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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Heusnerscher Milchspiegel - Heveller
preuß. Marine ein, machte 1859-62 die Expedition
nach Ostasien ans der Fregatte Thetis mit, be-
fehligte im Deutsch'Dänischen Kriege 1864 das
Kanonenboot Wespe, besuchte in den folgenden
Jahren das Mittelmeer und Westindien, leitete 1872
Vermessungen in der Ostsee und wurde 1873 Vor-
sitzender der Torpedo-Prüfungskommission. 1878
-80 wahrte er als Kommandant der Panzer-
korvetten Hansa während des Südamerikanischen
Krieges (s. Chile, Vd. 4, S. 184) energisch die In-
teressen der Deutschen in Peru und überwachte die
Innehaltung der Neutralitätsgesetze. 1883 kom-
mandierte er das Panzerschiff Deutschland, 1886
das Panzerschiff Oldenburg, 1887-88 das deutsche
Geschwader in Australien und Ostafrika; 1888 wurde
er Direktor des Marinedepartements in der Admira-
lität und Konteradmiral, 1889 Staatssekretär des
Reichsmarineamtes. 1890 muhte er wegen eines
Herzleidens diese Stellung aufgeben, wurde unter
Verleihung des Charakters als Viceadmiral und
Stellung ü. 1a. 3uit6 des Seeoffizierkorps zur Dis-
position gestellt und starb 27. Febr. 1891 in Weimar.
Heusnerscher Milchfpiegel, s. Butyrometer.
Heuszgen, Joh., s. Akolampadius.
Heustrichbad, Kurort im Bezirk Frutigen des
schweiz. Kantons Bern, 13 km südöstlich von Thun,
links der Kander, in 702 m Höhe, am nordöstl. Ab-
hanqe des Niesen, besitzt ein großes Kurhaus für
300^Gäste, eine Vadehalle, eine Milchkuranstalt
und eine Trinkhalle, deiner gipssreien alkalisch-
salinischen Schwefelquelle, seiner musterhaften Ein-
richtung (Bäder, Douchen, Inhalations- und Zer-
stäubungssalons, Hydrotherapie, pneumat. Kabinett)
und seiner schönen, geschütztenLage verdankt H. einen
rasch zunehmenden Besuch als Heilbad namentlich
für chronische Katarrhe der Nase, des Kehlkopfes,
der Bronchien und des Verdauungskanals. - Vgl.
Neukomm, Bad H., seine Heilmittel und Indika-
tionen (Bern 1888).
Heuthee, ein mit kochendem Wasser bereiteter
Aufguß des besten Wiesenheues, das vermischt mit
gekochtem Leinsamen den Kälbern bei der Aufzucht,
besonders beim Entwöhnen als teilweiser Ersatz der
Muttermilch gegeben wird.
Heuwendemafchine, eine Maschine, die zum
Wenden und Durchlüften des Grases oder Heues
dient. Sie besteht aus einem zweiräderigen, in der
Regel von einem Pferde gezogenen Gestell, dessen
Radachse mehrere gegeneinander gestellte Rechen
mit eisernen Zinken besitzt. Bei den englischen und
kompliziertern Maschinen sind die Rechen in der
Weise mit den Fahrrädern durch Zahnradübertra-
gung verbunden, daß sie sich sowohl von vorn nach
hinten drehen, wobei das Gras nur gewendet wird,
als in umgekehrter Richtung bewegen, wobei das
Gras durch die Zinken mit herumgenommen und,
gelüftet und gewendet, hinten abgelegt oder gestreut
wird. Der vorn und oberhalb der Rechen ange-
brachte Mantel aus Drahtnetz dient dazu, das Ver-
streuen des Grases während der Arbeit zu verhüten.
Bei den einfachern amerik. Maschinen drehen sich
die Rechen nur von vorn nach hinten; es findet dabei
nur ein Wenden des Grases statt. Die Arbeits-
breite der H. beträgt 1,4 bis 2,2 m, das Gewicht
5 - 600 kF, der Preis 250 - 500 M. bei einer
Leistung von 54 bis 72 a in der Stunde, sodaß man
bei Benutzung der H. mit einem Pferde und einem
Arbeiter die Arbeit von ungefähr 14 Frauen, deren
eine etwa 4-5 a Wiesenstäche in der Stunde wen-
Vrockhaus' Konvcrsations-Lcxikon. 14. Aufl. IX.
det, verrichten kann. (S.Tafel'. Landwirtschaft-
liche Geräte und Maschinen III, Fig. 9.)
Heuwert, eine Reduktion der gebräuchlichen
Futtermittel betreffs ihres Nährwertes auf Wiesen-
heu von nuttlerer Güte. Man nahm bei Futter-
berechnungen beispielsweise nach empirischen Er-
fahrungen an, daß eine Kuh von 1000 Pfd. Lebend-
gewicht an täglichem Futter 32 Pfd. Heu erfordere
und daß, der Wert des Heues ^ 1 geschätzt, Winter-
getreidestroh ^ ^ ^ Sommergetreidestroh - ^2,
Roggenkörner --- 2^, Rapsölkuchen ^ 3,Kartoffeln
-- 2/5, Runkelrüben ^ ^ Heu bei der Fütterung
seien. Die Berechnung nach H. ist heute beinahe
gänzlich aufgegeben. (S. Futterberechnung.)
Heuwurm, s. Wickler.
Heuzwieback, eine aus sehr kurz geschnittenem
Heu und Stroh sowie gequetschtem Hafer und Rog-
gen, auch wohl gedämpften Kartoffeln bereitetes,
mit Leinsamenabkochung übergossenes Gemisch, das
entweder zu einem Teige zusammengeknetet und in
Vrotform gebacken oder in stäche Tafeln gepreßt
wird. Durch den H. kann man den Pferden leicht
und schnell Nahrung zuführen, was bei andauern-
der, angestrengter Arbeit von Wichtigkeit ist, das
denPferden zureichende Gesamtsutterquantum leicht
zumesten und verhindern, daß das Dienstpersonal
den Hafer den Pferden durch Verkauf entzieht.
Uvvoa., s. 8ip1i0MÄ.
Heveeu, s. Kautschuk.
Hevelius, Johs., eigentlich Hewel oderHe-
welke, d. h. Hügelchen, Astronom, geb. 28. Jan.
1611 zu Danzig, studierte in Leiden und machte
1630-34 eine Reise durch Holland, England,
Frankreich und Deutschland. Nach seiner Rückkehr
in die Vaterstadt widmete er sich anfänglich dem Ge-
schäfte seines Vaters, eines wohlhabenden Brauers;
später gab er sich ganz der Astronomie hin. Seine
astron. Messungen zeichnen sich durch große Ge-
nauigkeit aus, obgleich er nur mit Hilfe von Diop-
tern beobachtete und zu einer Verbindung des Fern-
rohrs mit einem Meßinstrument nicht zu bewegen
war. Behufs seiner Beobachtungen des Himmels
baute er sich 1641 in seinem Hause eine Sternwarte,
die er 3t6iiÄ6dur^uin nannte. Viele seiner Manu-
skripte, seine Bibliothek und Sternwarte gingen bei
einer Feuersbrunst 1679 zu Grunde. Neben seiner
astron. Beschäftigung war H. auch in städtischen
Amtern thätig; 1641 wurde er zum Schoppen, 1651
zum Ratsherrn gewählt. Er starb 28. Jan. 1687.
Unter seinen Werken behauptet noch jetzt einen hohen
Wert die "^lenoFlaMig., 8611 (leäcri^tio liina""
(Danz. 1647). Eine Darstellung des ganzen gestirn-
ten Himmels unternahm er in seinem "I^oäi'oiiiuä
HZti-onomiÄk", der erst nach seinem Tode (Danz.
1690) erschien. Außerdem sind zu erwähnen: das
Werk "1)6 uatui-H Z^wi-ni" (ebd. 1656), die "(^oinsto-
Fi-apliia" (ebd. 1668), enthaltend Nachrichten und Be-
obachtungen der von ihm selbst gesehenen Kometen,
und die "HlHctiinH co6i68ti3" (2 Bde., ebd. 1673
-79). Er stand mit den größten Gelehrten und
vielen Fürsten in engerm Verkehr, wie sein Brief-
wechsel beweist, der von Olhof (Danz. 1683) heraus-
gegeben wurde. - Vgl. Westphal, Leben, Studien
und Schriften des Astronomen H. (Königsb. 1820);
Seidemann, Johannes H. (Zittau 1864).
Hevetter, flaw. Volksstamm, Teil der Witzen,
waren zwischen der obern und mittlern Havel seß-
haft. Sie werden Zum erstenmal 927 und 928 er-
wähnt, als König Heinrich 1. sie bekämpfte und mit
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