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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Japan (Litteratur zur Geographie und Statistik); Japan (Zeitungswesen)

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Japan (Zeitungswesen. Litteratur zur Geographie und Statistik)

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Japan (Unterrichtswesen)'

schulen und Mittelschulen. Seit dieser Zeit ist auf dem Gebiete des Unterrichtswesens ganz besonders viel experimentiert worden; 1871–92 wechselten die Kultusminister 14mal. Der Besuch der Elementarschulen ist obligatorisch, aber noch nicht befriedigend durchgeführt; 1891 besuchten von 7195412 schulpflichtigen Kindern 3674694 die Schule entweder gar nicht oder kurze Zeit. Die Zahl der von den Gemeinden zu unterhaltenden Elementarschulen betrug 25396 mit 69586 Lehrkräften. Diese zu erhalten macht Schwierigkeiten. Jede Präfektur hat ein Seminar; zur Ausbildung der Direktoren besteht ein höheres Seminar in Tokio. Die Elementarschulen zerfallen in zwei Arten, «gewöhnliche» und «höhere», erstere sind vom 6. bis 10., letztere vom 10. bis 14. Jahre zu besuchen; die höhern bieten Naturgeschichte, eine fremde Sprache (englisch), Unterweisung im Ackerbau und Handel. An die Elementarschulen schließen sich die Mittelschulen an, die möglichst in jeder Präfektur zu errichten sind; 1890 gab es 54 (11 davon privat) mit 11554 Schülern. Die einzige Universität ist in Tokio. – Für die höhere Bildung der Mädchen ist bis jetzt weniger gesorgt: 1890 gab es 7 höhere staatliche Mädchenschulen und 21 Privatschulen mit etwa 3000 Schülerinnen. Neben den staatlichen Anstalten giebt es nun eine große Anzahl von Privatfachschulen für japan. und chines. Litteratur (703), für engl. Sprache (245), für Handfertigkeit (157), Mathematik (128), Medizin, Ackerbau, Handel u.s.w. Auch für die Blinden und Taubstummen ist Sorge getragen, für die kleinen Kinder sind Kindergärten (189 mit 12484 Schülern) errichtet. Die größte Bibliothek in Tokio hat 294344 Bände und wurde von 59717 Personen benutzt. Zwei Schulen für die Kinder der Adligen stehen unter dem Hausministerium, militär. Schulen unter dem Kriegs- und Marineministerium, Nautische Schule und eine Anstalt für Post- und Telegraphenwesen unter dem Verkehrsministerium.

Zeitungswesen. So jung die periodische Presse ist (die erste tägliche Zeitung erschien erst 1872), so rasch hat sie sich seitdem entwickelt. Die Zahl der Zeitungen und Zeitschriften betrug (1890) 716 mit 188289728 Exemplaren. Auf Tokio kamen davon allein 316. Es erschienen an Druckwerken überhaupt in diesem Jahre 18720, über 4000 mehr als 1889; 7476 waren selbständige Werke, 10580 Sammlungen und 223 Übersetzungen.

Die in Tokio erscheinenden und in der Schriftsprache mit chines. Zeichen und Kana gedruckten größern Zeitungen sind im ganzen Lande von durchgreifendem Einfluß; ihren Inhalt findet man zum großen Teil in den Blättern der Provinzialpresse wieder. Das einzige regierungsfreundliche Organ Tokios «Nitshi Nitshi Schimbun» (Tägliche Neuigkeiten) wird von dem frühern Beamten im Auswärtigen Amte, Fukutsh Kenjiro, geleitet, welcher zuerst in der japan. Presse die europ. Form der Zeitungen eingeführt und eingebürgert hat. «Dschidschi Schimpo» tritt besonders für den Parlamentarismus und für die Gleichberechtigung der Frau im öffentlichen Leben ein. Sehr geachtet ist «Jubin Hotshi Schimbun», ein liberales Blatt, das ständige Berichterstatter in Amerika und England besitzt. «Tshugwai Bukka Schimpo» dient dem Handel und der Industrie, viel gelesen werden die Klatsch- und Sensationsblätter «Jomiuri Schimbun» (Stadtausrufer) und «Kaishin Schimbun» (Reformzeitung). Jeder Beamte muß den ↔ Regierungsanzeiger «Kwanpo» halten. Die gelesenste Zeitung «Asahi Schimbun» (Morgensonnenzeitung) erscheint in Osaka und zählt 30000 Abonnenten. Andere Zeitungen sind: «Kokkai» (halboffiziell), «Uchou» (konservativ), «Mainitshi Schimbun» (liberal), «Dschiju Schimbun» (radikal). Unter den Zeitschriften sind zu nennen «Kokumin no Tomo» (Staatsbürgers Gefährte) für Politik und Litteratur, «Ajia» (Chauvinismus) und eine Zeitung für Volkskunde «Fusoku gahô». Auch das Christentum und der Buddhismus ist Gegenstand verschiedener Zeitschriften. Manche Zeitungen sind illustriert, fast alle haben wie bei uns Novellen als Feuilleton, Heirats- und Geburtsanzeigen u.s.w. sind nicht üblich, die Preise sehr billig (4–6 Pf. pro Exemplar). Zahlreich sind auch die Witzblätter vertreten; das beliebteste «Maru Maru Schimbun» pflegt vornehmlich die polit. Satire.

Die wichtigsten europ. Blätter sind «Japan Gazette» und «Japan Mail» in Jokohama, «Hiogo News» in Kobe und «The Rising Sun and Nagasaki Express» in Nagasaki. Auch zwei deutsche Zeitschriften erscheinen in J.: «Mitteilungen der deutschen Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens» und «Von West nach Ost». Letztgenannte Zeitschrift wird monatlich herausgegeben und hat den Zweck, die Pflege der deutschen Sprache in J. zu befördern, durch Wiedergabe deutscher Geisteserzeugnisse die Eigenart des deutschen Wesens den Japanern nahe zu bringen und ihnen durch Übertragungen aus der japan. Litteratur ins Deutsche das nähere Eindringen in den Geist der deutschen Sprache zu erleichtern. Die Redaktion der Zeitschrift setzt sich aus Professoren der Universität Tokio und aus Beamten zusammen, die zum größten Teil in Deutschland studiert haben. Wichtig sind auch die «Transactions of the Asiatic Society of J.». Es besteht Preßfreiheit, doch können Zeitungen suspendiert und unterdrückt werden.

Litteratur zur Geographie und Statistik. Außer den ältern Werken von Kämpfer (s. d.), Thunberg (s. d.) und Siebold (s. d.) sind hervorzuheben: Georges Bousquet, Le Japon de nos jours et les échelles de l'extrême Orient (2 Bde., Par. 1877); der offizielle Bericht «Die preuß. Expedition nach Ostasien» (4 Bde., Berl. 1864–73); Griffis, The Mikado's empire (Neuyork 1876; 2. Aufl. 1883); Mitford, Tales of Old-Japan (2 Bde., Lond. 1871; deutsch von Kohl, 2 Bde., Lpz. 1875); Bird, Unbeaten tracts in J. (2 Bde., Lond. 1880; deutsch Jena 1882); Rein, J. nach Reisen und Studien (Bd. 1 u. 2. Lpz. 1881–86); Metchnikoff, L'empire japonais (Genf 1881); M. Satow und Hawes, A handbook for travellers in Central and Northern J. (Jokohama 1881); Black, Young J. (2 Bde., Lond. 1881); Dickson, The land of the morning, an account of J. and its people (ebd. 1883); Holtham, Eight years in J. (ebd. 1883); Depping, Le Japon (Par. 1883); Faulds, Nine years in Nipon (Lond. 1883; 2. Aufl. 1887); Naumann, Über den Bau und die Entstehung der japan. Inseln (Berl. 1885); Eggermont, Le Japon. Histoire et religion (Par. 1885); Milne, Appendix to Recherches sur les tremblements de terre au Japon (Berl. 1885); Hassenstein, Atlas von J. (8 Blatt, Gotha 1887); Paul Mayet, Die japan. Staatsschuld (Jokohama 1879); Kussáka, Das japan. Feldwesen (Berl. 1890); Rathgen, J.s Volkswirtschaft und Staatshaushalt (Lpz. 1891); M. Fesca, Beiträge zur Kenntnis der japan. Land-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 863.