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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Ingeniös - Inghirami
die Vahnhofsanlagen mit den Eisenbahnhochbauten
und der Tunnelbau. Der Brückenbau, der sowohl
in den Wasserbau als auch in den Straßenbau und
Eisenbahnbau eingreift, aber seines Umfangs we-
gen als besondere Nissenschaft behandelt wird, zer-
fällt in die Lehre von den hölzernen Brücken, den
steinernen Brücken, den eisernen Brücken und den
beweglichen Brücken. Die Baumaschinenkunde be-
handelt die Hilfsmaschinen, welche für Ausführung
der Bauten erforderlich sind, wie Rammen, Bag-
ger, Gesteinsbohrmafchinen u. s. w.
Der Maschinenbau, der Schiffsbau, die Elektro-
technik und verwandte Wissenschaften, deren wissen-
schaftliche Vertreter zwar ebenfalls Ingenieure hei-
ßen,werden jedoch in derNegel nichtalsI.bezeichnet,
sondern zum Gebiet der angewandten Mechanik ge-
rechnet. - Vgl. Handbuch' der I. (2. Aufl., Lpz.
1883 fg.); Vaukunde des Ingenieurs ("Handbuch
der Vaukunde", 3. Abteil., Verl. 1887-92).
Ingeniös (lat.), geistreich, sinnreich, erfinderisch,
kunstreich ausgedacht;Ingenlosität, Scharfsinn,
^Erfindungsgabe u. s. w.
Ingenium (lat.), Geistesanlage, Geist, natür-
licher Verstand; auch Mann von Geist.
IliFeuno (frz., spr. ä'ngschenüh), unschuldig-
naives Mädchen (namentlich als Vühnenrolle).
Ingenuität (lat.), eigentlich der Stand eines
'Freigeborenen; dann soviel wie Aufrichtigkeit, Frei-
mütigkeit.
Ilmenaus (lat.), der Freigeborcne im Gegen-
satz zum Freigelassenen (s. Freilassung). Der Frei-
gelassene hatte in Rom nicht durchweg dieselben,
namentlich politischen, Rechte wie die Freigeborenen.
Verfiel ein Freigelassener in Sklaverei, so konnte er
daraus mit Restitution seines Geburtsrcchts resti-
tuiert werden, aus der Gefangenschaft regelmäßig
durch seine Rückkehr (p08t1iniiniuiu). Die Rechte
der Ingenuität konnten auch einem Freigelassenen
von dem Kaifer verliehen werden, schlechthin (nala-
iiduF l68tiwi) oder unter Verleihung der Rechte des
Patrons (^U5 aureoi-um anulorum).
Inger, auch Schleim- oder Wurmfisch (Ny-
xin6 AlutinoZg, ^>. oder l^^trodraiiciius Aiutino8u8
Z/oc/l), ein merkwürdiger, 25-30 cm langer Fisch
aus der Ordnung der Rundmäuler (s. d.), mit wurm-
artigem, flossenlosem Körper, bloß am Schwanz-
ende mit einem gering entwickelten Flossensaum
von matt blaugrauer Farbe, mit enger Mundspalte,
nur einer Kiemenöffnung unten an jeder Seite des
Bauchs und rudimentären unter der Haut liegenden
Augen. Er lebt meist in größern Tiefen, selten ober-
halb 700 m an den nordeurop. Küsten südlich bis
zum Kanal und ist namentlich in den Fjorden Nor-
wegens sehr häusig. Er ernährt sich von animalischer
Kost, besonders von größern Fischen, denen er durch
After, Mcml oder Kiemenjpalten in das Innere
triecht und dieses ausfrißt, sodatz er als echter Para-
sit zu gelten hat. Zahlreiche Drüsen der Haut sondern
einen klebrigen Schleim ab, der in einer sehr dicken
Lage das Tier einhüllt. - Vgl. Johs. Müller, Ver-
aleichende Anatomie der Myxinoiden (in den "Ab-
handlungen" der Berliner Akademie, 1835-45).
Ingerönz slat.), Einmischung, Einwirkung.
Ingermanland, schwed. Name für das alte
In grien, d.h. das Land der Ingern; russ. iLkoi--
ekaia. 26inhH; bei den Finnen Inger in maa, das
zwischen dem Ladogasee, der Newa, dem Finnischen
Meerbusen, der Narwa und den Gouvernements
Pskow und Nowgorod liegt, bildet seit 1710 den
größten Teil des russ. Gouvernements Petersburg.
Hier leben etwa 20000 Karelen, größtenteils Pro-
testanten. I., das früher zu Nowgorod gehörte,
wurde im 14. Jahrh, von den Schweden erobert,
kam im 15. Jahrh, an Rußland, wurde 1617 wieder
an Schweden abgetreten und 1702 von Peter d. Gr.
erobert. ls- Finnen.
Ingern (russ. Ishoren), Zweig der Karelier,
Ingersheim, Dorf im Kanton Kayfersberg,
Kreis Rappoltsweiler des Bezirks Oberelsah, 5 km
nordwestlich von Colmar, an der Fecht, über die
eine 1773 erbaute Brücke führt, und an der Kaysers-
berger Thalbahn (Straßenbahn) Colmar-Schnierlack
sStation I.-Niedermorschweier), hat (1800) 2485
meist kath. E., 49 Israeliten; Postagentur, Tele-
graph, spätgot. Gemeindehaus (16. Jahrh.), Spital;
Baumwollspinnerei, Spindelröhrchensabrikation,
Müblen, Ziegeleien und Weinbau (328 ka Wein-
berge). I. wird schon im 8. Jahrh, erwähnt.
Ingesi, Fluß in Afrika, s. Alexandra-Nil.
Ingestion (lat.), die Einführung von Nahrungs-
mitteln und andern Stoffen durch den Mund in den
Körper; 1nF68w, diese Stosse selbst. ^(s. d.).
Inghe, flamländ. Name für die Stadt Enghien
Inghirami, alte toscan. Patricierfamilie aus
Volterra; unter ihren Mitgliedern sind folgende
hervorzuheben: Tommaso I., geb. 1470 zu Vol-
terra, gest. 6. Sept. 1516 zu Rom, war ein ausge-
zeichneter lat. Redner und Dichter, wurde von Alex-
ander VI. und Leo X. mit Ehren überhäuft und er-
hielt von Kaifer Maximilian I. die Dichterkrone.
Sein von Naffael gemaltes Bildnis befindet sich im
Palast Pitti zu Florenz. Von seinen Werken sind
nur sieben Reden erhalten (hg. Rom 1777).
Francesco I., geb. 1772 zu Volterra, gest.
17. Mai 1846 in der Badia bei Fiesola, that sich
1799 im Kriege gegen die Franzosen hervor. Spä-
ter wandte er sich dem Studium der Kunst und des
Altertums zu und ward erst in Volterra, dann in
Florenz als Bibliothekar angestellt. Seit 1811 wid-
mete er sich ganz der Altertumswissenschaft, na-
mentlich der etruskifchen, und gründete in der auf-
gehobenen Abtei von Fiesole eine litterar.-artistische
Anstalt, die zugleich als Pflanzschule junger Künst-
ler und für die Veröffentlichung seiner Werke dienen
sollte. Unter letztern verdienen besondere Beachtung:
"NonuN6iiti 6ti-u8cki" (10 Bde., Flor. 1820-27),
"(^Iwi-ia OmericH" (3 Bde., ebd. 1829-51, mit
388 Kupfern), "?itwi-6 äi va8i üttili" (4 Bde.,
ebd. 1831-37, mit 400 Kupfern), "Nu86o 6ti-u8co
c1nu8ino" (2 Bde., ebd. 1833, mit 216 Kupfern) und
die unvollendet gebliebene "3t(ii-ia 66ila i08caiia"
(16 Bde., ebd. 1841-45, mit Atlas). Mangel an
Kritik wie an Sorgfalt der Zeichnungen thut zwar
dem Wert seiner Arbeiten Abbruch, doch hat er
außerordentlich reiches Material zusammengestellt.
GiovanniI., Bruder des vorigen, geb. 16. April
1779 zu Volterra, gest. 15. Aug. 1851 in Florenz,
hat sich als Astronom einen bedeutenden Ruf er-
worben. Von dem Observatorium der Brera in
Mailand ward er zur Leitung der von dem Jesuiten
Nmenez im Kollegium seines Ordens (jetzt (^oi-
Iß^io äoi scolozy) angelegten Sternwarte nach
Florenz berusen. Seine "Ntkemeliäi äßll'occul-
ta^ione äells piccole 8te1i6 80N0 1a iuna" (Flor.
1809-30) verschafften ihm zuerst einen europ. Na-
men, der durch die "IüK'6ui6i'i(1i äi V6N6l6 6 Aiove
all' u8o äs' navi^anti, ^6l inen'llinuo ck' lan'^'H
(1821-24) sowie durch seine Teilnahme an dem