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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kalette - Kalibrieren

Kalette (ital.), Schlifffläche am Brillanten (s. d. und Edelsteinschleiferei, Bd. 5, S. 709 a).

Kalewāla, d. h. Land des Kalewa (Finland), Name des finn. Nationalepos. Es umfaßt eine größere Anzahl von Gesängen (Runos), die aus 200, 500‒800 achtsilbigen, reimlosen, durch zwei oder drei allitterierende Hebungen gebundenen Versen bestehen. Diese Runen, jahrhundertelang durch mündliche Überlieferung des finn. Volks fortgepflanzt, sind zum größten und besten Teil in Russisch-Karelien, zum Teil aber auch im eigentlichen Finland und in Ingermanland aufgezeichnet worden und waren wohl ursprünglich Gemeingut aller baltischen Finnen. Einzelne kleinere epische und mythische Fragmente wurden schon im 18. Jahrh. aufgezeichnet; doch erst Lönnrot ordnete sie zu einem zusammenhängenden Ganzen, dem er den Namen K. gab. Die erste, noch unvollständige Ausgabe erschien 1835 in Helsingfors, eine zweite, um das Doppelte vermehrt, ebd. 1849. Letztere umfaßt in 50 Runen 22805 Verse. Das Werk wurde in mehrere Sprachen übersetzt; deutsch von Schiefner (Helsingf. 1852) und H. Paul (2 Bde., ebd. 1885‒86); schwedisch von M. A. Castrén (ebd. 1841) und K. Collan (ebd. 1864‒69). Der Inhalt des reich mit mannigfaltigen Episoden (vor allem seien der hochpoet. Cyklus von Kullervo, ferner die schöne Ainosage und die sinnigen Hochzeitslieder genannt) ausgestatteten Gedichts beruht auf dem Gegensatz zwischen den Völkern K.s und Pohjolas, den Finnen und den Lappen. Da die epischen Sagen sämtlicher Völker gewöhnlich dem Bestreben entstammen, gewaltige Naturerscheinungen zu erklären und sinnbildlich zu gestalten, so lassen sich leicht allerlei Ähnlichkeiten zwischen der K. und andern Nationalepen nachweisen. Aber in den Homerischen Gesängen und dem Nibelungenlied hat die Sage sich um eine gewisse histor. Begebenheit gelagert, wodurch das Sagenhafte eine größere Vermenschlichung und Anschaulichkeit gewonnen hat. Dem finn. Volke fehlte aber eine eigentliche Heldensage, und die beschauliche Gemütsart des Volks lenkte seine Sagenbildung mehr nach der Natursymbolik hin, wodurch die Mythen der K. ihrer ursprünglichen Herleitung aus der Natur weitaus näher stehen als z. B. die Homerischen Gesänge. Auf der Mythe und Sage des finn. Volks, wie sie sich inmitten seiner nordischen Natur ausgebildet haben, beruhend, gewährt das Gedicht ein anschauliches Bild von dem eigentümlichen Leben und Wesen dieses Volks. Das in wissenschaftlicher Hinsicht äußerst wichtige Material zu der K., aus mehrern Zehntausenden verschiedenen Liedern und Fragmenten bestehend, wie sie unmittelbar aus dem Munde des Volks aufgezeichnet wurden, hat die Finnische Litteraturgesellschaft zu veröffentlichen beschlossen. Die erste Lieferung, von J. Krohn geordnet, erschien 1888 u. d. T.: Kalevalan toisinnot (Les variantes de K.). – Vgl. Cäsar, Das finn. Volksepos K. (Stuttg. 1862); J. Grimm, Kleinere Schriften, Bd. 2 (Berl. 1865); von Tettau, Über die epischen Dichtungen der finn. Völker, besonders die K. (Erf. 1873); Comparetti, Der K. (Halle 1892).

Kalfákter, s. Calefactor.

Kalfātern oder Dichten, die Nähte zwischen den Planken, mit denen der Schiffsrumpf bekleidet wird, mit Werg verstopfen und darüber Pech gießen, um sie wasserdicht zu machen. Das Wort ist arab. Ursprungs und im Mittelalter durch die Italiener in die abendländ. Sprachen gelangt.

Kalgan (mongol. Khaghalghan, Khalghan = «Thor»; chines. Tschang-kia-kou), Stadt in der chines. Provinz Pe-tschi-li, 213 km (4‒5 Tagereisen) nordwestlich von Peking, liegt südlich von der Öffnung der Großen Mauer, welche den Tsing-Ho, einen Nebenfluß des Hun-Ho, durchläßt, an dem gewöhnlichen Handelswege von Peking nach Kiachta. K. ist ein für die Ausfuhr von Thee nach Innerasien und Sibirien wichtiger Handelsplatz. Die Bewohnerzahl wird auf 40‒50000 geschätzt.

Kalgujew, Insel, s. Kolgujew.

Kali, soviel wie Ätzkali (s. d.). – K. wird auch bei der Bezeichnung der Kaliumsalze gebraucht; so sagt man beispielsweise essigsaures K., kohlensaures K., besser jedoch essigsaures Kalium, kohlensaures Kalium u. s. w. – Das Kali causticum fusum des Arzneibuches ist Kaliumhydroxyd (in Stangen gegossenes Ätzkali).

Kālī, ind. Göttin, s. Durgā.

Kali-Alaun, Kaliumaluminiumsulfat von der Formel K₂SO₄Al₂(SO₄)₃+24H₂O (s. Alaune).

Kalialbīt, ein Albitfeldspat, der neben dem vorwaltenden Natron auch einen geringen, nie 5 Proz. übersteigenden Gehalt an Kali (wahrscheinlich durch Zumischung von Mikroklin) besitzt.

Kaliatūrholz, s. Sandelholz.

Kalīber (vom altspan. calibo, aus dem arab. kalib, «Form», «Modell», oder aus dem altfrz. qualibra, «wieviel Pfund»), der Bohrungsdurchmesser der Feuerwaffen (Durchmesser der Seele, Rohrkaliber) oder der Querdurchmesser des zugehörigen Geschosses (Geschoßkaliber). Das K. wird neuerdings meist in Centimetern, bei Handfeuerwaffen in Millimetern angegeben; nur England, Rußland und Nordamerika haben auch hier das Zollmaß beibehalten. Nach vielen Schwankungen haben sich in den verschiedenen Staaten ganz bestimmte K. als gebräuchlich herausgebildet und werden auch bei Neukonstruktionen (von Feldgeschützen abgesehen) fast immer wieder beibehalten. So sind in der deutschen Landartillerie die Kaliber 9 cm, 12 cm, 15 cm, 21 cm, 28 cm und 30,5 cm; in der französischen 8 cm, 9 cm, 10 cm, 12 cm, 15,5 cm, 19 cm, 22 cm, 27 cm und 32 cm üblich. Bei den Feldgeschützen scheint jetzt, ebenso wie es bei den Infanteriegewehren bereits durchgeführt ist, auch eine allmähliche Verkleinerung des K. sowie Vergrößerung des Geschoßgewichts eintreten zu sollen, sodaß die frühern K. hier aufgegeben würden. Die Länge der Geschützrohre wird meist durch das Vielfache des K. ausgedrückt; so bedeutet L/24 ein Geschütz, dessen Rohr 24mal so lang als das K. ist.

Kalibermaßstab, ein zum Messen des Kalibers bestimmter Zirkel; auch soviel wie Schublehre (s. Lehre).

Kaliblau, Farbennuance in der Blaufärberei. Die Muster werden mit Eisenbeize aufgedruckt, worauf die Stoffe nach dem Lüften in schwachsaurer Lösung von Blutlaugensalz ausgefärbt werden.

Kalibrieren, das genaue Abgleichen des innern Durchmessers der Röhren, wie es namentlich bei Herstellung von Thermometern, überhaupt bei physik. Apparaten vorkommt.– Das K. von metallenen Patronenhülsen, sowohl für Infanteriegewehre als auch für Schnellfeuerkanonen, besteht darin, daß die Hülsen genau auf die äußern Abmessungen des Patronenlagers gebracht werden und auch an der offenen Seite denjenigen genauen innern Durchmesser erhalten, der für ein festes Einpressen des

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