Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

203
Hiragana - Hirpiner
Harn der Pflanzenfresser, in kleiner Menge im Harn
des Menschen und der fleischfressenden Tiere vor-
findet. Beim Menfchen beträgt die täglich ausge-
gefchiedene Menge noch nicht 1 F, steigt aber beim
Genuß gewisser Vegetabilien, besonders Beeren und
Früchten. Sie bildet sich im Körper aus dem Gly-
kokoll (s. d.), das aus dem Zerfall der Eiweißkörper
stammt, und ausBenzoesäure,die hauptfächlich durch
Oxydation der in der Pstanzennahrung vorkommen-
den aromatifchen Verbindungen entsteht. Auch bei
Einführung anderer aromatifcher Verbindungen
(Toluol, Zimmetfäure) in den Organismus wird H.
ausgeschieden. Die Synthese der H. aus Glykokoll
und Benzoesäure, die nach folgender Gleichung
verläuft:
0"H5 - 000U -^ KII2 - NI2 - ^00H -
Venzoesäure Glykokoll
0^5 00 .^11 - 0II2 - 000H -^ ^O
Hippursäure Wasser
läßt sich auch im Laboratorium ausführen. Man
muß aber hierbei hohen Druck und hoye Temperatur
(160°) anwenden und die Anwesenheit von Wasser
vermeiden. Hieraus erhellt der Unterschied der
künstlichen Synthesen und der Synthesen chem.
Verbindungen im Tierkörper, die gerade bei An-
wesenheit von viel Wasser, bei gewöhnlichem Druck
und gewöhnlicher Temperatur verlaufen. Der Ort
dieser uns noch rätselhaften Bildung der H. fcheinen
die Nieren zu fein. Die H. ist auch noch auf andere
Art erhalten worden, z. B. aus Benzamid und
Monochloressigsäure:
0"H5 - 00 .KH2 -j- 01 - 0"2 - 000H -
Venzamid Chloressigsäure
0g "5-00-^11-0112-00011 4- UN
Hippursäure Salzsäure.
Zur Darstellung kocht man Pferdeharn mit Kalk-
milch, filtriert, konzentriert die erhaltene Löfung des
hippursauren Kalkes durch Verdampfen und fällt
die Säure durch Salzfäure. Den ihr dann noch
anhaftenden Harngeruch zerstört man durch Chlor
und reinigt sie vollends durch Umkristallisieren.
Sie bildet farblofe Prismen, löst sich leicht in Alko-
hol und heißem, fchwer in kaltem Wasser, schmilzt
bei 187° und wird bei höherer Temperatur zersetzt.
Beim Erwärmen mit Säuren und Alkalien oder
durch die Wirkung von Fermenten zufällt sie in
Benzoefäure und Glykokoll. Im Großen benutzte
man früher die H. als Ausgangsmaterial zur Dar-
stellung der Benzoefäure, stellte sie aber hierzu nicht
erst rein dar, sondern zersetzte direkt Pferde- oder
Kuhharn durch Kochen mit Salzsäure oder durch
Fäulnis. Die Salze der H. werden medizinisch bei
Gicht und Lebercirrhose angewendet.
Hiragana, Silbenschrift der Japaner, s. Japa-
nische Sprache, Schrift und Litteratur.
Hiram oder Huram, König von Tyrus, Zeit-
genosse des David und Salomo, bekannt durch seine
Freundschaft mit diefen. Über ihn berichtet nach
phöniz. Quellen Flavius Iofephus. Nach der Bibel
schickte er David wie Salomo zur Erbauung ihrer
Burgen und des Tempels Cedernholz und Bauhand-
werker (2 Sam. 5,11; 1 Kön. 5,1 fg.; 1 Chron. 15,1).
Salomo entfchädigte ihn dafür teils durch Liefe-
rung von Ol und Getreide, teils durch Abtretung
von 20 galiläifchen Ortschaften. Gemeinfam mit
Salomo betrieb H. Schiffahrt nach dem Goldlande
Ophir in Südarabien. - H. hieß auch ein tyrifcher
Erzgieher sin der Chronik Churam-Abi genannt),
der für Salomo die für Burg und Tempel nötigen
Bronzefäulen und Bronzegeräte goß.
Nirous (lat.), Ziegenbock; Bocksgeruch.
Hirkai Scherif, besser Chirka-i-Scherif,
Hirn, f. Gehirn. ^s. Burda.
Hirn, Gust. Adolf, Ingenieur und Physiker,
geb. 21. Aug. 1815 zu Logelbach bei Colmar im
Elsaß, trat 1834 als Farbentechniker in eine Kat-
tunfabrik in Logelbach ein und blieb, als diese
1842 in eine Baumwollspinn- und Webefabrik um-
gewandelt wurde, in derfelben als Ingenieur. In
dieser Stellung begann H. 1843 seine grundlegen-
den Untersuchungen über das mechan. Äquivalent
der Wärme. Gegen Ende 1880 gründete er ein
Meteorolog. Observatorium bei Colmar, in dem er
seine wissenschaftlichen Arbeiten fortfetzte. Er starb
14. Jan. 1890 zu Colmar. Außer zahlreichen Ab'
Handlungen, besonders aus dem Gebiete der Me-
chanik und Wärme, in Fachzeitschriften veröffent-
lichte H. an selbständigen Werken: "^diLreliOs sur
I'khuivHißnt MEcanihiis äe 1a ckkieur" (1858),
"Ideolis m6cHiii<iu6 äe 1a c1ia,i6iir" (2 Bde., Colmar
1851; 3. Aufl., Par. 1875), "^nai^e äe 1'uQiv6r8"
(1868), "Nsmoirs 8ur 168 anQ63.iix äs 8awrn6"
(Straßb. 1872), "1^68 ?Hnä^nain0iiMl68" (Par.
1876). - Vgl. Slaby, John Ericsson und Adolf H.
(im "Prometheus", 1891).
Die seit der Pariser Weltausstellung von 1867
sehr verbreiteten Drahtseilbetriebe sind von feinem
Bruder Ferdinand H. (gest. 29. Dez. 1879) er-
funden worden.
Hirnanhang, Hirnbalken, s. Gehirn (Bd. 7,
S. 676 a, 675 d).
Hirnblutung, f. Schlagfluß.
Hirnbruch, f. Gehirnbruch.
Hirnekel, f. Ekel.
Hirnhaut, harte und weiche, f. Gehirn (Bd. 7,
S. 677 a). ftung.
Hirnhautentzündung, f. Gehirnhautentzün-
Hirnhöhlen, s. Gehirn (Bd. 7, S. 676a).
Hirnholz, jede quer zur Faserrichtung durch
Bauholz geführte Schnittstäche, im Gegensatz zum
Längsschnitt (Langholz).
Hirnknoten, s. Gehirn (Bd. 7, S. 676 d).
Hirnkorallen, s. Herattimen.
Hirnkrämpfe, f. Krampf.
Hirnrinde, Hirnfand, Hirnschale, Hirn"
schenket, s. Gehirn (Bd. 7, S. 675d, 676d,
677 a, 676 H).
Hirnschlagflutz, f. Schlagfluß.
Hirnsichel, große und kleine, Hirnstiele,
Hirnwindungen, Hirnzelt, s. Gehirn (Bd. 7,
S. 677k, 676a, 675d, 676b).
Hirosaki, Stadt auf der japan. Infel Nipon,
unweit der Nordküste, hat (1890) 30316 E.
Hiroshima, Hauptstadt der Provinz Aki auf
der japan. Infel Nipon, an einer infelreichen Bucht
des Binnenmeers gelegen, hat (1890) 91000 E.-
Bahnverbindung mit Hiogo.
Hirpiner, eine altital. Völkerschaft, welche zu
den Oskern oder Samniten gehörte, deren Gebiet
von den Römern aber im Anfang des 3. Jahrh, vom
eigentlichen Samnium losgelöst wurde, um das letz-
tere politisch zu schwächen. Es lag im S. von Sam-
nium; größtenteils südlich vom Calor und Tama-
rus (jetzt Calore und Tammaro). Der Hauptort
war Maleventum. Im zweiten Punischen Kriege
sielen die H. 216 v. Chr. zu Hannibal ab, schloffen
aber bereits 209 Frieden mit den Römern, den sie