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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Hypnum; Hypo; Hypoblast; Hypocaustum; Hypochlorite; Hypochonder; Hypochondriaca regio; Hypochondrie

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Hypnum - Hypochondrie

täte meist oder ausschließlich auf Suggestionen zurückführen lassen, s. Suggestion.

Der moderne H. hat sich aus dem sog. Mesmerismus entwickelt, wenn auch die betreffenden Erscheinungen teilweise bereits viel früher bekannt waren. Mesmer (s. d.) hielt dieselben für die Wirkung einer besondern Kraft (des tierischen Magnetismus), die manche Personen in besonderer Intensität besitzen sollten. Tief drang Abbé Faria (1815) in die Erscheinungen ein, der zu Anschauungen kam, die sich mit den gegenwärtig herrschenden nahezu decken. Wissenschaftlich untersucht und in methodischer Weise verwertet wurden sie besonders von Braid 1841, der auch die Bezeichnung H. zuerst anwandte. Unter den neuern Forschern ist neben Charcot besonders Liébeault zu nennen, welcher die Schule von Nancy gründete und insbesondere die Bedeutung der Suggestion für den H. erkannte. In Deutschland wurde die Aufmerksamkeit der Ärzte und Laien auf die bereits fast vergessenen Entdeckungen Braids durch den dän. "Magnetiseur" Hansen gelenkt (1876-80), und erst im Anschluß hieran beteiligten sich deutsche Forscher an dem Studium der hypnotischen Erscheinungen.

Vgl. Weinhold, Hypnotische Versuche (Chemn. 1880); Heidenhain, Der sog. tierische Magnetismus (Lpz. 1880); Schneider, Die psychol. Ursache der hypnotischen Erscheinungen (ebd. 1880); Preyer, Die Entdeckung des H. (Berl. 1881); Avé-Lallemant, Der Magnetismus mit seinen mystischen Verirrungen (Lpz. 1881); Gilles de la Tourette, L' hypnotisme et les états analogues au point de vue médico-legal (2. Aufl., Par. 1888; deutsch, Hamb. 1889); Preyer, Der H. Vorlesungen (Wien 1890); Alfr. Lehmann, Die Hypnose (Lpz. 1890); Moll, Der H. (2. Aufl., Verl. 1890); Forel, Der H. (2. Aufl., Stuttg. 1891); Bernheim, Neue Studien über H. (Wien 1892); Wundt, H. und Suggestion (Lpz. 1892); Schmidkunz, Der H. in gemeinfaßlicher Darstellung (Stuttg. 1892); Krafft-Ebing, Eine experimentelle Studie auf dem Gebiet des H. (3. Aufl., Verl. 1893); Schapira, Der H. in seiner psychol. Beziehung und forensischen Bedeutung (ebd. 1893); Zeitschrift für H., Suggestionstherapie, Suggestionslehre und verwandte psychol. Forschungen (ebd., seit 1892).

Auch in der Tierwelt sind hypnotische Erscheinungen durchaus nicht selten, ja hier länger gekannt als bei dem Menschen. Schon Athanasius Kircher erwähnt in seiner "Ars magna lucis et umbrae" (Rom 1646) ein "experimentum mirabile", darin bestehend, daß er eine Henne, deren Beine zusammengebunden waren, auf den Boden niederlegte und in querer Richtung von jedem ihrer Augen ab nach außen einen Kreidestrich zog, worauf das Tier auch nach Lösung der Fessel längere Zeit regungslos liegen blieb. Joh. Nepom. Czermak hat dieses Experiment mit dem nämlichen Erfolge wiederholt; es gelang wohl auch ohne den Kreidestrich, sicherer mit ihm oder wenn den Tieren etwas (ein Holzreiterchen, Stückchen Wachslicht u. s. w.) auf der Schnabelwurzel befestigt wurde. Czermak meint, daß die Tiere diesen fremden Gegenstand unverwandt fixieren und dadurch schließlich in einen so hochgradigen Zustand nervöser Ermüdung geraten, daß sie sogar einschlafen. Auch die fascinierende Kraft des Schlangenblicks scheint bei kleinen Tieren unzweifelhaft, vielleicht sogar bei nervösen Menschen ähnliche Erscheinungen hervorzurufen. Wahrscheinlich ist auch das Sichtotstellen vieler Insekten sowie der taumelnde Flug vom Nest aufgescheuchter Kiebitze und anderer Vögel weniger Folge einer List und klugen Überlegung, als vielmehr Lähmungserscheinung infolge des vor Angst geschwundenen Selbstbewußtseins. Preyer unterscheidet zwei Zustände bei den nach Czermaks Art behandelten Tieren, eine Schreckwirkung (Kataplexie) und den eigentlichen H. - Vgl. Czermak, Nachweis echter hypnotischer Erscheinungen bei Tieren (Wien 1873); Preyer, Die Kataplexie und der tierische H. (Jena 1878).

Hypnum Dill., Astmoos, Laubmoosgattung aus der Familie der Bryaceen (s. Laubmoose), deren zahlreiche, über die ganze Erde verbreitete Arten einen ästigen, dichtbeblätterten Stengel haben, aus dessen Seiten (meist gegen die Spitze der Äste hin) die langen Stiele der Fruchtkapseln (Büchsen) entspringen. Diese sind eiförmig-länglich oder walzenförmig, mehr oder weniger gebogen, mit gewölbt-kegelförmigem Deckel und vollständig entwickeltem Peristom, das aus einer äußern Reihe von 16 quergerippten Zähnen und einer innern gefurchten und gezähnten Membran besteht. Auf dem Deckel der Frucht sitzt anfangs eine halbierte Mütze. Die Astmoose wachsen namentlich auf feuchtem, beschattetem Boden, an schattigen Baumstämmen und Felsen. Der dicke Moosteppich schattiger Fichten- und Tannenwälder, besonders in nebelreichen Gebirgen (Harz, Thüringerwald, Erzgebirge, Fichtelgebirge, Riesengebirge, Böhmer- und Schwarzwald u. s. w.), besteht vorzugsweise aus solchen, oft nur aus Millionen Individuen weniger Arten. Die meisten Astmoose fruktifizieren selten. Sie sind sehr hygroskopisch und dienen daher mehr als andere Moose dazu, die atmosphärischen Wasser aufzusaugen und festzubalten. Dadurch bewahren sie dem unter ihnen befindlichen Boden die Frische, tragen auch unmittelbar bei ihrer Verwesung zur Humusvermehrung des Bodens bei und gewähren, wenn sie nicht zu dicke Polster bilden, dem aufgehenden Nadelholzsamen ein geeignetes Keimbett. Dieselben sind zugleich nutzbar, da sie getrocknet zu Streu, zum Ausstopfen von Matratzen u. s. w. verwendbar sind. Die Tafel: Moose 1, Fig. 5 zeigt H. cuspidatum L., eine auf Sumpfwiesen häufige Art.

Hypo... (Hyph..., Hyp..., grch.), unter, unten befindlich, häufig in Zusammensetzungen.

Hypoblast (grch.), das innere Keimblatts s. Embryo (Bd. 6, S. 71a.).

Hypocaustum, s. Bad (Bd. 2, S. 255a).

Hypochlorite, die Salze der Unterchlorigen Säure (s. d.).

Hypochonder, ein an Hypochondrie (s. d.) Leidender, grämlicher Mensch.

Hypochondriaca regio, s. Hypochondrium.

Hypochondrie (vom grch. ta hypochóndria, der Unterleib, die Unterrippengegend) oder Milzsucht, lat. Morbus eruditorum s. flatuosus, ein den Geisteskrankheiten nahe stehendes Nervenleiden, welches sich charakterisiert durch die nicht oder nicht hinlänglich begründete, den wirklichen Verhältnissen nicht entsprechende Sorge, die Gesundheit verloren zu haben oder sie bald zu verlieren, und durch eine hierin begründete traurige und trübe Gemütsstimmung, in welcher die Aufmerksamkeit des Kranken anhaltend oder vorwiegend auf die Zustände des eigenen Körpers oder Geistes gerichtet ist. Daher hat man die Krankheit auch geradezu als Pathophobie (grch., "Furcht vor Krankheit") bezeichnet. Die Hypochon-^[folgende Seite]