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Jacobi (Joh. Georg) - Jacobini
Halle 1892). - Vgl. Schlichtegroll, Weiller und
Thiersch, Friedrich Heinrich I. nach seinem Leben,
Lehren und Wirken <Münch. 1819)- Kulm, I. und
die Philosophie seiner Zeit (Mainz l831): Röhler,
1)6 zMioLOpbaiiäi rktions I^nlei-ici Hsmici "I.
(Jena 1848); Deycks, I. im Verhältnis zu seinen
Zeitgenossen (Franks. 1849); Fricker, Die Philo-
sophle des Friedrich Heinrich I. (Augsb. 1854);
Zirngiebl, I.s Leben, Dichten und Denken (Wicn
1867); Harms, Über die Lehre von Friedrich Hein-
rich I. (Berl. 1876).
Iacobi, Joh. Georg, Dichter, Bruder des vori-
gen, geb. 2. Sept. 1740 zu Düsseldorf, studierte seit
1758 zu Göttingen und Helmstedt Theologie und
ward 1766 als Professor der Philosophie und Ve
redsamkeit nach Halle berufen. Seine "Poet. Ver-
suche" (Düsseld. 1764) brachten ihn mit Gleim in
persönliche Bekanntschaft, der ihm 1769 ein Kano-
nikat in Halberstadt verschaffte. Von 1774 bis 1776
gab er "Iris", eine Vierteljahrschrist für Frauenzim-
mer, heraus. 1784 folgte I. einem Rufe als Professor
der Litteratur nach Freiburg i. Vr., wo er 4. Jan.
1814 starb. Eine Ausgabe seiner "Sämtlichen
Werke" in 3 Teilen erschien Halberstadt 1770-74,
eine zweite vermehrte Ausgabe, 7 Bde., Zürich 1807
-13 (neueste Aufl., 4 Bde., 1825). I. hatte sich
nach franz. Dichtern, insbesondere nach Gresset und
Chaulieu gebildet; in seinen spätern Jahren erhob
er sich von der Weichheit seiner frühern Gedichte zu
männlich-kräftigerer Empfindung. Seine Biogra-
phie lieferte sein Freund von Ittner ("Sämtliche
Werke", Bd. 8, Zür. 1882). - Vgl. Ungedruckte
Briefe von und an I. G. I. (in "Quellen und For-
schungen zur Sprach- und Kulturgeschichte der
german. Völker", Heft 2, Strahb. 1874).
Iacobi, Karl Gust. Jak., Mathematiker, Bruder
von Montz Hermann I. geb. 10. Dez. 1804 zu Pots-
dam, studierte in Berlin Htathematik, Philosophie
und Philologie, habilitierte sich daselbst 1824 als
Privatdocent für Mathematik, wurde l 825 Lehrer
der Mathematik an der Universität Königsberg und
1827 aufterord. und 1829 ord. Professor daselbst.
In diese Zeit fallen I.s und Abels (s. d.) epoche-
machende Entdeckungen im Gebiete der elliptischen
Funktionen, ^eit 1843 lebte I. aus Gesundheits-
rücksichten einige Zeit in Italien, nahm nach seiner
Rückkehr als Mitglied der Akademie der Wissen-
schaften und königl. Pensionär seinen Wohnsitz zu
Berlin, wo er auch an der Universität seine Lehr-
thätiakeit fortfetzte, bis er 18. Febr. 1^51 starb. Die
Ergebnisse seiner Forschungen über fast alle Zweige
der Analysts hat er meist in Crelles "Journal für
die rcine und angewandte Mathematik" sowie in
den "Monatsberichten" der Berliner Akademie und
andern periodischen Schriften niedergelegt. Ein Teil
derselben erschien in den "Mathem. Werken" (3 Bde.,
Verl.1846-71) gesammelt. Von seinen selbständigen
Werkcn sind "^nuäainsntÄ iiova. tdeoriiiS tunotio-
num eilipticHruiü" (Königsb. 1829) und der "Okmou
Ki"itliiu6tiou8" (Berl. 1839) hervorzuheben. I.s "Vor-
lesungen über Dynamik" wurden von Clebsch (ebd.
1866; 2. Aufl. 1884) herausgegeben. Die Akademie
der Wissenschaften zu Berlin veranstaltete eine Aus-
gabe der "Gesammelten Werke" I.s (7 Bde. und
1 Supplementband, Verl. 1881-91). I.s Wirten
hat Dirichlet geschildert (in den "Abhandlungen"
oer Berliner Akademie, 1852).
Iacobi, Karl Rud. von, Staatsmann, geb.
8. Sept. 1828 in Ieggau bei Gardclegen, stu-
Brockhaus' Kouversations-Lerikon. 14. Aufl. IX.
dierte in Halle und Berlin die Rechte und trat
1856 als Hilfsarbeiter in das preuß. Handelsministe-
rium ein. 1862 in das Ministerium des Innern
berufen, kehrte er )864 in das Handelsministerium
zurück und wurde 1867 zum vortragenden Rat be-
fördert. Seit 1871 wirkte er zugleich als preuh.
Bevollmächtigter bei der Rheinschiffahrts-Central-
kommission. Nachdem er 1872 Mitglied des Staats-
rates und des Gerichtshofs für Kompetenzkonflikte,
1873 Vundesratsbcvollmäcytigter geworden war,
trat er im Herbst als erster vortragender Rat ins
Staatsministerium über, von wo er 1874 wieder
als Ministerialdirektor in das Handelsministerium
berufen wurde. 1877 auch zum Präsidenten des
damals begründeten deutschen Reichspatentamtes
ernannt, wurde er 1879 Unterstaatssekretär im
preuh. Handelsministerium und übernahm daneben
1880 die Leitung der wirtschaftlichen Abteilung im
Reichsamte des Innern. 1881 schied er aus dem
Staatsdienst und übernahm die Präsidentenstelle
der Preußischen Central-Boden-Kreditaktiengefell-
schast, wurde aber Mai 1886 als Unterstaatssekretär
nochmals ins Handelsministerium zurückgerufen,
wieder Vundesratsbevollmächtigter und im Nov.
1886 zum Staatssekretär des Reichsschatzamtes er-
nannt. I.s Thätigkeit galt jetzt namentlich der Re-
form der Zuckersteuer und dem Anschluß Hamburgs
und Bremens an den Zollverein. Seine erschütterte
Gesundheit veranlaßte ihn, 1. Okt. 1888 seine Ent-
lassung zu nehmen. Er wurde gleichzeitig in den
erblichen Adelsstand erhoben. 1891 ward er in den
Kolonialrat berufen.
Iacobi, Moritz Hermann, Ingenieur und
Physik^, Bruder von Karl Gust. Jak. I., geb.
21. Sept. 1801 zu Potsdam, war Baumeister in
Königsberg, bis er 1835 als Professor der Civil-
bautunst nach Dorpat ging. 1837 nach Petersburg
berufen, wurde er l839 Adjunkt, 1842 außerordent-
liches und 1817 ordentliches Mitglied der Akademie
der Wissenschaften sowie später russ. Staatsrat. Er
starb 10. März 1874 zu Petersburg. Seinen Ruf
begründete I. namentlich durch seine Erfindung der
Galvanoplastik (1837) und der Anwendung des
Elektromagnetismus zur Bewegung von Maschinen
und Fahrzeugen (s. Elektrisches Boot) sowie durch
die von ihm mit Augeraud 1850 zu Petersburg in
großem Maßstabe angestellten Versuche mit dem
Bogenlicht. Außer einigen frühern Schriften, wie
"Die Galvanoplastik" (Petersb. 1840) und "^6-
moirs 8UI' i'HpplicHtion äs i'siscti-oiuaFNLtiZiQO
au M0uv6in6nt ä68 mH(Hjii63" (ebd. 1835), hat er
Abhandlungen in den "NsmoireZ" der Petersburger
Akademie veröffentlicht. - Vgl. Wild, Zum Ge-
dächtnis an Moritz Hermann I. (Lpz. 1876).
Iacobmi, Ludovico, Kardinal-Staatssekretär,
geb. 6. Jan. 1832 zu Genzano, Neffe des lang-
jährigen päpstl. Ministers für die öffentlichen Ar-
beiten. In Rom erzogen und früh mit dem wich-
tigen Amt des Sekretärs der Kongregation für die
orient. Riten betraut, wurde er 1862 zum Haus-
prälaten, 1869 zum Unterstaatssekretär ernannt
und ging 1874, zum Erzbischof von Saloniki w
Mltidu8 inüäklium erHoden, als Nuntius nach
Wien, wo sein gewandtes Benehmen und seine
kluge Nachgiebigkeit jeden schärfern Zwist trotz der
neuen Kirchengefetze verhinderte. Deshalb auch mit
den Ausgleichsverhandlungen gegenüber Preußen
beauftragt, suchte er namentlich 1879 Bismarck
durch persönliche Besprechungen in Gastein zu üoer-
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