Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Histologie'
	Vertreter Virchow, der Begründer der Cellularpathologie (s. d.), Rindfleisch, Cohnheim, Recklinghausen, 
	Birch-Hirschfeld zu nennen sind.
	
	Litteratur. Neuere allgemeine Lehrbücher über die H. der Tiere (vergleichende 
	Gewebelehre) existieren nicht; ein einziges älteres ist von Leydig, Lehrbuch der H. des Menschen und der Tiere (Frankf. a. M. 
	1857). Die meisten Lehrbücher der H. behandeln den Menschen und die Säugetiere: Kölliker, Handbuch der Gewebelehre des 
	Menschen (6. Aufl., Lpz. 1889 fg.); Rindfleisch, Lehrbuch der pathol. Gewebelehre (6. Aufl., ebd. 1886); Frey, Handbuch der H. 
	und Histochemie des Menschen (5. Aufl., ebd. 1876); Handbuch der Lehre von den Geweben (hg. von Stricker, 2 Bde., ebd. 
	1868–72); Ranviers Technisches Lehrbuch der H. (deutsch von Nicati und von Wyß, ebd. 1888); Behrens, Kossel und 
	Schiefferdecker, Die Gewebe des menschlichen Körpers (Braunschw. 1889 fg.); Stöhr, Lehrbuch der H. (5. Aufl., Jena 1892). In 
	allen ist auch die Zellenlehre behandelt.
	
	
	Historienbibel heißen verschiedene prosaische Darstellungen der biblischen Geschichte in 
	volkstümlicher Sprache, die im 14. Jahrh. aus der poet. Weltchronik des Rudolf von Ems und ihren Überarbeitungen und 
	Fortsetzungen hervorgingen. Ausgabe von Merzdorf in der «Bibliothek des Litterarischen Vereins», Bd. 100, 101 (Stuttg. 1870). 
	– Vgl. Gleisberg, Die H. und ihr Verhältnis zur rudolfinischen und thüring. Weltchronik (Lpz. 1885).
	
 
	
	Historienmalerei (historische oder 
	Geschichtsmalerei). Der Begriff des Historischen in der bildenden Kunst besagt nach der 
	Kunstauffassung der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts im weitern Sinne soviel wie stilvolle, 
	ideale Auffassung. «Historisch» war gleichbedeutend mit der in Form und Ausdruck ausgesprochenen Erhebung des 
	Gegenstandes aus dem Zufälligen und rein Zuständlichen, wie es das Genre zu geben habe, in die Sphäre des 
	Allgemeingültigen; und diese Auffassung war keineswegs auf Vorführung thatsächlicher Ereignisse beschränkt, sondern 
	erstreckte sich auf alle Stoffgebiete figürlicher Komposition, seien sie nun der Geschichtsüberlieferung oder der Dichtung, Sage 
	oder andern Quellen entlehnt. In diesem Betracht deckte sich der Begriff des Historischen mit dem des Monumentalen, dessen 
	erstes Erfordernis der Stil war. Er leidet sogar Anwendung auf die Landschaft, insofern der Künstler es unternimmt, die Naturwelt 
	nach den Stilgesetzen des Historienbildes zu behandeln, d. h. die vorgefundene Erscheinung zum großartigen und einfachen 
	Ausdruck zu gestalten und ihr eine entsprechende Gesamtphysiognomie zu verleihen. (S. Heroisch.) Den 
	Forderungen der ältern deutschen Ästhetik an die H. entsprach nur die gleichzeitige deutsche Kunst vollkommen; namentlich 
	bildete Cornelius ihr Ideal aus. Schon in Schnorr bemerkte sie eine Hinneigung zur Darstellung des Geschichtswahren als des 
	Zufälligen in der Erscheinung des Dargestellten, in Kaulbach eine Modernität und eine Vorliebe für das symbolisch Geistreiche, 
	 ↔  die dem strengen Stilbegriffe der Zeit widersprach. Alfred Rethel brachte die Richtung wohl am glänzendsten 
	zum Ausdruck, obgleich bei ihm die Unmittelbarkeit der stilistischen Gestaltung anfangs die Anerkennung zurückhielt. Unter dem 
	Einfluß der koloristischen Schulen Belgiens (Bièfve und Gallait) sowie der Franzosen (Delacroix, Couture, Gleyre u. a.) verschwand 
	diese Kunstart fast ganz, sodaß sie jetzt nur noch von wenigen (Geselschap) geübt wird. Der zu ihrer Pflege gegründete Verein 
	für histor. Kunst kann meist wegen Mangel an Beteiligung seitens der Künstler seine Aufträge gar nicht zur Verteilung bringen.
	
	
	Im engern Sinne ist die H. richtiger Geschichtsmalerei zu nennen, weil hier nicht sowohl die 
	Auffassung als vielmehr der Stoff den Ausschlag giebt. Man scheute sich lange vor der Darstellung jüngstvergangener Ereignisse, 
	in welchen porträtmäßige und kostümgetreue, also genrehaftere Auffassung die Glaubwürdigkeit des Bildes erhöht. Man glaubte 
	nämlich, es käme hierbei mehr auf geistige Wahrheit als auf allseitige Richtigkeit an und suchte daher auch die moderne Welt im 
	Bilde zu stilisieren. Die in diesem Sinne geschaffenen Arbeiten mußten unbefriedigende Ergebnisse liefern. Ebenso jene, welche 
	die uns geistig fern liegenden Zeiten durch moderne Darstellung uns nahe führen wollten, die also dem histor. Roman 
	entsprechend geplant waren. Erst neuerdings verbreitet sich mehr und mehr die Erkenntnis, daß die Geschichte nur modern 
	aufzufassen und das Werk nur dann ein völlig einheitliches sein könne, wenn es auch moderne Gegenstände darstelle. Frühere 
	Zeiten hatten eine H. nur in dem Sinne, daß sie auch die geschichtlichen Vorgänge naiv im Sinne der Zeit darstellten oder ihnen 
	ein typisch antikes oder ritterliches Gewand gaben. Der Gedanke, durch das Bild die geschichtlichen Vorgänge früherer Zeiten in 
	möglichster Treue zurückzurufen, ist, abgesehen von dem Schlachtenbilde und dem Repräsentationsbilde, so neu wie die 
	reflektierende Geschichtschreibung überhaupt. Jedoch hat er überall die aufmerksamste Pflege, namentlich durch die 
	öffentlichen Gewalten gefunden, sodaß räumlich die H. in der modernen Kunst fast den ersten Rang einnimmt. Aber auch dieser 
	Richtung beginnen sich die Künstler zu entfremden, sodaß sich nur durch die Subvention der Staaten, Kirchen und Städte, welche 
	meist der im Bilde dargestellten Gegenstände wegen zur Anregung der Vaterlandsliebe oder Religiosität, nicht aus rein 
	künstlerischen Absichten bewilligt wird, die H. noch erhält. An großen Aufgaben hat es der H. in keinem Lande gefehlt. Doch 
	scheint die Produktion nachzulassen. Dasselbe gilt vom 
	Historischen Genre (s. d.).
	
	
	Die jüngere deutsche H. fand einen Höhepunkt in Piloty und seiner Schule, bei der zum Teil, wie bei Makart, das rein Koloristische 
	die geschichtliche Wahrheit sogar überwog. Große Cyklen histor. Inhalts bot die Ausmalung des Nationalmuseums in München, 
	der Albrechtsburg in Meißen, der Museen und der Ruhmeshalle in Berlin, des Pantheon und des Hôtel de Ville zu Paris, des 
	Parlamentshauses in London, des Arsenals und der Oper in Wien, des Staatenpalastes in Washington und vieler anderer Bauten. 
	– Vgl. Muther, Geschichte der Malerei im 19. Jahrh. (Münch. 1893).