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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Ischl-Strobl - Isenburg (Standesherrschaft)
linenverwaltung, hat (1890) 2272, als Gemeinde
8473 E., Post, Telegraph, eine k. k. Zeichen- und
Modellierschule, Sol-, Fichtennadel- und Salz-
dampfbäder, Inhalations- und Molkenkuranstalt,
Schwefelquell- und Kaltwasserheilanstalt und ist seit
1856 der regelmäßige Sommeraufenthalt der kaiserl.
Familie sowie der Lieblingsaufenthalt des österr.
Adels, der Wiener und vieler Ausländer geworden
(1893: 17821 Kurgäste). Bemerkenswert sind die
unter Kaiserin Maria Theresia erbaute, 1877-80
renovierte kath. Pfarrkirche mit schönen Fresko-
gemälden, die kaiserl. Villa mit prächtigem Park,
das 1875 erbaute neue Kasino, das Theater, das
Amtshaus mit Bezirksgericht, das Kurhaus mit
Park und zahlreiche Villen. Eine besondere Zierde
sind die schattigen Anlagen an der Traun (die
Ssplanade). In den Salzsiedewerken, zu welchen
die Sole aus dem in der Nähe befindlichen Salz-
berg sowie von Hallstatt in Röhren geleitet wird,
wurden (1891) von 360 Arbeitern 14330 t Sud-
und 802 t Industrialsalz im Werte von 1450 721 Fl.,
autzndem 821210 di Sole gewonnen. Der Berg-
bau am Ischler Salzberge stammt aus dem 12. Jahrh.
Südlich der Sirius- oder Hundskogl (598 m) mit
Kaiser Franz-Iosefswarte, nördlich der Sofiens-
Doppelblick mit herrlicher Aussicht. Auf den west-
lich von I. liegenden Schafberg (s. d.) führt seit
1. Aug. 1893 eine von Sankt Wolfgang (s. d.)
ausgehende Zahnradbahn. - Vgl. Kaan, I. und
Umgebung (3. Aufl., Wien 1875): ders., I. et 868
envilou8 (ebd. 1879); Kottowitz, Kurort I. in Öster-
reich (2. Aufl., Linz 1882); I. und seine Umgebung
(9. Aufl., Gmunden 1891).
Ischl-Strobl, schmalspurige Bahn im österr.
Kronlande Salzburg, gehört der Münchener Lokal-
bahn-Aktiengesellschaft (s. d.).
Ischma, linker Nebenfluß der Petschora in den
russ. Gouvernements Wologda und Archangelsk,
entspringt am Timangebirge, hat einen nördl. Lauf
vvn<öW Km und mündet unterhalb Ust-Ischma.
Ifchtip, türk. Stadt, s. Istip.
Ischürie (grch.), s. Harnverhaltung.
Ischyrius, Christian, eigentlich Sterck, aus
Iülich, war 1536 Priester und Lehrer zu Maestricht.
Über sein Stück "lloniuiuZ" s. Nv6r?-mHQ.
Isdegerd (Isdigerdes), s. Iesdegerd.
Ise, Fluß in der preuß. Provinz Hannover, ent-
springt an der Grenze der Altmark und mündet,
50 km lang, bei Gifhorn rechts in die Aller.
Ifebel (grch. Iesabel), die Tochter des tyri-
schen Königs Ethbaal (Ithobal) und Gemahlin des
israel. Königs Ahäb. Die israel. Legende legt ihr
die Ermordung Nabots, die Einführung des Vaal-
dienstes und die Verfolgung der Propheten zur
Last, um Ahäb zu entlasten. Allein dieser beging
den Justizmord an Nabot nach den histor. Nach-
richten- das zweite war eine polit. Mahregel, und
das dritte ist kaum in der berichteten Weise histo-
risch. Iehu ließ I. aus dem Fenster des Harems
im Palast zu Iesreel stürzen, da sie ihn bei seinem
Einzüge mit einem höhnischen Zurufe als Königs-
mörder begrüßte. Ihr Name ist in der Apokalypse
(2, 20) symbolische Bezeichnung eines abgöttischen
verführerischen Weibes geworden.
Iseghem (spr. isechem), Stadt in der belg. Pro-
vinz Westflandern, rechts an dem Mandel, an der
Linie Brügge-Kortrijk der Westflandr. Eisenbahn,
hat (1890) 9965 E., Linnen- und Wollweberei, Lein-
und Tabakbau.
Isegrim, mittelhochdeutsch IssuZi-im, d. h. der
mit dem eisernen Helm, ein altdeutscher Heldenname,
der vor 1100^wahrscheinlich in Flandern, zum Eigen-
namen des Wolfs in der Tierfage gemacht wurde.
Isel, Fluß in Tirol, entspringt am Südwest-
abhang der Groß-Venedigergruppe, durchstießt das
Virgenthal nach OSO., nimmt bei Windisch-Matrei
den Bach des Tauernthals, dann von rechts den
des Deffereggenthals (s. d.) auf und mündet nach
südöstl. Lauf von links bei Lienz in die Dräu.
Ifel, Nebenfluß des Irtysch, s. Ischim.
Isel, Berg bei Innsbruck, 748 m hoch, war
1809 wiederholt Schauplatz der Kämpfe zwischen
den Tirolern unter Andreas Hofer und den Fran-
zofen und Bayern (f. Französisch-Österreichischer
Krieg von 1809). Die breite Hochfläche trägt Park-
anlagen, den großartigen Landeshauptschießstand,
die Schießstätte des Tiroler Kaiserjägerregiments
und zahlreiche patriotische Denkmäler, so insbeson-
dere das 28. Sept. 1893 enthüllte Denkmal Hofers
(Erzstatue von Natter); sie gewährt eine fchöne Aus-
sicht über Innsbruck und das Innthal. Die Vrenner-
bahn führt in einem Tunnel (653 m) unter dem Berg
hindurch. - Den gleichen Namen führt ferner eine
unbedeutende Vorlage des Pfänder (s. d.) östlich
von Bregenz, und Iselsberg heißt auch der
1204 m hohe Sattel zwischen der Schobergruppe
und der Kreuzeckgruppe in den Hohen Tauern, über
welchen die neue Straße von Dölsach im Pusterthal
nach Winklern im Möllthal führt.
Iselin, Isaak, philos. Schriftsteller, geb. 17. März
1728 zu Basel, der Sohn Jakob Christoph I.s
(geb. 1681 zu Basel, gest. daselbst 1737 als Pro-
fessor der Theologie), der ebenfalls als histor. und
polit. Schriftsteller bekannt ist, studierte die Rechte
in Göttingen und ging dann zu seiner weitern Aus-
bildung auf Reisen. Nach der Rückkehr in seine
Vaterstadt wurde er 1754 Mitglied des Großen
Rats und 1756 Ratsschreiber. Er starb 15. Juni
1782 zu Basel. Sein Hauptwerk ist die "Geschichte
der Menschheit" (2 Bde., Franks. 1764; 5. Aufl.,
Bas. 1786). Nächstdem sind zu erwähnen seine
"Vermischten Schriften" (2 Bde., Zür. 1770) und
seine "Ephemeriden der Menschheit" (7 Bde., Bas.
1776-82), die R. g. Becker bis 1786 fortsetzte.
Seine "Pädagogischen Schriften" (Langenfalza
1882) aab H. Göring heraus. - Vgl. Miaskowski,
Isaak I. (Bas. 1875); (Wieland) Dem Andenken
Isaaks I.s. Zur Feier der Enthüllung seines Denk-
mals am 18. Sept. 1891 (ebd. 1891).
Iselsbera, s. Isel.
Isenachtyal, s. Dürkheim.
Issnäouiu, neulat. Name für Eisenach.
Isenburg, Standesherrschaft im Großherzog-
tum Hessen und der preuß. Provinz Hessen-Nassau,
825 <^m umfassend, größtenteils gebirgig, liefert
Getreide, Flachs, Tabak und viel Holz, auch Eisen
und Salz und hat treffliche Viehzucht und Fifcherei.
Die bedeutendste Stadt ist Offenbach (s. d.). - Die
Dynasten von I., von deren Stammburg bei
Neuwied sich nur wenige Ruinen erhalten haben,
gehören zu den ältesten deutschen Dynastengeschlech-
tern. Als der Ahnherr des Hauses erscheint Ger-
lach, Graf im Niederlahngau 993-1016, dessen
Urenkel Rembold I. seit 1093 den Geschlechtsnamen
von I. führte. Nach vielfachen Spaltungen der
Familie und nachdem Wied durch eine Erbtochter
im 15. Jahrh, an die Grafen von Runkel gekommen
war, wurde 1712 das Erstgeburtsrecht eingeführt.
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