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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Justorium - Jute
oder Besetzung der Gerichte unterläßt oder die
ordnungsmäßige Erledigung verbietet. (S. Kabi-
nettsjustiz.) Im ersten Fall kann wegen I. die Be-
schwerde an das höhere Gericht oder an die Justiz-
Verwaltungsbehörde^ Justizministerium) gerichtet
werden, und der pflichtwidrig handelnde Nichter
kann durch disciplinarische Maßregeln zur Verant-
wortung gezogen, unter Umständen auch civilrecht-
lich wegen Schadenersatzes in Anspruch genommen
werden. In dem andern Falle dagegen ist ein
Rechtsmittel nicht möglich, und es bleibt nur der
Weg der Beschwerde beim Landtag und an den
Bundesrat übrig.
Iuftorium (neulat.), Werkzeug der Schriftgießer,
bestehend aus einem zweiseitig offenen Kästchen aus
Eisen, rechtwinkelig, zur Prüfung und Feststellung
des korrekten Gusses der Lettern dienend.
^usto tbinpörs (lat), zu rechter Zeit.
5usto titülo (lat.), gerechter, gesetzlicher Weise;
unter gerechtem Vorwand.
5u8tniu neoilro roFSs Ita.1ia.s, s I. ^. N. l
Iustushütte, Eisenwerk bei Gladenbach (s. d.).
^ii8 V002.NÄI (lat.), Berufungs- oder Appclla-
tionsrecht, s. Berufung.
Jute, Dschnt, Iudhanf, Pahthanf,
Gunny, die Bastfaser mehrerer Arten von ^01-
('Iiolun ss. d.). Das ursprüngliche Anbauland für
I. ist Ostindien, mit dem Ausfuhrhafen Kalkutta;
später ist die Kultur auch auf die Insel Mauritius,
nach Algerien, Französifch-Guayana u. a. Orten des
tropischen Südamerika verpflanzt worden. Der An-
bau der Jutepflanze behufs Gewinnung der Faser ^
verlangt als Vorbedingung ein feuchtwarmesKlima
fowie einen kräftigen, feuchten Boden; doch ift
Grundwasfer fchädlich. Trockne Luft erzeugt eine
spröde, holzige Faser. Die Aussaat, in Bengalen
von Anfang März bis Ende Mai, erfordert bei
Anwendung der Säemafchine etwa 20 K3 Manien
für 1 da. Der günstigste Abstand der Pflanzen be-
trägt 15 cm, für hochwachsende Sorten bis W cin.
Die Vflanze braucht vier Monate zu ihrer Ent-
wicklung; die Ernte fällt daher in Vengalen in die
Monate Juli, August und September. Die abge-
schnittenen Pflanzen werden einer Wafserröste
unterzogen, ähnlich wie bei der Flachsspinnerei
(s. d.), darauf die Fasern mit der Hand von den
Stengeln abgezogen; sodann werden die Fasern
in Wasser gespült, getrocknet, und sind dann zum
Verpacken bereit. Sie werden mittels hy-
draulischer Pressen in Ballen von 180 k^
zusammengepreßt, deren fünf etwa 1,5 cdui
Schiffsraum einnehmen. Die besten Sor-
ten find weißlich gelb bis silbergrau, von
seidenähnlichem Glanz, beim Anfühlen glatt und
weich. Schlechte Sorten haben dunkle, rötlich bis
brö^u^iche Färbung und sind hart und holzig. Eine
Elementarfafer ist 1,5 bis 5 inni lang und 0,02 bis
0,025 inm dick. Über das Aussehen derselben unter
dem Mikroskop f. Gespinstfafern.
Die Jutespinnerei findet nach zwei Methoden
statt. Nach dem ersten, nur in England gebräuch-
lichen Verfahren werden die Iutcfasern zunächst in
76 cm lange Nisten zerschnitten oder zerrissen und
darauf wie Flachs verarbeitet; man nennt das so
erzeugte Garn gehecheltes oder Iute-Hechel-
garn (engl. ^ntL-iinL-^Hi-n). Bei der zweiten, in
Deutschland und Osterreich ausschließlich üblichen
Methode wird die I. nach Entfernung der harten
Wurzelnden in kuize Fasern zerrissen und hier zu-
nächst auf Krempeln verarbeitet. Das von den-
felben erhaltene endlofe Band wird dann auf Streck-
maschinen gestreckt, dupliert und auf Vorfpinn-
mafchinen vorgesponnen, worauf das Feinspinnen
auf Trockenspinnmaschinen erfolgt; diefes liefert das
kardierte Garn oder Iute-Wcrggarn (cngl.
^ut6-tmv-)'krn) genannte Gefpinst.
Das Einweichen der Iutefafern erfolgt in
beiden Methoden durch schichtenweises Lagern und
Besprengen mit Wasser und Nobbenthran oder Pe-
troleum. Dann wird in dem Quetsch Prozeß das
eingeweichte Material zwischen eisernen Walzen
einem wiederholten, kräftigen, stumpfen Flächen-
druck ausgesetzt. Iutesorten, die keine harten
Wurzelenden haben, und solche, die zu mittlern
und ordinären Garnsorten bestimmt sind, können
nach dem Quetschen direkt auf den Karden weiter
verarbeitet werden. Zu bessern Garnsorten be-
stimmte und mit harten Wurzelenden behaftete I.
muß durch den S ch nipppr 0 zeß auf den Schnipp-
maschincn von diesen befreit werden.
Durch die Kardierung werden die in den
Nisten noch zu bandartigen Vündelchen vereinigten,
parallel nebeneinander liegenden Fasern vonein-
ander getrennt, von den anhaftenden Oberhaut-
zellen, dem Staube und den ganz kurzen Fäferchen,
die fich bei der Zcrteilung bilden, befreit, in kürzere,
den Dimensionen der nachfolgend angewendeten
Maschinen entsprechende, möglichst gleiche Längen
zerrissen und darauf zu einem Bande vereinigt.
Zuerst gelangen die Iuteristen auf die Vorkarde,
welche eine vorläufige Zerkleinerung des Materials
Fw- 1.
bewirkt; die weitere Zerteilung und Verkürzung
sowie die Parallellegung der Fasern findet auf der
Feinkarde (s. vorstehende Fig. 1) statt. Die Zu-
führung des Materials zu der fich in einer Mulde be-
wegenden Speisewalze geschieht durch drei Wickel 1^.
Die durch die Trommel I? von der Speisevorricb-
tung abgekämmten, zerteilten Fasern werden durch
Vermittelung der Arbcits- und Wendewalzen ^
und ^V weiter verarbeitet und dann von den Ab-
nehmewalzen I) O aufgenommen. Von diefen wer-
den sie durch die Abzugswalzen ^v abgezogen, in
Bandform übergeführt und weggeleitet. Zur Nein-
haltung der Abnehmewalzen von hängen gebliebenen
Käserchen dienen die Vürstenwalzen cc, deren
Borsten etwas in den Beschlag derselben hinein-
ragen. Die Wendewalzen sind zum Tcil mit Teckeln