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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Heuschrecken - Heusner
schen H. und der Hohen Mense führt in 640 m Höhe
der Paß von Reinerz nach Lewin.
Heuschrecken, im allgemeinen alle die Gerad-
flügler, deren Hinterbeine zu Springbeinen ent-
wickelt sind, also Feldheuschrecken, Laubheu-
schrecken und Grillen (s. die betreffenden Artikel),
insbesondere mehrere Arten aus der ersten dieser
Familien. Einige Völker verzehren H. teils roh,
teils in verschiedener Weise zubereitet. Die Araber
z. B. trocknen und stoßen sie und genießen diese
Masse in Form runder Kuchen. Schon Moses er-
wähnt die H. als Speise, und verschiedene Schrift-
steller des Altertums erzählen von heuschrcckon-
essenden Völkern oder Akridophagen.
Heuschreckenbaum, s. H^insna^.
Heuschreckenkrebsc oder Squilliden, die
einzige Familie der Maulfüßer oder Stomatopoden.
Es sind ziemlich große (bis 30 cm lang werdende)
schlanke Schalenkrebse mit sehr beweglichem, reich
gegliedertem Körper. Auf die ersten freien Augen-
und Fühlersegmente folgen die Kopfbrustglieder,
welche bei diesen Tieren keine starre Region bilden
und von einem schwach entwickelten Schilde bedeckt
werden. Daraus folgen die nach hinten sich verbrei-
ternden und mit einer bestachelten Schwimmflosse
als letztem Körpergliede endigenden übrigen Ringe.
Die letzten Vrustringe tragen drei Paar gespaltener
Gehfüße, die Ringe des Hinterleibs auf der Unter-
seite breite, plattenartige Schwimmfüße. Am mäch-
tigsten ist aber bei diesen Tieren das zweite Kiefer-
fußpaar entwickelt, dessen mit kammartigen Zähnen
bewehrtes Klauenglied gegen das vorhergehende wie
die Klinge eines Federmessers eingefchlagen werden
kann und von den räuberischen Tieren mit großer
Kraft und Behendigkeit zur Verteidigung sowohl
wie zum Fang und Zur Tötung ihrer Beute ge-
braucht wird, wie die ähnlich gestaltete Waffe der
Gottesanbeterin (s. d.). Die bekannteste Art ist die
Iquilla Ui3.!iti8 Aonckeöet des Mittelmeers.
Heuschrecken-Singzirpe oder Sieb zehner
i^iekclg. 86^t6iii(i6ciiii ^.), in Nordamerika ein-
heimische Singzirpe, alle 17 Jahre besonders häufig.
Es ist fraglich, ob man ihr eine siebzehnjährige Ent-
wicklungsdauer zuschreiben darf.
Heufinger vonWaldegg, Gottl. Heinr. Franz
Edmund, Eisenbahntechniker, geb. 12. Mai 1817 zu
Langenschwalbach, erlernte anfangs den Buchhandel,
studierte dann in Göttingen und Leipzig besonders
Mathematik, Physik und Mechanik und widmete sich
dann dem Eisenbahnmaschinenfache. Nach praktischer
Ausbildung in einer mechan. Werkstätte trat er auf
der Gutenhoffnungs-Hütte bei Sterkrade ein und
übernahm 1841 die Werkmeisterstelle der Reparatur-
werkstätte in Kastel bei Mainz; 1844 wurde er zum
zweiten Maschinenmeister in Frankfurt a. M. und
1846 zum ersten Maschinenmeister und Chef der
Centralwerkstätte in Kastel ernannt. 1854 wurde
ihm die Projektierung der Frankfurt-Homburger
Eisenbahn übertragen, welche erst nach fünfjährigen
Verhandlungen zur Ausführung gelangte. Sodann
projektierte H. die Deisterbahn und (^üdharzbahn
(Northeim-Nordhausen) und wurde 1863 vom Ver-
ein der deutschen Eisenbahnverwaltungen veran-
laßt, die Redaktion des von ihm 1845 begründeten
"Organs für die Fortschritte des Eisenbahnwesens",
das 1856-63 vom Baurat Scheffler geleitet worden
war, wieder zu übernehmen. Er starb 1. Febr. 1886
in Hannover. Viele wichtige Verbesserungen und
neue Konstruktionen im Eisenbahnwesen wurden
durch H. eingeführt, wie namentlich die nach ihm
benannte, sehr einfache und rationelle Lokomotiv-
steuerung mit einem Ercentrik, die Interkommuni-
kationswagen (Coupe"-System) mit Seitengang,
zweckmäßige Schlafwagen, schmiedeeiserne Doppel-
scheibenräder mit vollkommener Sicherung gegen
das Springen der Radreifen, ganz eiserne rationelle
Oberbaukonstruktionen für Haupt-, sekundär- und
Straßenbahnen u. s. w. H.s selbständige Schriften
sind: "Der Gipsbrenner" (Lpz. 1863), "Die eiserne
Eisenbahn" (Hannov. 1863), "Die Schmiervorrich^
tungen und Schmiermittel der Eisenbahnwagen"
lWiesb. 1864), "Musterkonstruktionen für Eisenbahn-
Bau" (3Lfgn., Hannov. 1876-78), "Handbuch für
specielle Eisenbahn-Technik" (in Verbindung mit
vielen Eisenbahntechnikern: 4. Aufl., 5 Bde. mit
Atlas, Lpz. 1877), "Handbuch der Ingenieurwissen-
schaften" (Bd. 1, 2. Aufl., ebd. 1883), "Kalender für
Eisenbahntechniker" (11 Jahrgänge, Wiesb. 1874
-84), "Die Kalk-, Ziegel- und Röhrenbrennerei"
(4. Aufl. von Kayser, 2 Bde., Lpz. 1891-92).
Heusinger, Karl Friedr. von, Arzt und Natur-
forscher, geb. 28. Febr. 1792 zu Farnroda bei Eise-
nach, widmete sich in Jena und Göttingen dem Stu-
dium der Medizin, beteiligte sich als preuß. Militär-
arzt an den Freiheitskriegen, dirigierte als solcher
bis 1819 das Lazarett zu Sedan und wurde 1821
als Professor der Medizin nach Jena, 1824 in
gleicher Eigenschaft nach Würzburg, 1829 nach Mar-
burg berufen; er legte 1867 fein Amt nieder, wurde
1876 in den Adelstand erhoben und starb 5. Mai
1883 in Marburg. Nnter seinen Schriften sind her-
vorzuheben: "Über den Bau und die Verrichtung der
Milz" (Eisenach 1817), "Betrachtungen und Erfah-
rungen über die Entzündung und Vergrößerung der
Milz" (ebd. 1820; Nachtrag dazu 1823), "System der
Histologie" (Tl. 1, Heft 1 u. 2, ebd. 1822), "Grund-
riß der physischen und psychischen Anthropologie"
(ebd. 1829), "Grundriß der Encyklopädie und Me-
thodologie der Natur- und Heilkunde" (ebd. 1839),
"I?.6e1i6i'c1i63 ä6 MtlioloFiL coinparse" (2 Bde.,
Casj. 1844-53), "Milzbrandkrankheiten der Tiere
und des Menschen" (Erlangen 1850), "Die sog.
Geophagie oder tropische Chlorose" (Cass. 1852).
Heusler, Andreas, schweiz. Jurist, geb. 30. Sept.
1834 zu Basel, studierte daselbst, in Göttingen und
Berlin und habilitierte sich 1859 in seiner Vater-
stadt, wo er 1863 Professor des deutschen Rechts,
1866 Vicepräsident des Civilgerichts, 1891 Präsi-
dent des Appellationsgerichts wurde. H. hat sich um
die Fördernng der schweiz. Rechtsentwicklung viel-
fach verdient gemacht. Die Eidgenossenschaft über-
trug ihm 1868 die Bearbeitung eines Bundes-
gesetzes über Schuldbeitreibung und Konkurs (mit
Motiven im Druck erschienen, Bern 1874). H.s
Hauptschristen sind "Die Gewere" (Weim. 1872),
worin er die von Albrecht aufgestellte Theorie einer
Revision unterzog, "Verfassungsgeschichte der Stadt
Basel im Mittelalter" (Bas. 1860), "Der Ursprung
der deutschen Stadtverfassung" (Weim. 1872), "In-
stitutionen des deutschen Privatrechts" (in Bindings
"Handbuch der deutschen Rechtswissenschaft", 2 Bde.,
Lpz. 1885-86). H. giebt die von Joh. Schnell 1852
gegründete "Zeitschrift für Schweizerisches Recht"
feit Bd. 23 (Bas. 1882) heraus und sammelte bierin
die Rechtsquellen der KantoneWallis (NeueFolge,
Bd. 8 u. 9) und Tessin (Neue Folge, Vd. 1l u. 12).
Heusner,KarlEduard,Viceadmiral,geb.8.Ian.
1843 zu Perl, Kreis Saarburg, trat 1857 in die