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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Johannes (Kaiser von Abessinien) - Johannesen
Ostafien nach Afrika, Abessinien. Seit Mitte des
14. Jahrh, erscheint der König von Äthiopien als
der Priester I.; Botschaften von ihm kommen im
15. Jahrh, an die Kurie, nach Portugal, Arago-
nien. Die Portugiesen wurden auf der Suche
nach dem Seewege nach Ostindien besonders durch
die Gerüchte vom Reiche des Priesterkönigs er-
mutigt. Johann II. sandte 1486 an den Preste
Ioäo eine Botschaft; aber erst 1520 konnten sie
in Abessinien eindringen, fanden aber nur ein ärm-
liches Gebiet und ein verwahrlostes jakobitisches
Christentum. Abessinien blieb nun bis ins 17. Jahrh,
als iie^num ^i'68d^t6i-i .loHnniL bekannt.
Im "Parzival" Wolframs von Eschenbach ist der
Priester I. der Sohn des Feiresiz (s. d.) und der Re-
panse de Schoie. Noch auf dem Konstanzer Konzil
sollen Sendlinge des Priesters I. aufgetreten sein.
Man nimmt an, daß die Sage auf der Vesiegung des
Sultans Sindjar 1141 durch den Chinesen Kuchan
beruht, den die occident. Christen für ihresgleichen
hielten, weil er ihren mohammed. Feind angriff.
Ebenso wurde 1221 Dschingis-Chan, der die christen-
feindlichen Saracenen von Osten angriff, für die
erhitzte Phantasie der Christen ein christl. Helfer,
König David, der Sohn oder Urenkel des Priesters I.
In neuerer Zeit machte man viele, aber miß-
lungene Versuche, das Rätsel von dem asiat. Prie-
sterkönig zu lösen (z.B. Karl Ritter, Bd. 1 der
"Erdkunde von Asien"). Erst dem Franzosen M.
d'Avezac und unabhängig von ihm dem deutschen
Orientalisten Gust. Oppert gelang es, durch Ver-
gleichung aller abendländ. und Morgenland. Be-
richte das Dunkel aufzuhellen. Hiernach bezieht sich
die Kunde von einem christl. Staate unter dem
Priester I. auf das Reich des Corchan von Cara-
catai oder Chorchan der Carachitanen, von dem
der erwähnte Rubrut spricht. Die Ljao-Dynastie
der Kitan beherrschte 906-1125 den Norden Chi-
nas. Aus dem Titel Corchan wurde nach laut-
lichen Gesetzen Iorchan, das sich durch das hebr.
Iochanan in Johann verwandelte. Der jakobitische
Bischof Barhebrä'us (1226-86) identifizierte zuerst
den "König Iachanan" mit dem Ung-Chan des
Mongolenstammes Kerait, der nach seiner Angabe
1007 das nestorianische Christentum annahm.
Vgl. Schott, Kitai, Karakitai und der Priester I.
in Ermans "Archiv für wissenschaftliche Kuude von
"Mand", Bd. 23, Verl. 1864); G. Oppert, Der
Presbyter I. in Sage und Gefchichte (2. Aufl.,
ebd. 1870); Zarncke, Der Priester I. (2 Tle., Lpz.
1876-79).
Johannes hieß der 1889 gestorbene Kaiser von
Abessinien (s. d., Bd. 1, S. 38).
Johannes Chrysorrhöas aus Damaskus,
meist Johannes Damascenus genannt, geb.
um 700, stand als Schatzmeister in Diensten des
Chalifen. 730 wurde er Mönch im Kloster Saba bei
Jerusalem und starb vor 754. Sein Hauptwerk,
die "Quelle der Erkenntnis", faßt die Ergebnisse
der dogmatischen Entwicklung der griech. Kirche ab-
schließend zusammen und ist heute noch für die
gricch. Kirche maßgebend, ilnter seinem Namen
gehen auch die "Heiligen Parallelen", eine Sen-
tenzensammlung. Die beste Ausgabe seiner Werke
lieferte Lequien (2 Bde., Par. 1712), wiederholt von
Migne, "I^troloFia gi-a^H", Bd. 94-96 (ebd.
1860), eine Übersetzung seiner Glaubenslehre Hayd
(in der "Bibliothek der Kirchenväter", Kempt.1880).
- Vgl. Langen, I. von Damaskus (Gotba 1879)
^
und Fr. Loofs, Studien über die dem Johannes von
Damaskus zugeschriebenen Parallelen (Halle 1892).
Johannes Chrysostomus, Patriarch von
Konstantinopel, s. Chrysostomus.
Johannes Damascenus, s.Johannes Chry-
sorrhöas. ften(S.934d).
Johannes Parricrda, s. Johann von Schwa-
JohannesSaresberisnsis,s.Johannesvon
Salisbury.
Johannes Secundus, eigentlich Jan Nico-
lai Everaerts, lat. Dichter, geb. 10. Nov. 1511
im Haag, studierte zu Vourges die Rechte, widmete
sich jedoch dann der schönen Litteratur und Dicht-
kunst. Auch zeichnete er sich durch seine Kenntnisse
in der Malerei, der Bildhauer- und Kupferstech-
kunst aus. Zur Ausbildung dieser Talente reiste er
nach Italien, darauf nach Spanien, wo er Sekretär
des Kardinals Tavera, Erzbifchofs von Toledo,
wurde. Er starb 8. Okt. 1536 zu Utrecht infolge
einer Krankheit, die er sich auf Karls V. Zug gegen
Tunis zugezogen hatte. Unter seinen anmutigen
erotischen Dichtungen in klassischem Latein sind die
"Vasia" (Utr. 1539 u. ö.; deutsch von Passow, Lpz.
1807, von Fröbel, Rudolstadt 1821) am bekann-
testen. Seine "Opsi-a. poktica." (Elegien, Oden,
Epigramme und vermischte Gedichte) wurden zuerst
von seinen Brüdern Nicolai Gaudius und
Andreas Marius, die sich gleichfalls als Dich-
ter auszeichneten (Par. 1541; neue Ausg., Gott.
1748), am vollständigsten und besten von Bosscha
(2 Bde., Leid. 1821) herausgegeben.
Johannes vom Kreuze, span. Mystiker, s.
Cruz, (^an Juan de la.
Johannes von Chur, s. Gottesfreunde.
Johannes von Czezmicze (spr. zsßmize),
Humanist, s. Ianus Pannonius.
Johannes von Goch, Vorläufer der Refor-
mation, f. Goch.
Johannes von Gott (Johann Ciudad oder
Juan de Dio), s. Barmherzige Brüder.
Johannes von Salisbury (I. Sares-
berienfis), Scholastiker, geb. um 1115 zu Salis-
bury, studierte in Paris, zog sich dann drei Jahre
lang in das Kloster Moutier-la-Celle zurück, ging
1151 wieder nach England und wurde Sekretär
des Kanzlers, spätern Erzbischofs Thomas Becker
(s. d.). In dieser Stellung nahm er an den kirch-
lichen Kämpfen hervorragenden Anteil, ward 1176
Bischof von Chartres und starb 25. Okt. 1180.
Von seinen Schriften sind die bedeutendsten: "?o1i-
craticuZ 8iv6 äo nußis euri2.1iuiQ", ein System
kirchlich-polit. Ethik; "NktaloZicon lidri IV", eine
Darstellung der wahren und der falschen Wissenschaft.
Für die Geschichte jener Zeit sind auch seine Briefe
von großer Bedeutung. Eine Gesamtausgabe seiner
Werke veranstaltete Giles (5 Bde., Oxsord 1848). -
Vgl. H. Reuter, I. von Salisbury (Berl. 1842);
Schaarschmidt, I. Saresberiensis nach Leben und
Studien (Lpz. 1862).
Johannes von Wesel, s. Johann von Wesel.
Johannesburg, Stadt in der Südafrikanischen
Republik (s. d.).
Johanneschriften, s. Johannesjünger.
Johannesen, Edvard Holm,norweg. Seefahrer,
geb. 1844 zu Balstrand unweit Tromsö, befuhr
hauptsächlich das Karische Meer, umsegelte Nowaja-
Semlja 1870 und 1871 und entdeckte Aug. 1878
nordöstlich von der Ienisseimündung die Insel En-
somheden oder Einsamkeit.