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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hirschfeld (Karl Friedr. von) - Hirschhorn
gab er Bd. 1-8 der "Archäologisch-epigraphischen !
Mitteilungen aus Österreich" (Wien 1877-84), mit >
O. Venndorf Heft 1 - 5 der "Abhandlungen des
Archäologisch-Epigraphischen Seminars der Uni-
versität Wien" (ebd. 1878-85), mit Th. Mommsen
und Giov. Batt. de Rossi die "N^demsrig spi^rg.-
pbica" (von Bd. 7 an, Verl. 1888 fg.) heraus.
Hirschfeld, Karl Friedr. von, preuß. General
der Infanterie, geb. 16. Juli 1744 (nach andern
1746, auch 1748) zu Strehlen in Schlesien, trat
1762 in die preuß. Armee, nahm 1787 als Adjutant
des Herzogs Karl von Braunfchweig am Holland.
Feldzuge teil und zeichnete sich durch einen kühnen
Handstreich (Eroberung der Schleusenschanze von
Arkelen bei Gorkum) aus, wurde in den Rheinfeld-
zügen 1792-94 mehrfach mit Auszeichnung ge-
nannt, befehligte 1806 als Generalmajor die Garde
und wurde bei Auerstedt gefangen. 1813 übernahm
H. den Befehl über neuerrichtete Landwehrtruppen
in den Marken, beobachtete zunächst die Festung
Magdeburg und schlug 27. Aug. bei Hagelberg
(s. Belzig) den franz. General Girard. Nach dem
Frieden trat er in den Ruhestand und starb 11. Okt.
1818 zu Brandenburg a. d. Havel.
Hirfchfeld, Moritz von, preuh. General, Sohn
des vorigen, geb. 23. Juli 1790, trat 1803 in das
Kadettenkorps, 1804 in das Regiment Garde zu Fuß,
nahm am Zuge des Herzogs Friedrich Wilhelm von
Braunschweig 1809 teil und entkam nach England,
kämpfte darauf in Spanien, wo er in Kriegsgefan-
genschaft geriet, 1812 jedoch entkam und dann bis
1815 in span. Dienste blieb. Nach dem zweiten
Pariser Frieden wurde H. als Major in der preuß.
Armee wieder angestellt, führte 1849 als General-
lieutenant im bad. Feldzuge das 1. preuh. Korps
und rückte 13. Juni in die bayr. Pfalz ein, unter-
drückte dort den Aufstand, überschritt 20. Juni bei
Germersheim den Rhein und lieferte die Gefechte
von Wiesenthal und Waghäusel; in den letzten Ta-
gen des Juni warf er dann, nachdem er sich mit
Groben und Peucker vereinigt hatte, den Aufstand
vollständig nieder. Nach der Beendigung des Feld-
zuges wurde H. kommandierender General des 8. Ar-
meekorps in Koblenz und starb in dieser Stellung
13. Okt. 1859. - Ein älterer Bruder, Eugen von
H., geb. 1784, trat 1795 in die preuß. Armee, kämpfte
bei Auerstedt 1806, wurde bei Waren verwundet
und bei Lübeck gefangen genommen, entkam jedoch
und bildete ein Freikorps, mit dem er 1807 m der
Mark und in Schlesien den Kampf fortsetzte. 1809
nahm er ebenfalls am Zuge des Herzogs Friedrich
Wilhelm von Braunschweig teil, entkam nach Eng-
land, trat als Major in brit. Dienst und wurde 1810
nach Spanien gesendet, wo er 16. Jan. 1811 infolge
einer Verwundung starb. (Vgl. von Holleben, Er-
innerungen an Eugen und Moritz von H., Verl.
1863.) - Ein dritter Bruder, Adolf von H., war
1848 Divisionscommandeur in Posen und unter-
drückte den dortigen Aufstand, beteiligte sich 1849
an dem Kriege gegen Dänemark, nahm 1854 als
General der Kavallerie seinen Abschied und starb
1858 in Gstha.
Hirschfeld, Samuel Greifenson von, s. Grim-
melshausen, Hans Jak. Christoffel von.
Hirschfelde, Flecken in der Amtshauptmann-
schaft Zittau der sächs. Kreishauptmannschaft
Bautzen, 7 km im NO. von Zittau, links an der
Lausitzer Neisse und an der Linie Görlitz-Zittau der
Preuh. Staatsbahnen, hat (1890) 2062 E., darunter
167 Katholiken; Post, Telegraph; eine große Flachs-
spinnerei, Lein- und Wollweberei, eine Orleans-
fabrik, Brauerei, Blaufärberei und in der Nähe
große Braunkohlenwerke. Dabei die Burgruine
Rohnau und das vielbesuchte Neissethal.
Hirschgerecht, s. Gerecht.
Hirfchgulden, württemb. Gulden (^ Thaler),
nach den Hirschen, die als Schildhalter des Wappens
dienen.
Hirschhals, bei Pferden ein unschöner, verkehrt
gestellter, tief angesetzter Hals, dessen obere Be-
grenzungslinie nicht, wie normal, im Bogen nach
oben, sondern nach unten gekrümmt ist.
Hirschhautbremfe, s. Hautbremsen.
Hirschhäute, die Häute des Edel- und Dam-
hirsches, auch des nordamerik. Wapitihirsches, der
die größten liefert. Sie werden fämifch gegerbt;
das weiche Leder dient zuBeinkleidern, Handschuhen,
Stiefeln, Kissen, Bettdecken, Degenkoppeln u. s. w.
Die Haare benutzt man als Polstermaterial.
Hirschhorn (lat. cornu ckrvi), das in seiner
Substanz den Knochen nahe verwandte Geweih des
Hirsches und der rehartigen Tiere, wird zu Messer-
griffen, kleinen Schnitzwaren u. dgl., auch zu Mö-
beln (Stühlen, Wand- und Kronleuchtern u. s. w.)
verarbeitet, wobei die zierlich gerippte, braune
Oberfläche in Verbindung mit Härte und Festigkeit
schätzbar ist. Eine künstliche Nachahmung des H.
wird durch Pressen und Lackieren von Holz dar-
gestellt. Aus geraspeltem H. oder den bei der Ver-
arbeitung des H. auf der Drehbank abfallenden
Drehspänen kann man durch Auskochen mit Wasser
eine Gallerte bereiten, welche mit der Knochen-
gallerte übereinstimmt und in früherer Zeit, als
man sich über den Nahrungswert der Gallerte
irrigen Ansichten hingab, als sog. stärkendes Nah-
rungsmittel für Genesende vielfach verordnet wurde.
Bei der trocknen Destillation des H. werden die-
selben Produkte erhalten, wie unter gleicher Behand-
lung aus Knochen, nämlich ein braunes, übel-
riechendes, flüchtiges Ol (Hirfchhornöl, Oleuiu
coi-nu csrvi) und mit diesem Al verunreinigtes,
daher braungefärbtes, kohlensaures Ammoniak,
weiches teils in wässeriger Auflösung (Hirsch-
horngeist, I^i^uoi- Hininonii caldoiiici p^ro"
oi6O3i), teils als festes Sublimat (Hirfchhorn-
falz, 8a1 coruu cervi, ^minonium cai-bouicum
p^r0'0i608um) erscheint. (S. Ammomumcarbonat.)
Obgleich die Namen Hirschhornöl, Hirschhornsalz
sich erhalten haben, so werden die betreffenden
Präparate doch längst nicht mehr durch trockne
Destillation von H. dargestellt; man gewinnt sie
als Nebenprodukte bei der Fabrikation der Knochen-
kohle und verwendet sie dann als Rohmaterial zur
Darstellung von Ammoniumsalzen, die in dieser
Form durch empyreumatische Ole stark verunreinigt
sind und einer umständlichen Reinigung bedürfen.
Die fog. Hirschhornpräparate spielten früher
im halbgereinigten Zustande eine große Rolle in
der Medizin, sind jetzt aber veraltet. Weiß ge-
branntes H. ist nichts anderes als Knochenasche.
Hirschhorn, Stadt im Kreis Heppenheim der
Hess. Provinz Starkenburg, 23 km im NO. von
Heidelberg, rechts am Neckar, am südl. Fuße des
Odenwaldes und an der Linie Heidelberg-Eberbach-
Würzbura der Bad. Staatsbahnen, Sitz eines Amts-
gerichts (Landgericht Darmstadt), einer Oberförsterei
und Distriktseinnehmerei, hat (1890) 1934 meist
kath. E., Post, Telegraph, got. Klosterkirche (1406)