Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Japan (Bevölkerung)'
Haupthaar und Iris sind fast ohne Ausnahme schwarz; der Bart der Männer ist im ganzen schwach. Beide Geschlechter zeichnen sich durch Kleinheit und schöne Form der
Hände und Füße aus. (S. Tafel: Asiatische Völkertypen, Fig. 21 u. 22, Bd. 1, S. 985.) In geistiger Beziehung sind die
Japaner den am meisten bevorzugten europ. Nationen gleichzustellen. Auffassungsvermögen, Urteilskraft und Gedächtnis sind bei ihnen in hohem Grade entwickelt. Im
allgemeinen herrscht bei ihnen wie bei den Chinesen der Verstand vor der Phantasie vor. Sie haben deshalb eine besondere Anlage für die mathem. Wissenschaften.
Besonders befähigt und geneigt sind sie zur Aufnahme fremder Bildungselemente. Hierdurch unterscheiden sie sich von allen andern Asiaten, namentlich von den Chinesen.
Über die Sprache s. Japanische Sprache, Schrift und Litteratur.
Religion. Der Shintoismus oder Ahnenkultus ist nach europ. Begriffen keine
Religion. Das Wort Shinto ist der chines.-japan. Ausdruck für Verehrung (Weg) der einheimischen Götter (Kami-no-michi). Diese
ursprüngliche Landesreligion gleicht der Religion der meisten turan. Völker vor dem Auftreten des Buddhismus und Islams. In der ältesten und einfachsten Form des Shinto
wird der Himmel, als Sitz der Gottheit in abstracto, mit letzterer identifiziert. Gegenstände der Verehrung sind die Himmelskörper, die
Elemente und alle Naturkräfte, als Ausflüsse der Gottheit. Der höchste Gegenstand der Anbetung ist die Sonne. Auch die Seelen Verstorbener, welche sich um das Vaterland
verdient gemacht oder sich durch Tugend ausgezeichnet haben, werden unter dem Namen von Kami göttlich verehrt. Als später (Ende des 3. Jahrh.) die chines.
Schriftzeichen eingeführt wurden und sich mit ihnen die chines. Kultur verbreitete, wurde mit dem Shinto eine neue Theo- und Kosmogonie in Zusammenhang gebracht,
eine Um- und Nachbildung der Schöpfungsmythen der Chinesen und ihrer drei Perioden: der himmlischen, irdischen und menschlichen Götter. Zugleich wurde der Ursprung
von Zimmu Tenno, dem Stifter des Reichs und der noch herrschenden Dynastie der Mikado (660 v.Chr.), auf die Gottheit zurückgeführt, und die Zahl der Kami wuchs immer
mehr, bis sie schließlich unendlich wurde. Hierzu kamen, wahrscheinlich unter dem Einflüsse des Systems von Lao-tze, eine Menge von Dämonen und zwischen Menschen
und Göttern stehender, Sju-go-dschin genannter Halbgötter. Die Tempel des Shinto, Mija genannt, sind einfache, mit Stroh gedeckte Holzgebäude von nur mäßigem Umfang
ohne allen äußern und innern Schmuck. Das Hauptgerät in ihnen ist ein hellpolierter Metallspiegel (Kagami) und ein Bündel weißer Papierstreifen (Goheï), vielleicht
Symbole der Reinheit der Seele, des Körpers und des Lebenswandels, welchen der Shinto als erstes Gesetz vorschreibt. Götzendienst findet in den Mijas nicht statt. Einige
von den ältesten derselben, wie namentlich der in Isé auf Nipon, genießen hohe Verehrung und finden jährlich Wallfahrten vieler Tausende zu ihnen statt. 1890 gab es
193242 Mija und 14717 Shintopriester. Seit der Mikadorestauration (1868) ist der Shinto Staatsreligion geworden. – Ihm gegenüber steht der
Buddhismus (japan, Butsudo, d. h. Weg von Buddha), der 552 n.Chr. von Korea aus eingeführt
wurde. Dieses Ereignis ist von größter Bedeutung gewesen, da hauptsächlich ↔ die buddhistischen Geistlichen Verbreiter der chines. Kultur waren. Auch
wurde von ihnen eine Menge nutzbarer Gewächse und Zierpflanzen eingeführt. In frühern Jahrhunderten von der Regierung bald begünstigt, bald unterdrückt, wurde der
Buddhismus 1623 aus polit. Gründen zur Staatsreligion erhoben und gelangte dadurch zwar zu großem Reichtum und Einfluß, niemals aber zu dem Ansehen, in dem der
Shinto bei den Japanern gestanden hat und noch steht. Das Aufhören des Shogunates in neuester Zeit hat auch auf das Ansehen, den Einfluß und die
Vermögensverhältnisse des Buddhismus höchst nachteilig eingewirkt. Wie in China erscheint auch in J. der Buddhismus nicht in seiner ursprünglichen Einfachheit und
ethischen Reinheit, sondern als vielgestaltige Idolatrie mit einem Pantheon ind. Gottheiten. Oberste Gottheit ist Amida, sehr populär ist Kwannon. Eine Verschmelzung des
Shinto mit dem Butsudo zeigt sich in dem schon vor Jahrhunderten erstandenen Rijobu-Shinto, d. h. zweiseitigem Shinto, der seine meisten Verehrer in den niedern
Volksklassen zählt. In ihm erscheinen mehrere dem Shinto angehörige Gottheiten in gröberer, materieller Gestalt. – Die dritte Religion in J. ist das mehr moralphilos. als
dogmatische System des Confucius (s. d.), japan. Dschudo, welches gegen Ende des 3. Jahrh. n. Chr. gleichfalls
über Korea nach J. gelangte. Anhänger des chines. Philosophen, zu dessen Andenken nur einige Tempel bestehen, sind nur Gelehrte und Höhergebildete; doch hat seine
und seines Schülers Mencius Lehre auf die frühere Feudalherrschaft enormen Einfluß geübt. Das Christentum, durch Xavier 1549
nach J. gebracht, entwickelte sich zuerst ungehemmt besonders im Süden, bis feindselige Verordnungen und Verfolgungen (von 1614 an) die Weiterentwicklung hinderten.
1638 wurde es bei Todesstrafe verboten. Nach Abschluß der Verträge Mitte des 19. Jahrh. begannen die Missionen wieder ihre Arbeit, zuerst unter sehr schweren
Umständen, da das Christentum noch bis in die siebziger Jahre verboten blieb. Seit den letzten Jahren besteht in J. vollkommene Glaubensfreiheit. Es wirken in J. Katholiken
(römische) unter vier Bischöfen (Zahl der Anhänger 44300), orthodox-russ. Kirche (Anhänger etwa 18000), die anglikan. Kirche, ferner verschiedene prot. Sekten, unter ihnen
seit 1885 auch eine deutsche liberale. Auch die Unitarier haben seit 1889 Boden gewonnen. Die Bibelübersetzung ist 1887 fertig geworden. Von vielen Japanern wird die
Einführung des Christentums als Mittel zu schnellerer Gleichstellung J.s mit dem Auslande befürwortet. Alle diese Religionsgesellschaften unterhalten Missionen, auch
Schulen, Waisenhäuser u.s.w.
Landwirtschaft. Die Japaner schreiben die Einführung des Ackerbaues der Sonnengöttin Tenshodaijin
(Amaterasu) zu, doch ist es unzweifelhaft, daß die chines. Landwirtschaft der japanischen in ihrer weitern Entwicklung als Vorbild diente. Wie in China stand auch in J. der
Landmann (Hijakuscho) im Range über dem Handwerker (Schokunin) und dem Kaufmann (Akindo). Auch in J. galt nur der Mikado als wirklicher Eigentümer des Landes, das
Volk besaß nur das Recht der Nutznießung. Noch auffallender zeigt sich die Analogie in der Zeit des Dualismus der Regierung und der Herrschaft des Feudalsystems. Auch
hier herrschte das «Brunnenfeldersystem», das in China durchgeführt worden war. Im weitern Verlaufe nahmen jedoch die
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 859.