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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Italien (Geschichte 1559-1700)

Liga von Cambrai (s. d.), welche die Republik dem Untergang nahe brachte. Nach Erreichung seines Zieles kehrte sich jedoch Julius II. alsbald gegen seine bisherigen Verbündeten, indem er mit Venedig, Spanien, den Schweizern und England die Heilige Liga 1511 schloß, was die Verjagung der Franzosen aus der Halbinsel und die Wiederherstellung des Herzogtums Mailand unter Massimiliano Sforza, dem ältern Sohne Ludovico Moros, zum Ergebnis hatte. Noch während des Pontifikats Julius' II. waren die Medici in Florenz wieder ans Ruder gekommen; nach Savonarolas Sturz hatte sich hier zwar die Republik erhalten, die Regierung war aber in die Hand eines einzelnen Gonfaloniere gelegt worden. Unmittelbar nach der Erhebung Leos X. zum Papst erneuerte sich der Krieg in Oberitalien. Ludwig XII. machte nach Abschluß seines Friedens mit Venedig einen neuen Versuch, das Herzogtum Mailand an sich zu reißen, während die Spanier das Festlandgebiet Venedigs besetzten. Was Ludwig mißlungen war, erreichte sein Nachfolger Franz I. Er schlug 13. und 14. Sept. 1515 die Schweizer Massimiliano Sforzas aufs Haupt, worauf die Eidgenossenschaft und die Spanier sich zurückzogen und der Sforza Mailand gegen ein Jahrgeld an Franz I. abtrat. Alsbald schloß auch Leo X. mit Frankreich Frieden, um zunächst das Herzogtum Urbino an sein Haus bringen zu können; seinem Beispiel folgten Spanien und der Kaiser. Aber die Wahl Karls V. zum deutschen Kaiser entfesselte von neuem den Kampf in I. zwischen diesem, als dem König von Spanien und Unteritalien, und König Franz I. von Frankreich, dem Inhaber der Lombardei. Die Spanier erhielten sich im Besitz der Lombardei durch den Sieg von Bicocca (s. d.), bis der schwankende Kampf in Oberitalien sich völlig zu Gunsten des Kaisers durch den Sieg von Pavia (25. Febr. 1525) entschied, woraus das kaiserl. Heer seine Führer zum Zuge gegen Rom zwang, das 1527 eine furchtbare Verheerung erduldete. Clemens' VII. Geld, Hunger und Pest brachten endlich das kaiserl. Heer zum Abzug nach Neapel. Hierhin folgte ihm nach dem neuen Ausbruch des Krieges zwischen Karl V. und Franz I. eine franz. Armee, aber nur um einer Seuche zu erliegen, während gleichzeitig Andrea Doria, von Frankreich abgefallen, dem Kaiser seine Vaterstadt Genua zuführte. So sah sich Franz im Damenfrieden von Cambrai (5. Aug. 1529) aufs neue zum Verzicht auf ganz I. gezwungen. Es wurde nun von Karl V. Francesco Sforza in Mailand wiedereingesetzt (1529) und der Friede mit Venedig geschlossen; das Wichtigste jedoch waren die Abmachungen zwischen Karl V. und Clemens VII. zu Bologna, wo jener die Zusage der Wiederherstellung seines Hauses in Florenz erhielt. Die Arnostadt, in welcher Savonarolas alte Anhängerschaft die Medici verjagt hatte, wurde nach hartnäckiger Gegenwehr 12. Aug. 1530 durch das kaiserl. Heer zur Ergebung gezwungen, und im Juli 1531 zog in ihr als erblicher Herzog der Gemahl einer natürlichen Tochter Karls V., Alessandro de' Medici, ein. Nach seiner Ermordung (6. Jan. 1537) ging das Herzogtum Toscana an Cosimo de' Medici über. Die Verschwörungen des Burlamacchi in Lucca und des Luigi de' Fieschi (s. Fiesco) in Genua waren ohne Folgen. Während der Kampf zwischen Heinrich II., Franz' I. Nachfolger, und Karl V. schließlich noch Siena Cosimo I. in die Hände spielte, womit Frankreich seinen letzten Stützpunkt im eigentlichen I. verlor, erhielt Spanien bei der Teilung der habsburg. Länder nach Karls V. Rücktritt nicht nur Sicilien und Unteritalien, sondern auch die Lombardei als seine Provinzen. Bestätigt wurde diese Regelung im J. 1559 im Frieden von Câteau-Cambrésis (s. d.).

6) I. unter dem Vorwiegen der spanischen Fremdherrschaft und wachsenden Einfluß Frankreichs (1559-1700). Von Wert war für I. die Sammlung weniger größerer Gebiete während des franz.-habsburg. Kampfes. An Stelle der zahllosen selbständigen Städte fanden sich aus der Halbinsel nunmehr zwischen den span. Gebieten nur noch der Kirchenstaat, Toscana, Venedig, Genua und Montserrat-Mantua; außerdem waren von den kleinern Staaten nur Urbino unter den Rovere, Modena-Ferrara unter den Este, Lucca und San Marino geblieben, dazu kam noch der letzte der päpstl. Nepotenstaaten, das neugeschaffene Herzogtum Parma-Piacenza, unter den Farnesen. Von der größten Bedeutung jedoch für die Zukunft war die Herstellung Savoyens und Piemonts, die zunächst der span. Herrschaft in Oberitalien zur Vormauer gegen Frankreich dienen sollten. Durch ihre Wiedervereinigung in einer Hand hatten sie mehr und mehr im Norden der Halbinsel an Gewicht gewonnen, waren aber dann in dem franz. habsburg. Kampf unter minderjährigen und unkräftigen Fürsten und dank ihrer Lage zeitweilig untergegangen. Wie Mailand von Spanien, so war Savoyen-Piemont von Frankreich besetzt worden, und hier fanden die letzten Kriege gegen Franz I. und Heinrich II., soweit die Entscheidung nicht nördlich der Alpen fiel, ihren Austrag. Der schließliche Sieg der Habsburger gab aber Emanuel Philibert sein verlorenes Land zurück. Während in Toscana sich unter Cosimo I., der noch selbst vom Papst zum Großherzog erhoben wurde, zwar eine tüchtige Verwaltung einlebte, dann aber bereits unter seinem Nachfolger der Verfall von höchster Stelle aus eintrat, und während Venedig zwar noch mit den päpstl., span. und savoyischen Geschwadern an der Seeschlacht von Lepanto 1571 teilnahm, sich aber dann doch alsbald in den Verlust von Cypern an die Osmanen schickte, regierte Emanuel Philibert seine wiedergewonnenen Lande in kräftiger und fruchtbringender Weise und sah endlich 1574 sein Gebiet von den Franzosen wie von den Spaniern ganz geräumt. Eine günstige Gelegenheit zur Erwerbung Montserrats schien sich Savoyen durch das Aussterben der Gonzaga (s. d.) bieten zu wollen; allein im Mantuanischen Erbfolgekriege kam der Hauptteil von Montserrat an den Schützling Frankreichs, Karl von Nevers-Gonzaga. Kurz zuvor hatte ein anderes der kleinern Fürstentümer I.s, Urbino, seine Endschaft erreicht, indem es 1623 ganz im Kirchenstaat aufging. Zu diesem war 1598 auch schon Ferrara geschlagen worden unter Beschränkung der nichtebenbürtigen Este (s. d.) auf Modena und Reggio. Im allgemeinen freilich kamen die Lande der Kurie, welche nur dazwischen hinein in Gregor XIII. und Sixtus V. kraftvolle und tüchtige Regenten erlebten, unter der päpstl. Ausbeutung immer mehr herunter. Die militär. Unfähigkeit dieser Regierung trat schreiend hervor gelegentlich des Krieges um Castro, den Urban VIII. für seine Nepoten, die Barberini, gegen die Farnesen führte. Dagegen zeigte die Markusrepublik eine gewisse Erstarkung. Die span. Mißregierung in den südl. Provinzen