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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Kalender; Kalenderherren; Kalendersteuer; Kalenderzeichen; Kalenter; Kalérgis; Kalescénz; Kalésche; Kalē-Sultaniē

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Kalender (Derwische) - Kale-Sultanie

hat. Das gemeine Jahr hat 12 Monate; die Namen derselben sind: Tischri, Marcheschvan, Kislev, Tebeth, Schebat, Adar, Nisan, Ijar, Sivan, Thamus, Ab und Elul. Um das Jahr, das um die Herbstnachtgleiche beginnt, mit der Sonne auszugleichen, wird von Zeit zu Zeit noch ein 13. Monat eingeschaltet, der auf den Adar folgt und Veadar, d. i. zweiter Adar, genannt wird. Der Schaltkreis umfaßt 19 Jahre, worunter 7, nämlich das 3., 6., 8., 11., 14., 17. und 19. Schaltjahre sind. Das im Herbst 3761 v. Chr. seinen Anfang nehmende Kalenderjahr, mit dem die jüd. Weltära beginnt, war zugleich das erste eines 19 jährigen Cyklus. Das mittlere oder regelmäßige Gemeinjahr hat 354 Tage; die ungeraden Monate haben 30, die geraden 29 Tage. Das mittlere oder regelmäßige Schaltjahr hat 384 Tage; der Adar hat in demselben 30 Tage, während im Gemeinjahr auf ihn bloß 29 Tage kommen, der Veadar dagegen 29. Ein überzähliges Gemein- oder Schaltjahr hat einen Tag mehr, ein mangelhaftes einen Tag weniger als ein mittleres; in jenem hat der Marcheschvan 30, in diesem der Kislev 29 Tage. Hiernach haben die Juden nicht weniger als sechs verschiedene Jahre von 353, 354, 355, 383, 384, 385 Tagen. Ihren bürgerlichen Tag beginnen sie mit Sonnenuntergang. Die Mohammedaner haben ein reines Mondjahr, das sich gar nicht nach dem Sonnenjahre richtet. Der Monat beginnt jedesmal an demjenigen Abend, an welchem die neue Mondsichel zum erstenmal sichtbar wird. Die arab. Astronomen haben indessen einen Cyklus von 30 Jahren, in denen 11, nämlich das 2., 5., 7., 10., 13., 16. (15.), 18., 21., 24., 26. und 29., Schaltjahre von 355 Tagen, die andern Gemeinjahre von 354 Tagen sind. Die 12 Monate heißen: Moharrem, Safer, Rebi ul-ewel, Rebi ul-achir, Dschemasi ul-ewel, Dschemasi ul-achir, Redscheb, Schaban, Ramadan, Schewal, Zilkide und Zilhidsche. Die geraden haben 29, die ungeraden 30 Tage, nur in Schaltjahren hat der letzte Monat 30 Tage. Die Epoche der mohammed. Ära der Hidschra (Hedschra, Hegira) ist der Abend des 16. Juli 622 n. Chr. (s. Hidschra).

Der französisch-republikanische K., den der Nationalkonvent durch Dekret vom 5. Okt. 1793 einführte, nahm als Grenze oder Epoche der neuen Jahresrechnunmg die mit der Abschaffung des Königtums zusammenfallende Herbstnachtgleiche des J. 1792, oder genauer die Mitternacht, mit welcher der Tag derselben anfing. Jedes folgende Jahr sollte gleichfalls mit der der wahren Herbstnachtgleiche vorausgehenden Mitternacht beginnen. Das Jahr bestand im Anschluß an den altägyptischen K. aus 12 Monaten, jeder zu 30 Tagen; zur Ergänzung desselben hing man am Ende 5 und in den Schaltjahren, die in der Regel in vierjährigen Intervallen eintreten sollten, 6 Tage an. Statt der Wochen wurde jeder Monat in drei Teile oder Dekaden zu 10 Tagen eingeteilt, woher der K. den Namen Décadrier erhielt. Die Namen der Monate wurden so gewählt, daß sie durch ihre Ableitung die Jahreszeit bezeichneten, die waren für den Herbst, vom 22. Sept. bis 20. Dez.: Vendémiaire (Weinlesemonat), Brumaire (Nebelmonat) und Frimaire (Reifmonat); für den Winter, vom 21. Dez. bis 20. März: Nivôse (Schneemonat), Pluviôse (Regenmonat) und Ventôse (Windmonat); für den Frühling, vom 21. März bis 18. Juni: Germinal (Keimmonat), Floréal (Blütenmonat) und Prairial (Wiesenmonat); für den Sommer, vom 19. Juni bis 16. Sept.: Messidor (Erntemonat), Thermidor (Hitzemonat) und Fructidor (Fruchtmonat). Hieran schlossen sich die 5 Ergänzungstage (jours complémentaires oder sansculottides), genannt: la fête du génie, la fête du travail, la fête des actions, la fête des récompenses, la fête de l’opinion (21. Sept.). Die 10 Tage der mit einem Ruhetag endigenden Dekade hießen: Primidi, Doudi, Tridi, Quartidi, Quintidi, Sextidi, Septidi, Octidi, Nonidi und Décadi. Übrigens hatte jeder Tag im Jahre seinen besondern Namen, der aber nicht von einem Heiligen, sondern von der Ökonomie hergenommen und der Zeit, in die der Tag fiel, angemessen war. Bei der Reduktion der republikanischen Kalenderdaten auf unsere Zeitrechnung ist zu beachten, daß die Jahre Ⅲ, Ⅶ und Ⅸ der republikanischen Ära (1794/95, 1798/99, 1802/3), andererseits aber auch die Gregorianischen J. 1796 und 1804 Schaltjahre waren. Durch ein von Napoleon veranlaßtes Senatsdekret vom 9. Sept. 1805 wurde dieser republikanische K. aufgehoben und 1. Jan. 1806 wieder der Gregorianische K. eingeführt.

Über die Zeichen, welche in den K. vorzukommen pflegen, s. Astronomische Zeichen, Tierkreis und Aspekten. Litteratur s. Chronologie.

Kalender, Derwische, s. Kalenter.

Kalenderherren, s. Kaland.

Kalendersteuer, s. Verkehrssteuern.

Kalenderzeichen, s. Astronomische Zeichen, Aspekten und Tierkreis.

Kalenter oder Kalender (grch.), Derwische,die meistens eine zügellose, vagabundierende Lebensweise führen. Das Rasieren des Barthaares und zuweilen auch der Augenbrauen ist unter ihnen vorherrschend. Von orthodoxen Theologen werden sie wegen ihrer ketzerischen Denkungsart und Vernachlässigung der religiösen Gesetze feindselig betrachtet.

Kalérgis, Demetrios, griech. General und Staatsmann, geb. um 1803 auf der Insel Kreta, wurde in Petersburg erzogen und studierte dann zu Wien Medizin. Als der Befreiungskrieg ausbrach, wandte er sich nach Griechenland und kämpfte tapfer unter Karaiskakis. Später war er Adjutant des Obersten Fabvier, dann des Präsidenten Kapodistrias. Als Befehlshaber einer Kavallerieabteilung zu Athen half er wesentlich die unblutige Revolution 15. Sept. 1843 durchführen. K. ward hierauf zum General und zum Adjutanten des Königs erhoben, legte aber 1845 seine Adjutantenstelle nieder. Bald darauf nahm er seinen Abschied und wandte sich nach Korfu, von da nach London. 1854 übernahm K. im Kabinett Maurokordatos das Kriegsministerium. Nach dem Rücktritt dieses Kabinetts im Okt. 1855 lebte K. in Athen, war später, seit 1861, eine Zeit lang griech. Gesandter in Paris und starb 24. April 1867 zu Athen.

Kalescénz, soviel wie Kalorescenz (s. d.).

Kalésche (vom poln. kolaska, Räderfuhrwerk), eleganter, leichter, vierräderiger Wagen mit halbem Verdeck oder ohne Verdeck.

Kalē-Sultaniē, stark befestigtes Schloß an der engsten Stelle der Dardanellen (s. d.), auf dem östl. Ufer, Kilid-Bahr gegenüber, im Osten der Stadt Tschanak-Kalessi, die oft K. genannt wird. Die Stadt ist Sitz höherer Militärbehörden und eines internationalen Telegraphenamtes, hat gegen 10000 E., Türken, Griechen und Israeliten, und lebhafte Töpferindustrie.

^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.]