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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Imprägnierung – Improvisatoren

unter Umständen die Anwendung der Elektricität; von den Arzneimitteln sind Eisen und Chinapräparate nützlich. Den Geschlechtsteilen selbst muß selbstverständlich längere Zeit hindurch völlige Ruhe und Schonung gegönnt werden, sie dürfen weder durch örtliche Mittel, noch durch aufregende Gedanken und Bilder in Thätigkeit versetzt werden, da jedwede Aufregung nur die vorhandene Schwäche steigert. Wo das Unvermögen auf psychischen Ursachen beruht, kann nur eine sachkundige psychische Behandlung seitens eines erfahrenen Arztes die Krankheit beseitigen. Sind beide Hoden durch Krankheiten atrophisch geworden oder ganz entfernt worden, so ist die I. eine dauernde und unheilbare. Alle gegen die I. empfohlenen Geheimmittel sind unnütze Charlatanerien; ebenso muß vor dem Gebrauch aller Aphrodisiaka (s. d.) eindringlich gewarnt werden.

Vgl. Fürbringer, Die Krankheiten der Harn- und Geschlechtsorgane (Braunschw. 1884); Hammond, Sexuelle I. beim männlichen und weiblichen Geschlecht (deutsch Berl. 1889); Gyurkovechky, Pathologie und Therapie der männlichen I. (Wien 1889).

Imprägnierung oder Imprägnation (lat.), Anschwängerung, Tränkung oder Sättigung, wird besonders von gewissen teils der Chemie, teils der Mechanik angehörenden Prozessen gebraucht. So werden poröse Körper, Wolle u. s. w. mit Öl oder Fett, Flüssigkeiten mit Salzen, die sich in ihnen auflösen, oder mit Gasarten, Holz oder Gewebe mit feuerbeständigen Substanzen, um sie selbst flammensicher zu machen, imprägniert. Wichtig ist namentlich das Imprägnieren des Holzes mit verschiedenartigen Stoffen zur Verhinderung der Fäulnis, Schwammbildung und der Zerstörung durch Insekten. (S. Holzkonservierung, Hausschwamm.) – Über die Imprägnation als Erzlagerstätte s. Erzlagerstätten (Bd. 6, S. 342 b).

Impraktikābel (lat.-grch.), unausführbar, unthunlich.

Impresarĭo (ital.), in Italien der Direktor einer Schauspielergesellschaft, meist zugleich Unternehmer auf eigene Gefahr. Er erhält von den Städten umsonst oder gegen Pacht ein Theater eingeräumt, wirbt eine Truppe und vereinigt in seiner Hand die allseitige Leitung des Ganzen. Solange die sog. Commedia dell’ arte blühte, entwarf der I. auch meist die Scenarien, welche die Schauspieler ausführten. Heute bezeichnet man, namentlich in Nordeuropa, als I. einen Opern- und Konzertunternehmer.

Impression (lat.), Eindruck; impressionābel, für Eindrücke empfänglich.

Impressioníst, Vertreter einer Richtung der franz. Malerei (des Impressionismus), welche gegen Ende der sechziger Jahre zuerst aufgetaucht ist. Die I. wollen die unbedingte Rückkehr zur Natur, auch insofern, als sie die Malerei in freier Luft (nicht im Atelier) verlangen. Ihr Streben ist darauf gerichtet, den Eindruck (frz. impression) festzuhalten, welchen die farbige Oberfläche eines Gegenstandes auf das Auge ausübt, und alle verschwimmenden und verschwebenden Töne wiederzugeben, welche die Luft zu verschiedenen Tageszeiten unter dem Einfluß des wechselnden Lichts annimmt. Zu den I. gehören die zahlreichen Nachahmer des Landschaftsmalers Corot. (S. auch Hellmalerei.) – Auch auf das dichterische Schaffen hat der Impressionismus Einfluß geübt; man nennt diejenigen modernen Dichter I. oder Décadents oder Symbolisten, die bestrebt sind, die Eindrücke des Lebens naturgetreu wiederzugeben, sodaß man

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einen körperlichen Eindruck eines jeden Gegenstandes erhält. Dabei haben sie eine eigene für Uneingeweihte oft völlig unverständliche Sprache erfunden, sodaß es sogar nötig geworden ist, ein eigenes Wörterbuch der I. zu schreiben. – Vgl. J. ^[Jacques] Plowert, Petit glossaire pour servir à l’intelligence des auteurs décadents et symbolistes (Par. 1887); Muther, Geschichte der Malerei im 19. Jahrh. (Münch. 1893 fg.).

Impressment (engl.), s. Pressen der Matrosen.

Imprimātur (lat., d. i. es werde gedruckt, abgekürzt impr.), Formel, mit der die Censurbehörde die Erlaubnis zum Druck eines Buches erteilte; auch auf Korrekturbogen üblich.

Improbābel (lat.), unwahrscheinlich; davon das Substantiv Improbabilität.

Improbität (lat.), Unredlichkeit.

Impromptu (frz., spr. ängprongtüh; vom lat. in promptu, in Bereitschaft), Stegreifwitz, eine unvorbereitete, sinnreiche, der Stimmung und Situation des Augenblicks angemessene Äußerung in Prosa oder in Versen, bestehe sie nun in einem einzelnen Witzworte (bon mot) oder in einer zusammenhängenden, abgerundeten Darstellung (Improvisation). Am effektvollsten ist das I., wenn es entweder einzelnen Individuen gegenüber als schnelle Entgegnung (riposte) oder vor einer ganzen Versammlung in treffenden pikanten Anspielungen auf allgemein bekannte Verhältnisse hervortritt. Veranlassung zu I. letzterer Art geben besonders die Tribüne und die Bühne; auf beiden zeichnen sich die Franzosen darin aus. In der deutschen Litteratur spielt das I. keine Rolle; die I. der sog. Spruchsprecher des 15. und 16. Jahrh. sind meist breit und formlos. Gute I. sammelte Zincgref: «Teutsche Apophthegmata» (2 Bde., Straßb. 1626‒31; auf 3 Teile vermehrt, Amsterd. 1659; Auswahl von Guttenstein, Mannh. 1835). – In der Musik bedeutete I. früher ein improvisiertes Stück; jetzt werden besonders Klavierstücke in der entwickeltern Liedform so genannt.

Improperĭen (lat., «Vorwürfe»), von Palestrina komponierte, in der päpstl. Kapelle zu Rom alljährlich am Karfreitag vorgetragene Gesänge, die Vorwürfe Gottes an sein Volk enthalten.

Impropriation (neulat.), Belehnung mit Kirchengütern; geistliche Pfründe, die ein Laie zu vergeben hat.

Improvisāde (frz.; ital. improvvisata), eine Improvisation, improvisiertes Gedicht.

Improvisation (frz.), ein Vortrag ohne Vorbereitung, eine Stegreifdichtung; auch vom musikalischen Vortrag gebraucht. (S. Improvisatoren und Impromptu.)

Improvisatōren (ital. improvvisatori), in Italien Dichter, die aus dem Stegreif (lat. ex improviso) jedes aufgegebene Thema sogleich ausführen, ihre Verse deklamieren oder unter Begleitung eines Instruments absingen. Bei Völkern von lebhafter und fruchtbarer Phantasie kommt die Gabe des Improvisierens, besonders durch Musik angeregt, häufig vor, z. B. bei Negerstämmen und unter den Arabern. Das lebhafteste Interesse im Abendlande für die improvisierte Poesie herrschte seit der Renaissancezeit stets in Italien, an den Höfen von Urbino, Ferrara, Mantua, Mailand und Neapel. Auf der Kunst der I. beruhte auch die Commedia dell’ arte. Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrh. waren berühmt in dieser Kunst Cristoforo aus Florenz,