Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

265
Hohenhausen - Höhenkreis
jchlagsverhältnissen ab.-Vgl.Vouguer, 1^3, ü^ure
äs 1a teri-e Gar. 1749); Ratzel, Über H. und Höhen-
gürtel (1889). Die besten Zahlenangaben über H.
geben Herm. Verghaus im "Geogr. Jahrbuch",
Bd. 1 (Gotha 1886) und Grisebach, Vegetation der
Erde (Lpz. 1872).
Hohenhaufen, Dorf im Fürstentum Lippe,
16 Kin im SW. von Rütteln, Sitz eines Amtsgerichts
Landgericht Detmold), hat (1890) 1338 E., Post,
Telegraph, evang. Kirche, Rektoratsschule, Kredit-
kasse, 4 Cigarrenfabriken, Mühlen und Steinbrüche.
Hohenhausen, Elisabeth Philippine Amalie,
Freifran von, Schriftstellerin, geb. 4. Nov. 1789 zu
Waldau bei Cassel als Tochter des spätern Gene-
rals Adam Ludwig von Ochs, vermählte sich 1809
mit dem Freiherrn Leopold von H., damals west-
fäl. Unterpräfekten zu Eschwege, hierauf preuß.
Regierungsrat, mit dem sie in der Folge in Mün-
ster, seit 1817 in Minden, wo ihr Gatte das "Sonn-
tagsblatt" begründete, 18W-24^in Berlin und
dann wieder in Minden lebte, später siedelten
beide nach Cassel über. Nach dem Tode ihres Gat-
ten (1848) lebte sie in Frankfurt a. O., wo sie 2. Dez.
1857 starb. Sie veröffentlichte: "Frühlingsblumen.
Gedichte" (Münst. 1817), "Natur, Kunst und Leben.
Reiseerinnerungen" (Altona 1820), "Novellen"
s3 Bde., Vraunschw. 1829), "Karl von H. Unter-
gang eines Jünglings von 18 Jahren" (ebd.
l837; das Tagebuch ihres Sohnes, der sich auf der
Universität Bonn erschoß), das histor. Schauspiel
"Johann und Cornelius de Witt" (Cass. 1847) u. s. w.
- Ihre Tochter Elise,Freiin v onH., geb. 7. März
1812 zu Eschwege, war mit dem Oberregierungs-
rat Rüdiger verheiratet und lebt in Berlin. Sie
veröffentlichte "Berühmte Liebespaare" (Braunfchw.
1870; Neue Folge, Lpz. 1876; 3. Folge, ebd. 1882;
4. Folge, ebd. 1884), "Schöne Geister und schöne
Seelen" (ebd. 1873), "Der Roman des Lebens"
<2Bde., ebd. 1876), "Romantische Biographien aus
der Geschichte" (ebd. 1878), Novellen, Essays, "Aus
Goethes Herzensleben" (ebd. 1885), "Drei Kaise-
rinnen" (Berl. 1888), "Neue Novellen" (ebd. 1890).
Hohenheim, landwirtschaftliche Anstalt mit
Staatsdomäne im Oberamt Stuttgart des württemb.
Neckarkreises, 13 km im SO. von Stuttgart, an der
Filderbahn, hat (1890) 285 E., Post, Telegraph
und Fernsprechverbindung. Das zur Anstalt ge-
börige Gut, früher einem Adelsgefchlecht gehörig,
entstammte dem Theophrastus Paracelsus, fiel 17li8
als eröffnetes Lehn dem Herzog Karl anheim, welcher
1782 ein Schloß erbaute, dessen Größe und Um-
gebungen mit Versailles wetteisern sollten. Nach
des Herzogs Tode 1793 sank das Schloß fast zur
Ruine berab, nachdem es zuletzt (1814) als Militär-
hospital gedient hatte. 1818 gründete König Wil-
helm I. hier eine landwirtschaftliche Unterrichts-,
Versncks- und Musteranstalt für Württemberg unter
dem Direktor von Schwerz und wies ihr außer dem
Schloß Grohhohenheim ein staatliches Domanial-
gut als Wirtschaftsgebiet zu. 1820 wurde die forst-
liche Lehranstalt (Feldjägorschwadron) von Stutt-
gart nach H. verlegt, 1881 jedoch mit der Universität
Tübingen vereinigt; 1844 wurde auch eine Garten-
bauschule gegründet.
Zur heutigen landwirtschaftlichen Anstalt
H. gehört die landwirtschaftliche Akademie (mit Hoch-
schulrang), die älteste derartige Lehranstalt; sie hat
(1893) außer dem Direktor (Prof. von Voßler) 9 Pro-
sessoren, 8 Hilfslehrer, 3 Assistenten und durchschnitt-
lich 100 (im Sommer 80-90) Hörer. Das voll-
ständige Studium erfordert 4 Semester, doch werden
sämtliche Fach-, Grund- und Hilfswissenschaften in
2 Semestern vorgetragen. Die Bibliothek umfaßt
14 000 Bände. Zur Anstalt gehören ferner eine Acker-
bauschule, 1820 für Vauernsöhne errichtet, eine
Garten- und Obstbaumschule (1844), ferner die Guts-
wirtfchaft mit 300 da Fläche, 100 Stück Rindvieh,
500 Schafen, Ackergerätefabrik und Kunstmühle, eine
landwirtschaftlich-chem. Versuchsstation (1866) mit
Laboratorium, Gewächshaus und Versuchsstallung,
eine Samenprüfungsanstalt, ein technolog. Institut
mit Laboratorien für Cbemie, Bakteriologie, Gä-
rungsgewerbe, Hefezucht, Milch- und Molkerei-
produtte, einer Branntweinbrennerei und Brauerei,
eine Prüfungsanstalt für landwirtschaftliche Ma-
schinen und Geräte, eine Fischzuchtanstalt mit
Brutapparat und endlich eine Meteorolog, und seis-
mographische Beobachtungsstation. Das Hohen-
heimer Forstrevier (über 2200 ka) wird von einem
Oberförster verwaltet, dem zugleich der forstliche
Unterricht an der Akademie übertragen ist. -
Vgl. Fröhlich, Das Schloß und die Akademie H.
(Leonberg 1870); Die land- und forstwirtschaftliche
Akademie H. (Stuttg. 1863); Festfchrift zum fünfzig-
jährigen Jubiläum der königl. land- und forstwirt-
schaftlichen Akademie H. (ebd. 1868).
Hohenheim, Franziska, Reichsgräfin von, geb.
1748, die Tochter eines Freiherrn von Vernardin,
war mit einem Freiherrn von Leutrum verheiratet.
1771 entführte sie Herzog Karl Eugen von Würt-
temberg ihrem Gemahl, ließ sie 1772 durch das
württembergische evang. Konsistorium von dem-
selben scheiden und erwirkte ihr 1774 von Kaiser
Joseph II. die Erhöhung zur Reichsgräsin von H.
Nach dem Tode seiner ersten Gemahlin, Elisabeth
Friederike Sophie von Vayreuth (1780), wollte er
Franziska sogleich zur rechtmäßigen Gattin und zur
Herzogin erheben. Allein der Widerspruch seiner
Brüder und des Papstes hinderte ihn daran. 1784
ließ er sich jedoch insgeheim mit ihr trauen und
1786 seine Vermählung öffentlich bekannt machen.
Doch erst 1791 wurde die kinderlose Ehe nach lang-
wierigen Verhandlungen vom Papste und von den
kath. Höfen anerkannt. Der Einfluß der Franziska
von H. auf den alternden Herzog wird als sehr
günstig gerühmt. Nach dem Tode Karl Eugens
(1793) zog sie sich auf ihren Witwensitz Kirchheim
unter Teck zurück, wo sie 1811 starb. - Vgl. E. Vely,
Herzog Karl Eugen von Württemberg und Fran-
ziska von H. (4. Aufl., Stuttg. 1877).
Hohenheim, Philippus Aureolus Paracelsus
von, s. Paracelsus.
Hohenhowen, Schloßruine bei Engen (s. d.).
Höhenklima, soviel wie Gebirgsklima (s. d.).
Höhenkoten oder Koten, bei der topogr. Auf-
nahme eines Geländeteils alle durch Messung nach
Lage und absoluter Höhe bestimmten Punkte.
Hohenkrähen, basaltische Bergkuppe im Hegau,
nördlich von dem bad. Flecken Singen, ist 645 in
hoch und trägt Vurgtrümmer.
Höhenkreis, auch Scheitel- oder Vertikal-
kreis, in der Astronomie jeder Kreis, der durch den
Zenith (s. d.) und Nadir (s. d.) geht und dessen Ebene
daher zugleich senkrecht auf der Ebene des Horizonts
steht. Ferner bedeutet H. ein zum Messen von Höhen-
winkeln bestimmtes Universalinstrmnent (s. d.), bei
welchem der Horizontalkreis entweder ganz weg-
gelassen oder nur roh geteilt ist.