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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kabel

Adern liefert eine Kabellitze. Der Leiter wird aus möglichst chemisch reinem Kupfer hergestellt und auf Seilmaschinen aus drei bis sieben Kupferdrähten von 0,6 bis 0,7 mm Dicke zu einer Litze zusammengedreht, damit beim Reißen eines Drahtes nicht die ganze Leitung versagt; einige atlantische K. haben sogar eine zwölfdrähtige Litze. Als isolierenden Stoff benutzt man Guttapercha; Kautschuk isoliert zwar besser, ist aber im Wasser nicht so haltbar, während Guttapercha wieder durch die Luft und Wärme brüchig wird. Teils um die Isolierung zu erhöhen, teils um die auf Preßmaschinen nacheinander über den Draht gebrachten einzelnen (gewöhnlich drei bis vier) Schichten Guttapercha zu vereinigen und fest aufeinander sowie an den Drähten haftend zu machen, bringt man zwischen diese Lagen wie auch unmittelbar um die Drahtlitzen gewisse klebrige, aber ebenfalls isolierende Mischungen, von denen eine der gebräuchlichsten das aus Guttapercha, Holzteer und Harz hergestellte Chatterton-Compound ist. Je dicker der Leiter genommen werden muß, um so größer muß auch die Dicke der Isolierschicht genommen werden; bei dem hohen Preise des Isolationsmaterials ist daher die Verwendung möglichst gut leitenden Kupfers höchst wichtig. Sehr sorgsam müssen die Verbindungen (Lötungen) zweier Adern zu einem längern Stück ausgeführt werden; es werden dabei zunächst die Isolierhüllen beider Kabellitzen spitz zulaufend so weit weggeschnitten, daß die Kupferlitze auf etwa 3 cm frei liegt, dann die Drähte auseinander gedreht und jeder auf etwa 1,5 cm blank geputzt, dann wieder zusammengedreht und mit reinem Lötzinn zusammengelötet, jede Litze darauf mittels einer Feile schräg zugeschärft und beide zusammengelötet, mit feinem Bindedraht umwickelt, wieder verlötet, nochmals umwickelt und die beiden Enden der Umwicklung auf 3‒4 mm mit der Litze selbst verlötet und endlich das Ganze mit Compound und mehrern Lagen Guttapercha sorgfältigst überkleidet. Die so fertigen isolierten Drähte werden in fast paralleler Lage, nur wenig umeinander gewunden, mit geteertem Manilahanf umwickelt und zu einem Tau vereinigt. Gewöhnlich ordnet man zwei solche, in entgegengesetzten Richtungen aufgewickelte Manilahanflagen an. Zur Sicherung des Taues gegen äußere Beschädigungen kommt endlich über die Hanfumwicklung noch eine Lage starker Eisendrähte oder Drahtlitzen, bei Erdkabeln dagegen ein Eisenrohr; bei Seekabeln verwendet man (nach Siemens’ Vorschlag) wohl auch, da selbst verzinktes Eisen vom Meerwasser angegriffen wird, Streifen von Kupferblech.

Ein Erdkabel der deutschen Reichstelegraphenverwaltung in der für die großen Linien angenommenen Bauart ist in vorstehenden Fig. 1 u. 2 in Ansicht und im Querschnitt in knapp zwei Drittel natürlicher Größe abgebildet; dazu in Fig. 3 noch in natürlicher Größe das K. Berlin-Kiel (1877) im Querschnitt. Die Seele des K. bilden sieben Guttaperchaadern. (G₁ … G₇), welche die Leiter L₁ … L₇ enthalten. Die mittelste Ader G₇ ist in Fig. 1 über die sie umgebenden sechs andern Adern vorragend gezeichnet, um die Bestandteile einzeln zu zeigen. Jeder Leiter ist eine aus sieben Kupferdrähten je von der stärke des Drahtes l gebildete Litze und mit zwei Lagen Guttapercha isoliert, deren erste bei g sichtbar ist; die zweite hat einen Durchmesser von 6 mm. Um die einzelnen Adern voneinander unterscheiden zu können, sind G₁ und G₂ beim Umpressen der Guttapercha mit einer bez. mit zwei feinen Längsmarken in Gestalt einer geringen Erhöhung des Isolationsmaterials versehen. Die übrigen außen liegenden Adern G₃, G₄, G₅ und G₆ werden in der Richtung gezählt, welche durch G₁ und G₂ angegeben ist (vom Anfang des K. gegen das Ende hin gesehen in der Richtung, wie der Uhrzeiger läuft). Zwischen je zwei Adern liegt ein Jutefaden j der Länge nach, um den Zwischenraum auszufüllen, worauf dann die Umwicklung mit Jutefäden J folgt. Über die so hergestellte Seele ist die Schutzhülle S (die Armatur oder Bewehrung), bestehend aus 20 je 3,75 mm starken verzinkten Eisendrähten, mit gegen die Richtung der Jutefäden umgekehrt gerichtetem Drall aufgewunden; diese endlich wird von der Asphalthülle A bedeckt und bildet mit ihr das fertige K., dessen Stärke etwa 32,5 mm beträgt. Beim Überschreiten von Flüssen werden die K. zum Schutz gegen Beschädigungen durch die Schiffsanker in gegliederte gußeiserne Muffen eingeschlossen.

Neuerdings wendet man zur Umhüllung bei Seekabeln häufig Stahldrähte an, welche selbst mit geteertem Hanf dicht bewickelt werden, oder auch man umspinnt sie außen mit Hanf, wodurch größere Sicherheit beim Reißen eines Umhüllungsdrahtes erreicht wird. Der Durchmesser und die Anzahl der Leiter für ein K. sind sehr verschieden. Ersterer wechselt etwa zwischen 2 und 6,5 cm, letztere zwischen 1 und 7 Leitern; Tiefseekabel erhalten jetzt in der Regel nur einen Leiter. Mit dem Durchmesser steigt die Festigkeit aber auch das Gewicht. Man macht daher für Tiefseekabel die Eisendrahthülle so schwach, als es der Zug, welchen sie beim Versenken auszuhalten hat, zuläßt; dagegen verstärkt man die Schutzhülle des K. in mehrfacher Abstufung bei Annäherung an die Küste, giebt dem K. in nächster Nähe der Küsten, wo es durch die Bewegung des Wassers auf Felsen gescheuert wird, eine sehr starke Schutzhülle, oder selbst eine doppelte, wie dies Fig. 4 u. 5 in zwei Drittel natürlicher Größe veranschaulichen, von denen Fig. 5 das Tiefseekabel, Fig. 4 das eine

^[Abb. Fig. 1]

^[Abb. Fig. 2]

^[Abb. Fig. 3]

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