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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hirschberg (in Böhmen) - Hirschfeld (Heinrich Otto)
Eisenmänger, Der Kreis H., seine Natur, Industrie,
Bewohner, Verwaltung und Ortschaften (Hirschb.
1879). - 3) H. an der Saale, Stadt im Land-
ratsamt Schleiz des Fürstentums Neuß j. 2., 18 km
im NW. von Hof, dicht an der bayr. Grenze, in
einem Thale rechts an der Saale, in 441 m Höhe,
an der Nebenlinie Schönberg-H. (20,i km) der Sächs.
Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht
Gera), hat (1890) 1740 meist evang. E., Post, Tele-
graph, ein Bergschloß: Gerberei, Sohllederfabrik
und Baumwollweberei.
Hirschberg, Stadt in der österr. Vezirkshaupt-
mannschaft und dem Gerichtsbezirk Dauba in Böh-
men, an der Linie Prag-Bakow-Rumburg-Georgs-
Walde-Ebersbach der Böhm. Nordbahn, hat (1890)
1949, als Gemeinde 2297 deutsche E., Post, Tele-
graph, ein grast. Waldsteinsches Schloß mit bedeu-
tenden Gartenanlagen und fischreichem Teiche, Klär-
späne- und Knopffabrik.
Hirschberger Thal, fruchtbare Einsenkung im
preuß. Reg.-Bez. Liegnitz, zwischen dem Riesenge-
birge im S., dem Landeshuter Kamm im O. und
dem Katzbachgebirge im N., etwa 20 km lang und
bis 13 km breit, in 3-400 m Höhe, im nördl. Teile
von O. nach W. vom Bober, im südl. Teile von S.
nach N. von der Lomnitz und dem Zacken durch-
strömt, wird durch die Stonsdorfer Berge (bis
524 m) in ein östl. und ein westl. Thalbecken geschie-
den. Die Unterlage des H. T. hat fast überall Granit.
ImN.führtdieLinieKohlfurt-DittersbachderPreuß.
Staatsbahnen durch das Thal, von der bei Hirsch-
berg Nebenlinien über Lomnitz nach Schmiedeberg
und über Warmbrunn nach Petersdorf führen.
Hirschbrunft, Pilz, s. Hiaplioin)^^.
Hirschdorn, s. Ii.Iianinn8.
Hirsche (Okrviäae) heißen die geweihtragenden
Wiederkäuer. Die Geweihe (s. d.) sind mit einer
einzigen Ausnahme des Renn nur bei den Männchen
der H. entwickelt, fallen in gewissen Perioden des
Jahres ab und werden durch neue größere ersetzt.
Die 22 Hirscharten sind in der Alten und Neuen
Welt einheimisch und gehören zu den nutzbarsten
Tieren, fehlen aber gänzlich im mittlern und südl.
Afrika, auf Madagaskar, in Westindien, in Austra-
lien und Polynesien. Die größte noch lebende Form
ist das Elen oder Elentier (s. d. und Tafel:
Elentier), welches die Gattung ^1o68 bildet. Ein
zweites Genus wird durch Raußilsr, das Renn-
tier (s. d. und Tafel: Hirsche, Fig.3), gebildet.
Die echten H. im engern Sinne (Oervuzz) werden
in Europa durch den Edelhirsch (s. d., s. Fig. 6
mit der Varietät des Vrandhirsches), den Dam-
hirsch (s. d., Fig. 4) und das Reh (s.d., Fig.5) ver-
treten ; derWapiti (s. d.) ist der Repräsentant unsers
Hirsches in Nordamerika, während Südamerika den
Sumpfhirfch (06i-vu8 Miuäo8u8 ^)k5m.) oder
Guazu-Puca, und den Pampashirsch (^6lvu8
cainp68ti-i8 6wi.) neben andern Arten beherbergt.
In Hochasien lebt der Milu(s.d., Fig. 2). Ostindien
besitzt einige eigentümliche Hirscharten, unter denen
besonders der gesteckte, auch in engl. Parks ver-
pflanzte, schon den Alten bekannte Arishirsch
(s. d.) und der an dem dunkeln Rückenstreifen kennt-
liche Barasingazu erwähnen ist. Eme besondere,
sehr merkwürdige Unterfamilie der H. bilden die
Moschustiere (s.d., Fig. 1). Ausgestorbene Gat-
tungen sind der Riesenhirsch (s. d., Na^cei-oI
kidsrnicuL Onv.; s.Tafel: Säugetier-Reste aus
dem Diluvium, Fig. 4, Bd. 5, S. 313) aus den
irischen Torfmooren und andere im europ. Miocän
gefundene Formen.
Hirscheber (?0i-cu3), eine Gattung der Schweine,
die sich durch vorn runde, hinten kantige, vorragende
und insgesamt aufwärts gebogene Eckzähne und
durch nur vier Schneidezähne im Obertiefer aus-
zeichnet. Man kennt nur eine Art, den molut-
kischenH. oder Babirussa (?0rcu8 Labii-u88H
Nn'n; s.Tafel: Schweine, Aig.4), der auf den
Inseln Celebes und Buru einhermisch ist, wo er in
zahlreichen Rudeln das Innere sumpfiger Waldungen
bewohnt. Er ist 1 m lang und 70-80 cm hoch, hat
hohe, schlanke Beine, ein mit wenig rauhem Haar
dünn bedecktes Aell und große, runde, denen der
Hirsche ähnliche Augen. Die einem Horn ähnlichen,
sehr großen Eckzähne des Oberkiefers durchbohren die
Oberlippe ungefähr in halber Entfernung zwischen
Auge und Schnauzspitze und krümmen sich mit der
Spitze nach der Stirn zurück. Nnser Klima erträgt
der H. auch bei aller Sorgfalt nicht lange; doch
sieht man ihn zuweilen in Tiergärten.
Hirschfänger, das kurze, an der Spitze zwei-
schneidige Seitengewehr des Jägers, mit dem er
dem angeschossenen Hirsch oder Wildschwein den
Tod (Fang) giebt. Die deutschen Iägerbataillone
fübren als Seitengewehr H. mit gerader, hohl-
geschliffener Klinge und Rücken, die als Bajonett
auf das Gewehr aufgesetzt werden können.
Hirschfeld, Gustav, Archäolog, geb. 4. Nov.
1847 zu Pyritz in Pommern, studierte in Tübingen,
Leipzig und Berlin bis 1870 und hielt sich dann
als Stipendiat des preuß. Archäologischen Insti-
tuts in Griechenland, Italien und Kleinasien auf.
Von 1875 bis 1877 leitete er die Ausgrabungen zu
Olympia; 1878 wurde er zum außerord. Professor
für Archäologie in Königsberg, 1880 zum ord. Pro-
fessor daselbst ernannt; 1882 bereiste er von neuem
Kleinasien. Er veröffentlichte außer zahlreichen Auf-
sätzen in Fachzeitschriften "lituli ^ktuHriorum
8di1pt0i'uiQ^u6 FlHecoruin" (Berl. 1871), "Athena
und Marsyas" (ebd. 1872), "Paphlagonische Felsen-
gräber" (ebd. 1885), "Berichte über alte Geographie"
(1885 fg.), "Die Felsenreliefs in Kleinasien und das
Volk der Hittiter" (Berl. 1887), "Griech. Inschriften
des Britischen Museums" (1893), eine kritische
Ausgabe von Moltkes Briefen aus der Türkei
(1893) u. s. w., und war beteiligt an den zwei
ersten Bänden der "Ausgrabungen zu Olympia"
(Berl. 1877-78).
Hirfchfeld, Heinrich Otto, Historiker und Epi-
graphiker, geb. 16. März 1843 in Königsberg i. Pr.,
studierte daselbst, in Bonn und Berlin Philologie
und Geschichte, war 1865-67 in Italien mit epigra-
phisch-histor. Arbeiten beschäftigt, habilitierte sich
1869 in Göttingen, wurde 1872 ord. Professor in
Prag, 1876 in Wien, 1885 in Berlin, wo er auch
Direktor des Instituts für Altertumskunde ist. Er
veröffentlichte: "Die Getreideverwaltung in derröm.
Kaiserzeit" (Gott. 1869), "Untersuchungen auf dem
Gebiete der röm. Verwaltungsgeschichte" (Bd. 1:
"Die kaiserl. Verwaltungsbeamten bis auf Diocle-
tian", Verl. 1877), "Lyon in der Römerzeit" (Wien
1878), "Zur Geschichte des Lateinischen Rechts"
(ebd. 1879), "Gallische Studien" (3 Hefte, ebd. 1883
-84). Seit 1872 ist er Mitarbeiter am "Ooi-Mg
iiiLcii^tionuin latinai-iiiii"; von seiner Bearbeitung
der Inschriften Frankreichs ist der erste Band ("In-
8cripti0H68 6^1112.6 ^Hi-d0H6ii8i8 latiuak", Verl.
1888) erschienen. Mit A. Conze und O. Benndorf