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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Janowitz (Dorf) - Janson (Kristoffer Nagel)
men, in 413 m .höhe, an der Angel und den Linien
Pilsen-Eisenstein und Klattau-Taus der Österr.
Staatsbahnen, hat (1890) 1001 czech. E., Post, Tele-
graph, Schloß mit Kapelle und Park, Spiritusbren-
nerei und Landwirtschaft.
Ianowitz, Dorf in der Vezirkshauptmannschaft
und dem Gerichtsbezirk Römerstadt im nördl. Teile
von Mähren, hat 508 deutsche E. und ist Hauptsitz
der gräfl. tzarrachschen Eisenindustrie (300 Arbei-
ter) und Leinenindustrie. Mit I. hängen zusammen
Johnsdorf (1636 deutsche E.) mit Eisenwerken
und Kohlenbergbau und Altendorf (2138 E.).
österr. Neimchronist aus einer Wiener Vürgerfami-
lie, seines Handwerks vielleicht Kürschner, dichtete
nach 1277 eine historisch wertlose, von possenhaften
und schlüpfrigen Anekdoten, Novellen und Märchen
strotzende "Weltchronik" in Reimen und Prosa (hg.
von Strauch in den "NonumsntN AsriuHiiiaL
kiZtorica", Zeriptoi-ss <M V6rn3.culg> liuFUH U8i
sunt, Bd. 3, i, Hannov. 1891). I.' zweites Werk,
das "Fürstenbuch", erzählt namentlich die Negierung
der österr. Herzöge Leopolds VII. und Friedrichs
des Streitbaren frisch und kräftig, wenn auch ganz
anekdotenhaft (hg. von Rauch in den "3cripwr68
rei-uui ^uLtriacHi-um", Bd. 1, Wien 1790). - Vgl.
Strauch, Studien über I. (in der "Zeitschrift für
deutsches Altertum", Bd. 28).
Iansen, Cornelis, gewöhnlich in latinisierter
Form Iansenius, niederländ. Theolog, von dem
die Iansenisten (s. d.) den Namen führen, geb.
28. Okt. 1585 zu Acquoi bei Leerdam in Holland,
studierte zu Löwen, Paris und Bayonne und wurde
1630 Professor der Theologie zu Löwen. 1635 ward
er Bischof zu Upern, wo er 6. Mai 1638 starb, nach-
dem er eben sein berühmtes Werk "^ugu8tiuu8,
8611 äoctlina 8t. ^.uFU8tiui", an dem er 22 Jahre
lang arbeitete, vollendet hatte.
Ianfen Enkel, s. Jans.
Iansenisten, eine kath. Kirchenpartei, genannt
nach Cornelis Iansen (s. d.). Der zuerst von
Augustinus und Pelagius, später von Vajus (s. d.)
yesührte Streit über das Verhältnis der göttlichen
Gnade und der menschlichen Freiheit war von der
kath. Kirche nie zu entschiedenem Austrag gebracht:
dieselbe ehrte Augustinus als größten Lehrer der
Kirche und vertrat doch in der Praxis durchaus
semipelagianische Grundsätze. Neu angefacht ward
der Streit durch Ianfens Buch "^U8ii8tiiiii8" (1640),
worin die Lehre Augustins den Jesuiten gegenüber
als die orthodoxe hingestellt war. Iansens Auch ward
1642 von Urban VIII. durch die Bulle In eminsuti
als ketzerisch verboten, fand aber auch außerhalb
der Niederlande viel Beifall. In Frankreich wirkte
Jean Duvergier de Hauranne, Abt von St. Cyran,
in demselben Geiste, und Antoine Arnauld (s. d.)
griff die Jesuiten offen an. Pascal (s. d.) stellte in
seinen "I,6tt!-68 provinciai68" (1656) ihre Moral
entschieden bloß. Aber die Jesuiten bewirkten, daß
Arnauld aus der Sorbonne ausaestoßen ward,
worauf ihn seine Schwester, Äbtissin im Kloster
Port-Royal (s. d.), aufnahm, wodurch dieses Sitz
und Mittelpunkt der Iansenistischen Bewegung
wurde. Innocenz X. verdammte 1653 auf den An-
trag von 85 franz. Bischöfen fünf Sätze aus Ian-
sens "^ußu8tiuu8" als calvinistischc Ketzerei, und
auch der Einwand seiner Anhänger, dem Papste
stehe wohl die Entscheidung zu über das äi-oit (^iias-
^io jni-18), die Zuläfsigkeit von Glaubenssätzen,
nicht aber über das kel.it (^uN68tio lacti), d. h. ob
diese Sätze in dem behaupteten Sinne von Iansen
gelehrt seien, was sie bestritten, ward (1656) durch
eine Bulle abgewiesen. Die Entschiedenheit, mit der
Ludwig XIV. die Ausrottung der I. betrieb, zwang
viele zur Auswanderung in die Niederlande.
Im I. 1693 gab Paschasius Quesnel (s. d.) das
Neue Testament mit Anmerkungen im Sinne Jan-
sens heraus. Auf Betrieb der Jesuiten ward 1709
das Kloster Port-Royal aufgehoben; 1713 ver-
dammte der Papst durch die Bulle Hni^6niw8 101
Sätze Quesnels als ketzerisch und erklärte damit offen
den Semipelagianismus als Kirchenlehre. Diese
Bulle spaltete die franz. Geistlichkeit in die Partei der
Konstitutionisten oder Acceptanten, die der
Bulle zustimmten,und derAntikonstitutionisten
oder Appellanten, weil sie vom Papste an ein
Konzil appellierten, an ihrer Spitze der Erzbischof
Noailles. Letztere wurden von Clemens XI. (1719)
durch das Breve I^toraiis olücii exkommuniziert.
Darauf hin unterwarfen sich viele; auch der Wider-
stand des Parlaments war von kurzer Dauer, ja
1720 ward die Bulle IIniF6niw8 für Frankreich
anerkannt und zum Staatsgefetz erhoben, worauf
1728 auch Noailles sich unterwarf, andere I. nach
den Niederlanden auswanderten und sich dem seit
Anfang des 18. Jahrh, mit Rom im Konflikt stehen-
den liberal-kath. Erzbifckof von Utrecht, dem die An-
erkennung der Wahl verweigert worden war, unter-
stellten. Die so durch I. verstärkte Utrechter Kirche,
der noch zwei Bistümer (Haarlem und Deventer)
angehören, nennt man irrtümlicherweife selbst eine
jansenistische, besser seit ihrer Verbrüderung mit
der deutschen altkath. Kirche, der sie den ersten
Bischof (1873) weihte, die holländisch-alt-
katholische. Sie zählt 25 Gemeinden mit 60000
Seelen. Auch eine schwärmerische Partei, die der
Konvulsionärs (s. d.), erwuchs aus der franz. Bewe-
gung. - Vgl. Leydecker, Hi^orig. ^3.n86ni8uii (Utr.
1695); Reuchlin, Geschichte von Port-Royal (2 Bde.,
Hamb. und Gotha 1839-44); Nippold, Die alt-
kath. Kirche des Erzbistums Utrecht (Heidelb. 1872);
Fuzet, 1^68 ^N86ni8t68 äu 17° 8i6ci6 (Par. 1877);
Rocquain, I^'68prit revolutionuaire kvaut lg. Ii.ö"
vowtion 1715-1789 (ebd. 1878); Döllinger und
Reusch, Geschichte der Moralstreitigkeiten in der
röm.-kath. Kirche, Bd. 1 (Nördl. 1889); Se'chs, 1.6"
ä6rni6l8 "Iali86iii8t68 (Par. 1891-92).
Iansemus, s. Iansen, Cornelis.
Fansenville (spr. dschänns'nwill), Bezirk in der
südöstl. Provinz der Kapkolonie, hat 4980 qM
und (1891) 9350 E., darunter 4180 Weiße. I. liegt,
vomSundayfiußdurchströmt,nordwestlichvonPort-
Elizabeth im Binnenland. Das Land ist fruchtbar,
gut angebaut und meist von Boers bewohnt.
Ianfon, Kristoffer Nagel, norweg. Dichter, geb.
5. Mai 1841 zu Bergen, war zuerst Lehrer, er-
hielt 1876 vom Storthing einen Dichtergehalt,
entsagte aber demselben 1882 und ging als uni-
tarischer Priester nach Amerika. Die meisten und
besten seiner Gedichte und Erzählungen sind in der
Landesmundart geschrieben und zum Teil in die
Stadtsprache, d. i. das Dänische, übersetzt; so fein
Erstlingswerk, die Novellen "Fraa Bygdom" s1866),
die "Norske Digt" (1867); ferner die Erzählungen
"Han og ho" (1868), "Marit Skjolte" (1868), "Tor-
grim" (1872), "Den Vergtekne" (1876), das Epos
"Sigmund Vresteson" (1872) und die Dramen "Ion
Arason" (1867) und "Austanfyre Sol og vestanfyre