z. V. das spec. Gewicht, abweichend
sind. Meistens handelt es sich nur um das Auftreten
einer und derselben Substanz in zwei verschiedenen
Gestaltungen (Dimorphismus), doch sind auch
Fälle von einer dreifach abweichenden Verkör-
perungsfähigkeit einer Substanz (Trimorphis-
mus) bekannt. Die erste entschiedene Anweisung
auf diese merkwürdige Erscheinung gab Mitscherlich,
indem er zeigte, daß der Schwefel, wenn er aus dem
geschmolzenen Zustand herauskrystallisiert, mono-
kline Krystallformen habe, während der natürlich
vorkommende, derdurch Sublimation gebildete sowie
der durch Verdunstung seiner Lösung in Schwefel-
kohlenstoff erhaltene Scywefel gleicherweise rhom-
bisch krystallisieren. Eine der frühesten Beobach-
tungen des H. ist dann diejenige am kohlensauren
Kalk, der hexagonal (rhomboedrisch) als Kalkspat
lspec. Gewicht 2,?), rhombisch als Aragonit (spec.
Gewicht 2,9) krystallisiert. Manchmal läßt sich durch
das Experiment die heteromorphe Substanz unter
verschiedenen Umständen künstlich zur Krystallisation
in den abweichenden Gestalten bringen: fällt man
ein Kalkfalz in der Kälte durch kohlensaures Alkali,
so besteht der niedergeschlagene kohlensaure Kalk
aus mikroskopischen Rhomboederchen von Kalkspat;
nimmt man den Niederschlag in der Siedehitze vor,
so erweist er sich als aus rhombischen Aragonit-
prismen zusammengesetzt, übrigens kann auch der
H. sich auf dem Gebiete eines und desselben Krystall-
systems abspielen, sofern nur die Formenkomplexe
Grunddimensionen haben, die nicht aufeinander
zurückführbar sind, und sofern sie abweichendes spec.
Gewicht besitzen. Einige der bemerkenswerten Fälle
des H. im Mineralreich sind (die eingeklammerten
Zahlen bezeichnen das spec. Gewicht): Kohlenstoff,
regulär als Diamant (3,55), heragonal als Graphit
(2,3); Kieselsäure, 8i(>2, hexagonal als Quarz (2,00),
bexagonal als Tridymit (2,3); Titansäure, ^i(>2,
tetragonal als Rutil (4,25), tetragonal als Anatas
(3,9)/rhombisch als Brookit (4,05), ein Beispiel von
Trimorphismus; Eisenbisulfid, I'6 8.2, regulär als
Eisenkies (5,i), rhombisch als Markasit (4,86); Anti-
monoxyd, 8d<. Og, regulär als Senarmontit (5,3),
rdombisch als Weihspichglanz (5,0); Thonerdesilikat
^ 8105, rhombisch als Andalusit (3,i6), triklin als
Disthen (3,66) u. s. w. Visweilen ist man im stände,
die eine Modifikation künstlich in die andere über-
zuführen; wird z. V. Quarz scharf geglüht, so ver-
wandelt er sich in ein Aggregat von Tridymit unter
Erniedrigung seines spec. Gewichts von 2,66 auf 2,3.
- Nach unfern heutigen Vorstellungen kann diese
Verschiedenheit der Krystallformen bei empirisch
gleich zusammengesetzten Körpern zur Erklärung
allgemein auf verschiedene Ursachen zurückgeführt
werden: zunächst auf die verschiedene Lagerung der
Moleküle bei chem. Identität derselben (eigent-
licher H., physikalische Isomerie), sodann
auf eine abweichende Struktur des chem. Moleküls
(chemische Isomerie), endlich auf die verschie-
dene Größe des Moleküls (Polymerie).
HeteromorphU, Federerz, Plumosit, ein
Mineral, das vorwiegend filzartige Massen oder
zunderähnliche Lappen von schwärzlich-bleigrauer
Farbe bildet, die aus äußerst feinen haarförmigen
und nadelförmigen Krystallen zusammengewoöen
sind; es stellt die zartesten faserigen und dichten
Varietäten des Iamesonits (s. d.) dar und findet
sich zu Wolfsberg, Andreasberg, Clausthal, Frei-
berg und Bräunsdorf, Felföbänya in Ungarn.
Heteromyarler, s. Muscheltiere.
Heteronömie (grch.) heißt in der Ethik seit Kant
die Ansicht, daß der sittliche Wille sich sein Gesetz
nicht selber gebe (Autonomie, s. d.), sondern es sich
von andern Mächten (Lust und Unlust, Glückselig-
keitsstreben) diktieren lassen müsse. (S. Ethik.)
Heteropathie (grch.), soviel wie Allopathie.
Heterophhllisch (grch.), ungleichblätterig.
Heteropöden(H6t6roi)0äH),Kielfüßer,wurde
von Lamarck eine Ordnung der Schnecken benannt,
bei welcher der Fuß sich zu einer seitlich zusammen-
gedrückten Flosse umgestaltet hat. Die entweder
nackten oder mit einer zarten Schale teilweise be-
deckten Tiere haben hoch entwickelte Sinnesorgane
an einem rüsselartig vorspringenden Kopf; sie sind
getrennten Geschlechts und ihre nicht sehr zahlreichen
letwa 100) Arten finden sich besonders in wärmern
Meeren auf der Oberstäche lebend und sind hier, da
sie meist glasartig durchscheinend sind, nur schwer
wahrnehmbar. Sie nähren sich vom Raub und
werden, zumal sie häusig in enormen Schwärmen
auftreten, ihrerseits ein Nahrungsmittel für Wal-
tiere u. s. w. Eine der größten ist die rosenrotektsro-
ti-a.ok6H coronkta. ^05^. des Mittelmeers.
Heteroptcren, s. Wanzen.
llstoropz^ii, eine merkwürdige Familie der
Schlundblasensische (s. d.), die lebendig gebärend ist
und deren Arten zum Teil nur rudimentäre Augen
haben und subterran leben. (S. Höhlentiere.)
Heteroscii igrch.), die nur nach einer Seite
Schatten Werfenden, s. Ascii.
Heterospor (grch.) heißen die Gefäßkryptoga-
men mit zweierlei Sporen, Makro-und Mikrosporen.
Heteroftylie (grch.), die Eigentümlichkeit man-
cher Blüten derselben Pflanzenart, Staubgefäße und
Griffel von verschiedener Länge zu entwickeln. Man
nennt diese Erscheinungen auch oft Dimorphismus
und Trimorphismus. (S.Vestäubung,Vd.2,S.892H.)
Hstsrotrioka, s. Wimperinfuforien.
Heterotröp, f. Isotrop.
Heterousie, Heterousiasten (grch.), s. Arianer
und Arianischer Streit.
^?. et 6?., bei naturwissenschaftlichen Namen
! Abkürzung von William Jackson Hooker (s. d.) und
! Robert Kaye Greville (s. 6^.).
! Hethiter (diese Schreibweise ist als die Luthers
! wegen ihrer weiten Verbreitung den vielen sonst ge-