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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hoffmann (Friedr. Eduard) - Hoffmann (Joseph)
und Gewicht geordnet erklären und gehörte deshalb
zur Schule der Iatromathematiker (s. d.). Sein
System, obgleich auf eine unhaltbare.Hypothese ge-
stellt und in vielen Einzelheiten höchst inkonsequent,
gewann doch im Gegensatze zu dem seines Neben-
buhlers Stahl (s. d.) viele Anhänger, weil er es auf
eine faßliche Weise darzustellen verstand. Er schrieb:
"N6cIicinH i-ationaiig 3^8t6niHticH" (9 Bde., Halle
1718-40), "Neäieina eonZuitatoriw) (12 Bde., ebd.
1721-39). Seine lat. Werke wurden unter seiner
Mitwirkung (6 Bde., Genf 1740; 2. Aufl. 1748;
Supplemente, 3Bde., 1761) zusammengestellt. Eine
von H. verfaßte "Od^mia r^tionaiis 6t OxperiinLn-
Wli8" erschien 1784. - Vgl. I. H. Schulze, Viw
HossmÄimi Galle 1749).
Hoffmann, Friedr. Eduard, Industrieller, geb.
18. Okt. 1818 zu Groningen bei Halberstadt, ist als
Erfinder mehrerer gewerblicher Apparate, nament-
lich der Ringöfen zum Brennen von Ziegeln, Kalk,
Cement bekannt. Er gründete und giebt seit 1868 die
"Deutsche Töpfer- und Zieglerzeitung" heraus, stif-
tete 1865 den Deutschen Verein für Fabrikation von
Flegeln, Thonwaren, Kalk und Cement und 1880
den Ziegler- und Kalkbrennerverein. Seit 1865 giebt
er auch das "Notizblatt" heraus, das die Ergebnisse
wissenschaftlicher Untersuchungen und Arbeiten,
welche die Industrie der genannten Vereine be-
rühren, enthält, und unterhält hierzu das Labora-
torium der "Deutschen Töpfer- und Zieglerzeitnng".
H. ist Besitzer der Siegersdorser Werkeln Schlesien
und derRäschenerWerkeinderNiederlausitz, diebeide
Baumaterial aus Thon herstellen, der Kronziegelei
Bellin bei Nkermünde i. P. und des Gips- und
Ziegelwerkes Schwarzehütte bei Osterode am Harz,
gründete und betreibt gemeinsam mit W. Vüsscher
die Fabriken wasserdichter Vaumatcrialen zu Ebers-
walde, Halle a. S., Mariaschein in Böhmen, Straß-
burg i. Els., und arbeitet für die Thon- und Kalk-
industrie durch sein Ingenieurbureau zu Berlin.
Hoffmann, Gust., genannt Graben-Hoff-
mann, Liederkomponist, geb. 7. März 1820 zu
Bnin in der Provinz Posen, wendete sich anfäng-
lich dem Schulfach, 1843 bestimmt dem Gesang zu
und wirkte als Lehrer dieser Kunst in Berlin, Pots-
dam, Dresden, Schwerin. Seit 1885 lebt H. wieder
in Potsdam. Unter den vielen Liedern, die eine
humoristische Ader erkennen lassen, sind seine "Fünf-
malhunderttausend Teusel" und das musikalische
Genrebild für Frauenstimmen in einem Akt "Ein
großer Damenkaffee" die bekanntesten. Besondere
Erwähnung verdienen noch ihrerOriginalität wegen
seine Kinderlieder "Die singende Kinderwelt" und
namentlich die "Frühlingsstimmen" sowie auch
seine Gesangschule "Das Studium des Gesanges"
(Dresd. 1868).
Hoffmann, Hans Friedr. Karl, Novellist, geb.
27. Juli 1848 zu Stettin, studierte 1866 -71 in
Bonn, Berlin, zuletzt in Halle deutsche und klassische
Philologie, weilte dann wiederholt längere Zeit zu
Studienzwecken in Italien und Griechenland, wirkte
1872 - 79 in Stettin, Stolp, Danzig und Berlin
als Gymnasiallehrer, lebte als Schriftsteller in
Stettin (bis 1881), in Berlin, wo er 1884-86 die
"Deutsche Illustrierte Zeitung" redigierte, dann in
Freiburg i. Br. und Bozen, und wohnt seit 1892 in
Potsdam. H. gehört zu den begabtesten und her-
vorragendsten Novellisten der neuesten Zeit. Ein
ungewöhnliches Talent für farbenreicheLandschasts-
schilderung und Stimmungsbilder verbindet sich
mit einem Poesie- und geistvollen Humor, der trotz
seiner ausgeprägt norddeutschen Färbung an Gott-
fried Keller gemahnt und auch den vom Dichter ver-
lassenen Lehrerberuf höchst liebenswürdig zu ver-
klären weiß (so in dem Roman "Iwan der Schreck-
liche und sein Hund", Stuttg. 1889; dem Novellen-
cyklus "Das Gymnasium zu Stolpenburg", Verl.
1891; "Ruhm", ebd. 1891). Unter seinen Novellen,
die H. mit gleicher Liebe in der Sonne Italiens und
Griechenlands wie an den Küsten seiner norddeut-
schen Heimat spielen läßt, verdient die Sammlung
"Von Frühling zu Frühling" (Berl. 1889) wohl
den Preis; früher erschienen "Unter blauem Him-
mel" (ebd. 1881), "Der Hexenprediger und andere
Novellen" (ebd. 1883), "Brigitte von Wisdy" (Lpz.
1884), "Im Lande der Phäaken" (Berl. 1884), "Neue
Korfu-Geschichten" (ebd. 1887) sowie das erzählende
Gedicht "Der feige Wandelmar" (Lpz. 1883); die
humoristische histor. Novelle pflegt er in den "Ge-
schichten aus Hinterpommern" (Berl. 1891), das
ernste Geschichtsbild in "Landsturm" (ebd. 1892).
Mit seinem Roman "Der eiferne Rittmeister" (3 Bde.,
ebd. 1890) hat H. einen neuen Weg beschritten.
Auch als humorvoller Lyriker hat er sich bewährt
("Vom Lebenswege", Lpz. 1893).
Hoffmann, Heinr., unter Hinzufügung des
Namens feiner Frau zudem seinigen Hoffmann-
Donner genannt, humoristifcher Dichter, geb.
13. Juni 1809 in Frankfurt a. M., studierte in
Heidelberg, Halle und Paris Medizin, wurde dann
Lehrer der Anatomie am Senkenbergischen Institut
iu Frankfurt, 1851 dirigierender Arzt an der städti-
schen Irrenanstalt daselbst, deren Bau er veran-
laßt hatte, und lebt seit 1889 im Ruhestand. Auf
mediz. Gebiete veröffentlichte er "Beobachtungen
und Erfahrungen über Seelenstörung und Epilepsie"
(Franks. 1859). In weitesten Kreisen bekannt wurde
er durch seine von ihm selbst illustrierten Kinder-
schriften, zumeist durch den "Struwwelpeter" (zuerst
1845, bis 1893 in 176 Auflagen erschienen und in
fast alle Sprachen Europas übersetzt). Diesem Buche
folgten ähnliche: "König Nußknacker", "Im Himmel
und auf Erden", "Bastian der Faulpelz", "Prinz
Grünewald". Seine lyrischen Gedichte erschienen
zuerst 1842 (Frankfurt), in zweiter vermehrter Auf-
lage u. d. T. "Auf heitern Pfaden" 1873; er schrieb
ferner unter dem Pseudonym PolykarpusGast-
feng er eine satir. Vadeschrift: "Der Badeort Salz-
loch" (Franks. 1861), dann das "Breviarium der Ehe"
(Lpz. 1853), "Humoristische Studien" (Franks. 1847;
darin die Komödie "Die Mondzügler"), das "Aller-
seelenbüchlein. Eine humoristische Friedhofs-Antho-
logie" (ebd. 1858) und andere Kleinigkeiten.
Hoffmann, Heinr. Karl Herm., Botaniker, geb.
22. April 1819 zu Rödelheim bei Frankfurt a. M.,
studierte in Gießen und Berlin, war dann längere
Zeit in London und Paris und wurde 1853 Pro-
fessor der Botanik und Direktor des Botanischen
Gartens zu Gießen. Er starb 26. Okt. 1891. Von
seinen Schriften sind zu nennen: "Untersuchungen
über den Pflanzenschlaf" (Gieß. 1851), "Pflanzen-
verbreitung und Pflanzenwanderung" (Darmst.
1852), "Witterung und Wachstum oder Grundzüge
der Pflanzenklimatologie" (Lpz. 1857), "Mykolog.
Berichte" (Gieß. 1870-71).
Hoffmann, Joseph, Maler, geb. 22. Juli 1831
in Wien, war Schüler Karl Rahls und verweilte
1856-64 in Griechenland und Italien. 1866 lieferte
er für das neue Opernhaus in Wien die Deko-