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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hören - Horizontalen
Hören, s. Gehör.
Horfielb, Stadt in der engl. Grafschaft Glou-
cester, im N. von Bristol und durch Trambahn mit
diesem verbunden, hat (1891) 6934 E.
Horgen. 1) Bezirk im schweiz. Kanton Zürich,
hat 102,6 ykm und (1888) 30910 E., darunter 27182
Evangelische, 3507 Katholiken und 221 andere und
ohne Angabe des Bekenntnisses, in 12 Gemeinden.
- 2) Marktflecken und Hauptort des Bezirks H.,
15 Km südlich von Zürich, am linken Ufer des Zü-
richersees (409 m), an der Linie Zürich-Linththal der
Schweiz. Nordostbahn und an der Dampferlinie des
Sees, ist wohlhabend, stattlich gebaut, von Wiesen
und Weinbergen umgeben und hat (1888) 5519 E.,
darunter 569 Katholiken; Post, Telegraph, elektrische
Kraftgewinnung, evang. und kath.Kirche, einen Hafen
mit Warenhaus; Seidenstoffwebereien und -Färbe-
reien, Werkstätten für Seidenfabrikationsmaschinen,
Möbel-, Asphaltfabrik, Schlauchweberei, Weinbau
und Weinhandel. Etwa 1 km südöstlich die fast er-
schöpfte Braunkohlengrube von Käpfnach, jetzt
eine dem Kanton gehörige Cementfabrik, und 1 km
südlicher, in 453 m Höhe, auf aussichtsreicher Berg-
terrasse der beliebte Luftkurort Bocken. Von H.
nach Südwesten führt eine 23 km lange Poststraße
über die Höhe des Hirzel (736 m) in das Sihlthal
und nach Zug. Im 14. Jahrh. Eigentum der Frei-
herren von Eschenbach, kam H. 1406 durch Kauf an
Zürich, welches daraus eine eigene Vogtei machte.
Hörhaare, s. Gehör (Bd. 7, S. 691k).
Horicon, s. Georgesee.
Hörige, s. Hörigkeit.
Hörigkeit, der in früherer Zeit mannigfach ab-
gestufte Zustand zwischen vollkommener Leibeigen-
schaft (s. d.) und Freiheit. Gewöhnliches Merkmal
war die Stellung nach den Freien, in deren Gericht
der Hörige sich durch den Herrn vertreten lassen
mußte, ein besonderes Hofrecht (s. d.), das Gcbunden-
sein an die Scholle; ferner Zins- und Dienstpflicht
(s. Frone), sowie eine Abgabe aus dem Nachlaß und
Beschränkung in der Vererbung des abhängigen
Grundbesitzes. Eine ausgezeichnete Klasse der
Hörigen bildeten noch im 12. und 13. Jahrh, die
Ministerialen (s. d.), welche zuletzt den Vasallen oder
freien Lehnsleuten völlig gleichkamen. (S. auch
Bauer, Bauerngut, Bauernstand.)
Horiter, s. Edomiter.
Horitz (spr. horsch-), Stadt in der österr. Bezirks-
hauptmannschaft Koniggrätz in Böhmen, an den
Ausläufern des Niesengebirges und an der Linie
Koniggrätz-Wostromer der Vöhm. Kommerzial-
bahncn, Sitz eines Bezirksgerichts (233,93 ykm, 53
Gemeinden, 84 Ortschaften, 30499 kath. czech. E.),
hat (1890) 6910 czech. E., Post, Telegraph, eine czech.
Fachschule für Bildhauer und Steinmetzen; Aktien-
brauerei, Dampfsäge, 4 mechan. Webereien, Malz-
und Zuckerfabrik und ist berühmt durch Kirschenzucht.
An dem nördlich von H. liegenden Berge sind be-
rühmte Sandsteinbrüche. Die ehemalige Feste ge-
hörte den Herren von Smiric, kam 1623 an Wallen-
stein, 1764 an das Erzbistum Prag und ist seit 1843
samt der Herrschaft H. (1789 Ka) Eigentum des
Präger Invalidenhauses. Bei H. siegte 1423 Ziska
über die böhm. Adligen, und hier wurde ihm ein
Denkmal (von Iiricek) errichtet.
Horizont (vom grch. Korsin, begrenzen) oder
Gesichtskreis, Bezeichnung für den Kreis, der
auf einer ganz freien Ebene, wo nichts die Aus-
sicht beschränkt, oder auf hohem Meere die Ober-
stäche der Erde oder des Meers von dem scheinbar
darauf ruhenden Himmelsgewölbe abgrenzt. Der
Beobachter befindet sich im Mittelpunkte dieses
Kreises. Die als kreisrunde Ebene erscheinende
Oberfläche heißt die Horizontalebene oder die
Ebeno des H.; doch gebraucht man gewöhnlich das
Wort H. auch da, wo man eigentlich Horizontalcbene
sagen mühte. Wegen der Kugelgestalt der Erde hat
jeder Ort seinen eigenen H. Derselbe teilt die schein-
bare Himmelskugel in zwei gleiche Halbkugeln, eine
sichtbare und eine unsichtbare, da nur diejenigen
Gegenstände des Himmels sichtbar sind, die sich
über jener Ebene befinden. Jede horizontale Linie
oder Ebene ist senkrecht zu einer sie schneidenden
Lotlinie. Die Oberstäche einer jeden ruhig stehen-
den Flüssigkeit bildet eine Horizontalebene.
Man unterscheidet den scheinbaren und den
wahren H. Der erstere ist der oben erklärte; der
wahre ist eine Ebene, die wir uns parallel mit der
Ebene des scheinbaren H. durch den Mittelpunkt der
Erde gelegt denken. Beide Ebenen stehen von-
einander um den Halbmesser der Erde ab. Gegen-
über der unermeßlichen Entfernung der Fixsterne
kommt dieser Abstand gar nicht in Betracht, und
man kann daher bei der Beobachtung der Höhe von
Fixsternen den wahren und den scheinbaren H. als
völlig zusammenfallend betrachten. Anders verhält
es sich bei Gestirnen in kleiner Entfernung, wie
namentlich dem Mond. Die Höhe dieser Gestirne
auf den scheinbaren H. bezogen unterscheidet sich
von der auf den wahren H. bezogenen Höhe durch
einen Winkel, den man Parallaxe (s. d.) nennt und
der beim Mond fast einen Grad erreichen kann.
Den wahren H. bezeichnet man auch als geo-
centrischen H.
Befinden wir uns auf einem Punkte, der sich
einigermaßen über die Oberstäche der Erde erhebt,
so übersehen wir mehr als die Hälfte der Hunmels-
kugel und die fcheinbare Grenzlinie zwischen Him-
mel und Erde liegt unterhalb einer durch das Auge
des Beobachters gelegten horizontalen Ebene. Den
die freie Aussicht begrenzenden Kreis nennt man
in diesem Falle den natürlichen H. Auch die
Strahlenbrechung (s. d.) verursacht, daß wir mehr
als die Hälfte der Himmelskugel übersehen. Unter
Ost-, Süd-, Nord- und Westhorizont versteht
man den nach diesen Himmelsgegenden gelegenen
Teil des H. - Über den künstlichen H.s. Sextant.
Horizontal, wage- oder wasserrecht, heißt
das, was dem Horizont des Ortes parallel, also
gegen eine lotrechte Gerade, d. i. gegen eine durch ein
frei hängendes Gewicht gespannte Schnur (s. Ver-
tikal) senkrecht ist. Zur Bestimmung einer horizon-
talen Ebene dient oft die Wasseroberfläche, weil
das Wasser und alle flüssigen Körper im Gleich-
gewicht eine Lage annehmen, bei der die Oberstäche
horizontal ist, wobei jedoch von der kapillaren,
d. i. am Nande der Gefäße stattfindenden höhern
oder tiefern Stellung der Flüssigkeit abzusehen ist;
für genaue Bestimmungen der Horizontallage ge-
braucht man die Libellen (s. d.) oder Wasserwagen.
Oft dient die Vertikallinie zur Bestimmung der Hori-
zontalebene, da erstere auf letzterer senkrecht steht,
z. B. bei Blei-, Schrot- und Setzwagen.
Horizontalbohrmafchine, s. Cylinderbohr
Horizontalebene, s. Horizont. smaschine.
Horizontale Gliederung, s. Gliederung (der
Kontinente). ^Schichtlinien.
Horizontalen (bei der Terrainzeichnung), s.