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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Johannisbrot - Johannistrieb
Johannisbrot, Karoben oder Karuben,
die Früchte des in den Mittelmeerländern wild
wachsenden Johannisbrotbaums (Oeratonia.
3i7ilzua ^., s. Tasel: Leguminosen II: Cäsal-
piniaceen,Fig. 3), auch Bocks Horn- oder Karo-
b enb aum genannt. Derselbe ist die einzige Art der
Gattung Oeratonia und gehört zur Familie der
Leguminosen (s. d.), Abteilung der Cäfalpiniaceen.
Es ist ein schön- und dichtbelaubter Baum von
apfelbaumartigem Wüchse, mit immergrünen, leder-
artigen, unpaarig gefiederten Blättern und unschein-
baren, blattachselständigen, grünlichroten Blüten-
trauben, deren kleine Blüten polygamisch find und
bloß einen Kelch, keine Vlumenkrone besitzen. Den
Namen I. haben die nicht aufspriugenden Hülsen,
die in unsern Apotheken 8i1i(iua6 äulces heißen,
braun, 10-12 cm lang, glänzend und innen fleischig-
markig sind, deshalb erhalten, weil sie nach der
Sage Johannes dem Täufer in der Wüste zur
Nahrung dienten. Sie besitzen angenehmen süßen
Geschmack, aber widerlichen Geruch. In ihrem
Vaterlande sind sie ein wichtiges Nahrungsmittel
(Sodbrot) der ärmern Volksklasse, werden daselbst
auch als Futter für Schweine, Rinder und Pferde
und zur Bereitung eines starken Branntweins ver-
wendet. In Ägypten und namentlich auf Cypern
wird aus ihnen ein Sirup (Kaftanhonig) bereitet,
in dem man andere Früchte einmacht. In Europa
benutzt man sie arzneilich als Hustenmittel, technisch
zur Tabaksaucen- und Rumfavrikation. Das harte
Holz des Johannisbrotbaums ist sehr geschätzt,
und Rinde und Blätter dienen zum Gerben. Die
Kultur des Johannisbrotbaums ist im Orient uralt,
hat sich über alle Mittelmeerländer verbreitet und
wird in Europa namentlich auf Cypern, Kreta,
Chios, dem Süden Spaniens und Portugals und
auf Sicilien betrieben. Die Ausfuhr dieser Länder
beträgt über 10 Mill. K3, im Werte von 22-24 M.
sür 100 K3. Haupthandelsplatz ist Trieft. Vom
lat. Namen (^ratonia leiten manche die Gewichts-
bezeichnung Karat (s. d.) ab, da die Samen Apo-
thekern und Juwelieren früher statt des Gewichts
dienten. - Über das falsche I. s. (^6i-ei8.
Johannisbrunnen, Mineralquelle im Unter-
lahnkreis des preuß. Reg.-Bez. Wiesbaden, im Aar-
thale, bei der Station Zollhaus der Linie Zollhaus-
Diez der Preuß. Staatsbahnen, ist Eigentum einer
Aktiengesellschaft in Köln.
Johannisburg. 1) Kreis im preuß. Reg.-
Bez. Gumbinnen, hat 1679,79 t^km, (1890) 48 747
(22 974 männl., 25 773 weibl.) E., 3 Städte, 166
Landgemeinden und 53 Gutsbezirke. - 2) Kreis-
stadt "lm Kreis I., am Ausflusse des zum Narew
gehenden Pischflusses aus dem Rosch-See, in 116 m
Höhe, an der Nebenlinie Allenstein-Lyck der Preuh.
Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtcs, eines
Amtsgerichts (Landgericht Lyck), Hauptzollamtes
und zweier Oberförstereien, hat (1890) 3222 E.,
darunter 117 Katholiken und 148 Israeliten, Post
zweiter Klasse, Kreissparkasse, Kreditverein, bedeu-
tenden Aalfang, Holz- und FisckMndel. Das 1345
erbaute Schloß lag im NO. der (^tadt.
Johannisechse (^diepkarnZ Mnnonicug Mts-
^e?-), eine zur Familie der Schlangenaugen (s. d.)
gehörige Echse mit 8-10 om langem, walzigem
Körper, schwachen fünfzehigen vordern und hintern
Gliedmaßen, oben heller oder dunkler gelbbraun
mit einer dunklern Längsbinde, unten abgeplattet,
Hrau bis schwärzlich, mit verkümmerten Augen-
lidern. Die I. kommt in Kleinasien und im südöstl.
Europa von Ungarn an auf grasigen Hügeln vor.
Johannis Gmpfängnis, der 24. September.
Johannis Enthauptung, der 29 August
Johannisfest, s. Johannes (der Täufer).
Johannisfeuer oder Würzseuer,heidnischer,
im Volksleben fortlebender Gebrauch, in der Nacht
vor Johannis (24. Juni) Feuer anzuzünden, die die
bösen, Krankheit und Mißwachs bringenden Dä-
monen abwehren sollen. Hervorgegangen scheint
das I. aus dem Notfeuer (s. d.), weshalb es auch
oft Nod- oder Notfeuer genannt wird. Auch der
Hergang ist hier ganz derselbe wie dort, nur daß
der Umlauf mit Fackeln und die Umwälzung eines
Rades beim I. befonders hinzutritt. Das letztere
deutet offenbar auf die Sonne, weshalb das I. auck
Himmelsfeuer genannt wird. Strohpuppen, die
man in einigen Gegenden noch heute in das Feuer
zu werfen pflegt, deuten auf altes Opfer hin, das
mit dem Feuer verknüpft war. Es war ein abwehren-
des Opfer gegen Viehseuchen undMißwack)s, nament-
lich gegen Hagelschäden. In letzterer Beziehung deckt
sich das I. oft mit dem Hagelfeuer (f.d.). I. findet
man in ganz ähnlicher Gestalt fast über ganz Europa
verbreitet. - Vgl. Mannhardt, Der Vaumkultus
der Germanen und ihrer Nachbarstämme (Berl.1875).
Johanniskäfer, s. Johanniswürmchen und
Iulikäfer.
Johanniskraut, Pflanzenart, s. ll^sricmm.
Johannislauch, s. Iakobslauch. ^271 d).
Johannislogen, s. Freimaurerei Md. 7^ S.
Johannisminne, s. Johannissegen.
Johannisorden, verschiedene geistliche Bruder-
schaften, deren Schutzpatron Johannes der Täufer
ist. 1205 begründeten Kreuzritter zu St. Jean
d'Acre den Ritterorden von St. Johannes
dem Täufer und St. Thomas zum Schutz der
Pilger und zum Kampfe gegen die Ungläubigen.
Der Orden breitete sich in Italien und Spanien
aus, that sich im Kampfe gegen die Saracenen
hervor, ging aber später in dem Johanniterorden
(s. d.) aus und lebte nur noch in Spanien als Tho-
masorden fort.
Fohannisfegen,I oh annisminn ^Johan-
nis wein, der Wein, der in Deutschland in den
lath. Kirchen am Gedächtnistage Johannes des
Evangelisten (27. Dez., deshalb Johannisweihe
genannt) gesegnet und zum Andenken des Johannes
entweder, vom Priester dargereicht, in der Kirche
oder, von den Gläubigen nach Hause mitgenommen,
dort zum Empfange geistiger und leiblicher Wohl-
that getrunken wird. Der nicht sehr alte Gebrauch
verdankt seine Entstehung der Legende, daß Jo-
hannes ihm angebotenen vergifteten Wein ohne
Schaden genossen habe.
Johannistag, soviel wie Johannissest, s. Jo-
hannes (der Täufer).
Johannistanz, s. Choreomanie.
Johannistopf, ein transparentes Thongefäß,
das die Töpfer in frühern Jahrhunderten am Abende
des Festes Johannes des Täufers an ihrem Haufe
aufzuhängen pflegten.
Johannistrieb oder Augustsaft, die erneute
Vegetationsthätigkeit, die sich bei fast allen unsern
Gehölzen durch Entwicklung des "zweiten Triebes",
wenn auch in schwächerm Maße als im Frühjahr, zu
erkennen giebt. Die Zeit des I. wird in den Baum-
schulen mit Erfolg zur Vermehrung der meisten Blü-
tensträucher durch Stecklinge benutzt und ist zu berück-