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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Jordan

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Jordan (Henri) - Jordan (Sylvester)

lich von Jericho vollendet. Zwischen dem See Genezareth und dem Toten Meer kann jedoch der J. durch 54 Furten überschritten werden, von denen 49 nördlich vom Nahr ez-Zerka (viele Besan gegenüber), nur 5 Jericho gegenüber sich finden. Der J. wird jetzt von den Arabern gewöhnlich Scheriat el-Kebire genannt, «die große Tränke», der Name el-Urdun ist nur wenig bekannt. Epochemachend für die Kenntnis des J. war die Expedition der Vereinigten Staaten Nordamerikas unter Lieutenant Lynch 1848. – Vgl. Lynch, Narrative of the United States' Expedition to the River J. and the Dead See ^[richtig: Sea] (Philad. 1849 u. ö.; deutsch von N. N. W. Meißner, Lpz. 1850; 2. Ausg. 1854); Official Report of the United States' Expedition etc. (Washington 1852); ferner MacGregor, The «Rob Roy» on the J. etc. (Lond. 1860 u. ö.); Memoirs der Survey of Western Palestine; Edw. Hull, Mount Seir, Sinai and Western Palestine (Lond. 1885); Memoir on the geology and geography of Arabia Petraea, Palestine and adjoining districts (ebd. 1889).

Jordan, Henri, Altertumsforscher, geb. 30. Sept. 1833 zu Berlin, aus einer zur franz. Kolonie gehörigen Familie, studierte in Bonn und Berlin, habilitierte sich daselbst und wurde 1867 Professor in Königsberg, wo er 10. Nov. 1886 starb. Seit 1861 oft wiederholte Reisen nach Italien, die anfangs hauptsächlich textkritischen Untersuchungen auf den Bibliotheken galten, regten J.s ausgezeichnete Forschungen auf dem Gebiete der röm. Religionsgeschichte und später seine umfassenden Studien über die Topographie Roms an. Er veröffentlichte u. a.: «Catonis praeter librum de re rustica quae extant» (Lpz. 1860), «Sallusti Catilina, Jugurtha, historiarum reliquiae» (Berl. 1866; 2. Aufl. 1876), «Topographie der Stadt Rom im Altertum» (Bd. 2, ebd. 1871; Bd. 1, Abteil. 1, 1878; Abteil. 2, 1885), «Forma urbis Romae» (ebd. 1874), «Kritische Beiträge zur Geschichte der lat. Sprache» (ebd. 1879), «Der Tempel der Vesta und das Haus der Vestalinnen» (ebd. 1886), und bearbeitete die 3. Aufl. von Prellers «Röm. Mythologie» (2 Bde., ebd. 1881–83).

Jordan, Max, Kunstschriftsteller, geb. 19. Juni 1837 in Dresden, widmete sich anfänglich in Jena, Berlin, Bonn und Leipzig dem Studium der polit. Geschichte und wendete sich später dem der Kunstgeschichte zu. 1872 zum Direktor des Museums zu Leipzig berufen, habilitierte er sich gleichzeitig an der dortigen Universität für das Fach der neuern Kunstgeschichte, siedelte jedoch 1874 nach Berlin über, um die Einrichtung und Leitung der neu entstehenden Nationalgalerie zu übernehmen und die Lehrthätigkeit an der dortigen Universität fortzusetzen. 1880 trat er unter Beibehaltung dieses Amtes in das preuß. Kultusministerium als vortragender Rat für Kunstangelegenheiten, wurde Senator der Akademie der Künste daselbst und Mitglied der Landes-Kunstkommission. Seit 1881 ist er auch Geschäftsführer der Verbindung für histor. Kunst. Außer gelegentlichen Publikationen über Genelli, Preller, Schnorr u. a. neuere deutsche Künstler sowie verschiedenen Stücken in Dohmes «Kunst und Künstler» veröffentlichte J.: «Das Königtum Georgs von Podiebrad» (Lpz. 1861), «Das Malerbuch des Lionardo da Vinci» (ebd. 1873), die deutschen Originalausgaben der Werke von Crowe und Cavalcaselle: «Geschichte der ital. Malerei» (6 Bde., ebd. 1869–76) und «Leben Tizians» (2 Bde., ebd. 1877), ferner den «Beschreibenden Katalog der Nationalgalerie» (Berl. 1876; 8. Aufl. 1888), das «Stammbuch der Nationalgalerie» (ebd. 1880) und gemeinschaftlich mit R. Dohme «Das Werk A. Menzels» (Münch. 1886–90). ^[Spaltenwechsel]

Jordan, Rudolf, Genremaler, geb. 4. Mai 1810 zu Berlin, war ein Schüler Wachs. Nachdem er schon mit dem Erstlingswerk: Das Innere einer Lotsenhütte (1831; im Besitz des Deutschen Kaisers) Erfolg gehabt hatte, setzte er seine Kunststudien 1833 zu Düsseldorf unter der Leitung von Schadow und Sohn fort. 1834 trat er mit seinem Heiratsantrag auf Helgoland (Berlin, Nationalgalerie) hervor, welchem Die Trauerbotschaft der Lotsen (1836), Das Sturmläuten auf Helgoland (1838), Das Lotsenexamen (1842), Bootswinde in der Normandie (1843; Berliner Nationalgalerie), Schiffbruch an der normänn. Küste (1848; Dresdener Galerie), Die betenden Waisen beim Sturm (1852), Der Tod des Lotsen (1856; Berliner Nationalgalerie), Die Krankensuppe und Die Zeit des ersten Kindes (1862; Kunsthalle in Düsseldorf), Der erste Besuch am Morgen nach der Hochzeit (1861; im städtischen Museum zu Leipzig), Das holländ. Altmännerhaus und Der Witwe Trost (beide 1866; in der Berliner Nationalgalerie) folgten. Er hatte hierzu die Küsten der Nord- und Ostsee wiederholt bereist und selten zu einem binnenländischen Motiv, wie Der Suppentag in einem franz. Kloster (1868; im städtischen Museum zu Leipzig) oder Die gefallene Tochter (Museum in Breslau), gegriffen. Von seinen spätern Werken erheben sich noch einzelne zu gleicher Höhe wie die frühern, so Die Schiffbrüchigen in der Strandkneipe (1872), Alle Boote kehren zurück, nur eins nicht (1876) und Die holländ. Strandkneipe (1884). Aus einer Studienreise nach Italien (1877 und 1878) entsprangen geringe Bilder, wie Der Milchladen, Die Römische Osteria, Die Bettlerin u. s. w. Eine größere Anzahl von Aquarellen, Radierungen und Illustrationen haben auch dazu beigetragen, J. den besten deutschen Genremalern anzureihen. Er war bis zu seinem Tode, 25. März 1887, Professor an der Akademie zu Düsseldorf.

Jordan, Sylvester, Jurist und Staatsmann, geb. 30. Dez. 1782 zu Omes, einem Weiler bei Innsbruck, studierte in Landshut die Rechte, war dann Hauslehrer in Wien, hierauf kurze Zeit beim Landgericht zu Rosenheim in Bayern angestellt. Später war er Sachwalter in Landshut und München, habilitierte sich 1821 in Heidelberg und folgte im September desselben Jahres einem Rufe als außerord. Professor der Rechte nach Marburg, wo er 1822 ord. Professor wurde. Im Okt. 1830 als Vertreter der Universität in die kurhess. Ständeversammlung gewählt, nahm er Anteil an der Entwerfung der Verfassung von 1831 und übte auch auf die Verhandlungen des ersten konstitutionellen Landtags entscheidenden Einfluß. Dadurch zog er sich aber das Mißfallen der Regierung zu, und als ihn nach Auflösung des Landtags die Universität wieder zu ihrem Vertreter wählte, gab ihm das Ministerium keinen Urlaub. Der Beschluß der Ständeversammlung, daß dem Eintritt J.s nichts im Wege stehe, war der Anlaß zu ihrer Auflösung (18. März 1833). Im Juni 1839 wurde J. plötzlich in Untersuchung genommen, vom Amte suspendiert und ins Gefängnis gesetzt, weil er in die hochverräterischen Verbindungen von 1832 und 1833 verflochten sein sollte. Die ungewöhnlich lange Dauer seines Prozesses und die endliche Verurteilung in erster Instanz (1843)