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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hühnerhund - Hühnervögel
große Hitze bieten. Beides wird erreicht, wenn die
Wände nicht zu dünn sind und zwischen dem Auf-
enthaltsraum für die Hühner und dem Dache ein
dichter, ziemlich dicker Zwischenboden liegt, oder
wenn das Dach ein Strohdach ist. Durch Zwischen-
boden und Dach führe man eine Röhre zum Dunst-
abzuge. Die Wände müssen im Innern glatt ver-
putzt und mit Kalkanstrich versehen sein, damit sich
nicht Ungeziefer einnisten kann. Das Innere des
H. muß genügenden Raum zum Sitzen der Hühner
auf gleichhohen (0,50 bis 1,00 m) Sitzstangen haben,
d. h. auf Latten von 0,07 m Breite, deren obere
seitliche scharfe Kanten abgerundet sind; jedes Huhn
bedarf emes Sitzraums von 0,15 bis 0,20 m. Die
innere lichte Höhe des H. sei so groß, daß ein mittel-
großer Mann aufrecht in demselben stehen kann.
Die Legenester, der Reinlichkeit wegen am besten
aus Drahtgeflecht hergestellt, bringt man an den
Wänden nicht hoch über den Sitzstangen an. Außer
der Eingangsthüre müssen noch ein oder mehrere,
0,15 m breite und 0,i8 m hohe, verschließbare Ein-
gangsöffnungen für die Hühner und durch Draht-
aitter verschlossene, mit nach außen aufschlagenden
Fensterflügeln versehene Lichtöfsnungen vorhanden
sein. Der Fußboden wird cementiert oder asphal-
tiert, damit die aus den Exkrementen der Hühner
sickernde Feuchtigkeit nicht aufgesaugt wird. Eine
andere, aber nur während des Sommers brauchbare
Art von H. kann man aus dünnen Fachwänden und
hölzernem Boden herstellen. Es wird so aufgestellt,
daß unter feinem Boden ein freier Schutzraum von
mindestens 1 m Höhe sich befindet, der an der Wetter-
und einer dieser anliegenden Seite gefchlosfen, als
Schutzraum gegen Regen und Wind dient. Zur
Hauptthüre führt eine Treppe.
Hühnerhund, Vorstehhund, Stellhund,
Bezeichnung für diejenigen Hunderassen (s. Hunde),
die vorzüglich Federwild aufsuchen und vor dem-
selben stehen bleiben. Die Hauptanforderungen an
H. sind: sie sollen das Wild, besonders Feldhühner,
Wachteln, Schnepfen, Fasanen, Enten und auch
Hasen, die Nase hoch haltend, unter stetem Hin- und
Herrevieren vor dem Jäger, leicht wittern; sich dem
Wild behutsam nähern; ihm langsam nachziehen,
wenn es vor ihnen hinläuft; da wo es sich drückt,
in einiger Entfernung vor demfelben stehen; dem
gesunden Hasen nicht nachjagen, noch dem vor ihnen
hinstreichenden Federwild flüchtig folgen; ange-
schossenes Wild sogleich, ohne es zu drücken oder zu
zerreißen, apportieren. Das Wasser follen sie zu kei-
ner Zeit scheuen, sondern an jedem von dem Jäger
bezeichneten Orte hineinfahren, überhaupt dem leise-
sten Winke des Jägers folgen. Diefe Eigenschaften
sind zum Teil angeboren, zum Teil werden sie dem
H. durch die Dressur beigebracht. Am häusigsten
wendet man die Parforcedresfur an, bel der dem
Hunde durch Strenge und harte Strafen die pünkt-
liche Folgsamkeit gelehrt wird. Durch strenge Dressur
gelingt es zuweilen, auch andere Hundearten voll-
kommen für die Jagd auf Federwild abzurichten.
Zu den besten H. zählt man: die englischen (Poin-
ters, kurzhaariges. Tafel: Hunderassen, Fig.4;
Setters, langhaarige, Fig. 1), die gewöhnlich im
Galopp revieren und sehr flüchtig sind; die deutschen
(Fig. 5), langsamer, im kurzen Trabe suchend, hart in
der Dressur; die podolischen, stark, schwer, häusig
mit gespaltener Nase, im kurzen Galopp revierend,
leichter in der Dressur; die dänischen, mit ziemlich
langem Bockshaar oder rauhem Flockhaar und einer
langen Fahne an der Rute, leicht in der Dressur; die
französischen, meist langhaarig, weiß mit bunten
Flecken, weich u. s. w. In England gebraucht man
bei der Hühnerjagd neven dem H. noch die Net-
rievers zum Apportieren des erlegten Wildes.
Hühnerlaus, Name einer ganzen Reihe auf
Hühnervögeln schmarotzender Gliedertiere, von
denen die meisten Pelzfresser (s. d.) sind. Eine der
bekanntesten Arten ist I^ipLurus variadiliZ M^se/l
(s. Tafel: Insekten IV, Fig. 17).
Hühnerleder, englische Haut (frz. caneM),
ein weißgares dünnes, feines Leder aus den Fellen
junger Schafe und Ziegen, das für die feinsten
Damenhandschuhe verwendet wird.
Hühnermilbe (sarooptEL mutans Aob.), eine
Art Krätzmilbe (s. d.) von geringer Größe (das
Weibchen von 0,38 bis 0,47 mm, je nach dem Grade
der Trächtigkeit, das Männchen 0,25 mm), die durch
ihr Graben unter der Hornbedeckung der Beine einen
Schorf, die sog. Fuhräude oder Elephantiasis der
Hühner (s. Räude), verursacht, der den Tieren sehr
lästig, ja zur Todesursache werden kann.
Hühnermyrte, Pflanzenart, s. steiiaria.
Hühnerolog, eine deutsch-griech. Mißbildung,
soviel wie Hühner-, Federviehkenner; Hühnero-
logie, Kunde der Federviehzucht; Hühnerolö-
gische Vereine, s. Geflügelzucht.
Hühnerpest, s. Hühnercholera.
Hühnerschwarm, Pstanzenart, s. steiiaria.
Hühnerstall, s. Hühnerhaus.
Hühnertauben, soviel wie Huhntauben (s. d.).
Hühnertod, s. Hühnercholera.
Hühnervögel oder Scharrvögel ((-aUinkcai
^., ^iLctroiuoi'Mks ZM'?, ligHoreL /??., s. die
Tafeln: Hühnervögel I und II und Fasanen),
eine große Ordnung der Vögel, die unter den
Nestflüchtern den ersten Rang einnehmen. Es sind
meist auf dem Boden lebende, verhältnismäßig
schwere Vögel mit kurzem, breitem, meist kuppig
herabgebogenem Schnabel, nackten oder schwieligen
Stellen an Kopf und Hals, aus denen oft Kappen
und Kämme hervorwachsen, kräftigen, beschildeten,
hohen vierzehigen Füßen, deren Hinterzehe indes
meist über dem Boden eingelenkt ist, während die
drei vordern Zehen kurze, breite und stumpfe, zum
Scharren der Erde geeignete Krallen tragen; mit
derbem, straffem, oft in den fchönsten Farben spie-
lendem Gesieder, kurzen, dichten, gewölbten Flügeln
und häusig sehr entwickeltem Schwänze. Die H.
leben meist an der Erde, fliegen meist schwer mit
rauschendem Flügelfchlage, nähren sich von Samen,
Insekten, Würmer, Knospen u. s. w., machen, mit
alleiniger Ausnahme der Familie der Vaumhühner
(s. d.), welche auf Bäumen brüten, und der Groh-
wßhühner (s. d.), ein kunstloses, offenes Nest am
Boden, in dem sie viele Eier bebrüten, und leben
meist in Vielweiberei. Das Männchen ist in diesem
Falle oft größer und schöner als das Weibchen.
Man kennt etwa 400 Arten H., die sich auf 76 Gat-
tungen und 8 Familien verteilen. Diese Familien
sind die folgenden: 1) Faust Hühner oder Step-
penhühner (s.d., L^rriiHptiäHk, mit dem mongol.
Steppenhuhn, Z^rrkaptOg Mi^äoxug ^a^as, s. Ta-
fel: Hühnervögel II, Fig. 2); 2) Flughühner
(s. d., ?t6roo1iäg.6; hierher das Sandstughuhn, ?t6-
rodkL 6xu8tn8 ^emni., Taf. II, Fig. 1); 3) Rauch-
fuß Huhn er (s. d., Istraouiäach mit der Wachtel
(lüoturnix commniiis Sonnet, Taf.II, Fig.4), dem
grauen Rebhuhn (lerHix cinerLa ^., Taf.II, Fig.5),