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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Johannisweihe - Johanniterorden
sichtigen bei den Sommerveredelungen, insbesondere
beim Okulieren aufs schlafende Auge ls. Veredelung)
sowie auch beim Augustschnitt der Obstbäume.
Johannisweihe, Johanniswein, s. Io-
hannissegen.
Johanniswürmchen oder Johanniskäfer
(I^mp^rig), ein Geschlecht der weichhäutigen Käfer
(N^coäsi'iNÄta, s. d.) mit über 20
europ. Arten, deren^iännchen und Weib-
chen sich wesentlich unterscheiden; letztere
sind meist ohne Flügel und Flügeldecken,
larvcnähnlich, erstere baben weicke,
dünne, aber breite Flügeldecken und ein
gutes Flugvermögen. Die häufigste Art
m Mitteleuropa, I^mp^i-ig Lpleuäiänw
7^. (s. beistehende Figur, vergrößert), stiegt im Juni
und Juli. Über ihr Leuchtvermögen s. Glühwurm.
Johanniswurzel, s. ^spiäiuin
Johannit, s. Uranvitriol.
Johanniter, s. Johanniterorden.
Johanniterinnen,Hospitalit er innen vom
Orden des heiligen Johannes vonIerusa-
lem, die Mitglieder eines im 13. Jahrh, in Frank-
reich gestifteten Frauenordens, der sich der Kranken-
pflege widmete, 1624 sich dem Johanniterorden an-
schloß und während der Französischen Nevolution
sich auflöste. - Vgl. Uhlhorn, Die christl. Liebes-
thätigkeit, Bd. 2 <Stuttg. 1884).
Johanniterorden. Die Anfänge des I. sind in
einem der zu Jerusalem für die Pflege lat. Pilger Ende
des 6. Jahrh, von Gregor d. Gr. gegründeten, durch
Karld. Gr. wieder aufgerichteten, von Mönchen ge-
leiteten Hospitäler (grch. H^enodochien) und zwar
in jenem zu suchen, das, bei der Kirche St. Maria
Latina gelegen, mit Unterstützung amalfitanischer
Kaufleute um die Mitte des 11/Jahrb. neu auf-
geblüht war. Gerhard, der Vorsteher des Hospitals
zur Zeit der Eroberung Jerusalems durch die Kreuz-
fahrer <1099), schuf es durch Erlassung einer neuen
Regel zu einem selbständigen Institut um, das unter
der Leitung seims nachfolgenden Vorstebers Rai-
mund von Puy (1120-60)^ der als erster den Titel
"Meister" führte, den Charakter eines geistlichen, der
Armen- und Krankenpflege gewidmeten Ritterordens
annahm. Dessen Mitglieder, die in drei Klassen:
Ritter, Kapläne und 86rvi6Qti ä'llrmi eingeteilt
waren, wurden Hospitaliter (Hospitalbrüder)
oder nach dem von ihnen erwählten Schutzpatron,
Johannes dem Täufer, Johanniter genannt.
Rasch mehrten sich ihre Güter und ihr Ansehen im
Heiligen Lande und in Europa. Sie genossen, von
Paschalis II. angefangen, der bereits 1113 ihre
Regel und ihren Besitzstand bestätigte, stets den be-
sondern Schutz der Päpste und wurden von ihnen
mit zahlreichen Privilegien ausgestattet.
Nach der Eroberung Jerusalems durch Saladin
<1187) verlegte derOrden seinen (^itz nach Ptolemais,
und als auch dieses ein Jahrhundert später ver-
. loren ging, begaben sich die Ritter nach Cypern, wo
ihnen der König dieser Insel die Stadt Limisso ein-
räumte. Sie behielten jedoch den Ort nur 18 Iabre,
dis sie 1309 Rhodus eroberten und hier ihren Haupt-
sitz aufschlugen, weshalb sie auch Rhodiserritter
genannt wurden. In dieser Zeit wurde der Templer-
orden aufgehoben, dessen Güter infolge der Bestim-
mungen Papst Clemens' V. großenteils den Johan-
nitern zufielen. Auf Rhodus hatten sie ernste
Kämpfe mit den Türken zu bestehen, und berühmt
ist ihre tapfere und glückliche Verteidigung unter
dem Großmeister Pierre d'Aubusson gegen die Tür-
ken unter Mohammed II., welche 1480 die Stadt
Rhodus mit einer ungeheuern Übermacht belager-
ten. Allein die Angriffe der Türken wiederholten
sich, und, von Europa verlassen, wurde der Groß-
meister Philipp de Villiers de l'Isle Adam nach der
hartnäckigsten Gegenwehr von Sultan Suleiman II.
gezwungen, Rhodus 24. Dez. 1522 zu übergeben.
Die Ritter verweilten nun nacheinander an mehrern
Orten, bis ihnen Karl V. 1530 die Inseln Malta,
Gozzo und Comino unter der Bedingung eines
beständigen Krieges gegen die Ungläubigen und die
Seeräuber und derRückgabe dieserInseln an Neapel,
wenn es dem Orden gelänge, Rhodus wieder zu er-
obern, eigentümlich als kaiserl. Lehn überließ, wo-
von sie nun auch Malteserritter genannt wurden.
Unter Jean de Lavalette, der seit 1557 Groß-
meister war, die Hauptstadt und Festung Lavalette
baute und 1568 starb, schlugen sie 1565 einen An-
griff Suleimans II. zurück und behaupteten darauf
ihre Selbständigkeit bis zur Französischen Revo-
lution. Schon früher hatten sie, infolge der Refor-
mation, ihre Güter in England, den Niederlanden
und Skandinavien verloren; jetzt war diefes auch in
Frankreich der Fall. Als Malta von Bonaparte auf
dessen Zuge nach Ägypten angegriffen wurde, kapitu-
lierte der Großmeister Hompesch (s.d.) 12. Juni 1798
obne ernstlichen Widerstand. Im Sept. 1800 er-
oberten die Engländer die Insel, und obschon im
Frieden zu Amiens bestimmt wurde, daß sie dem
Orden zurückgegeben werden sollte, blieb doch Eng-
land seitdem im Besitz derselben. Im Interesse des
Ordens hatte Zompesch, bald nachdem er Malta
verlassen hatte, auf seine Würde Verzicht geleistet,
worauf 16. Dez. 1798 der Kaiser Paul I. von Ruß-
land zum Großmeister erwählt wurde.
Nach seinem Tode (1801) wurde mit Rücksicht
auf die Hindernisfe, die der Einberufung eines
Gcneral-Ordens-Kapitels entgegenstanden, die Wahl
seines Nackfolgers dem Papst übertragen. Sie fiel
nach vielen Schwierigkeiten auf Vailli Tommasi,
der seinen Sitz in Catania in Sicilien aufschlug.
Da sich die Lage des Ordens durch weitere Ein-
ziehungen seiner Güter noch verschlimmert hatte, so
wurde nach dem Tode Tommasis von der Wahl
eines Großmeisters abgesehen und der Orden, wel-
cher 1826 nach Ferrara, 1834 nach Rom überge-
siedelt war, durch Großmeister-Stellvertreter regiert,
bis Papst Leo XIII. in Anerkennung des Wieder-
aufschwunges, welchen die Institution besonders
unter der Leitung des 1872 erwählten Großmeister-
Stellvertreters Fr. Joh. Vapt. Ceschi a Santa Croce
genommen hatte, diesen mit Breve vom 28. März
1879 zum Großmeister erhob und den Orden in sein
Reckt, sich sein Oberhaupt nach althergebrachten Be-
stimmungen zu wählen, wieder einsetzte.
Der I. war ursprünglich in acht in verschiedene
Priorate zerfallende Zungen geteilt, nämlich die
von: Provence, Auvergne, France, Italien, Aragon,
England, Deutschland und Castilien mit Portugal.
An Stelle des unter Königin Elisabeth aufgehobe-
nen engl. Ordenszwciges trat das 1782 gestiftete bayr.
Großpriorat als "engl.-bayr. Zunge". 1799 vor-
übergebend aufgcboben, wurde es nachmals mit den
neu errichteten russ. Prioraten zur "engl.-bayr.-russ.
Zunge" vereinigt, die aber 1808 in Bayern, 1810 in
Rußland erlosch. Die zum Großpriorate von Deutsch-
land gehörige Ballei Brandenburg (s. weiter unten)
batte sich schon von ihm getrennt, ehe dasselbe mit