Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Kālidāsa; Kalide

43

Kalidasa – Kalide

Geschosses erforderlich ist. Das K. geschieht meist mit besondern Kalibriermaschinen und besteht im wesentlichen darin, daß die Hülsen durch genau gearbeitete glasharte Stahlcylinder hindurchgepreßt werden. Das K. muß sowohl bei neuen Hülsen als auch bei gebrauchten Hülsen vor ihrer Wiederverwendung stattfinden.

Kālidāsa, der ausgezeichnetste unter den Kunstdichtern Indiens, aus dem 6. Jahrh. n. Chr., lebte am Hofe eines Vikramāditja und wird zu den sog. «neun Perlen» desselben gerechnet. Sein frühestes Werk ist der Raghuvaṃça («Geschlecht des Raghu»), ein Kunstepos in 19 Gesängen, das die Geschichte der alten Herrscher von Ajōdhjā (heute Oudh) aus dem Geschlechte des Raghu behandelt (hg. von Stenzler mit lat. Übersetzung, Lond. 1832, und mit dem Kommentare des Mallinātha am besten von Paraba, 3. Aufl., Bombay 1886; mit Mallinātha, Auszügen aus andern Kommentaren, engl. Übersetzung und Anmerkungen von Nandargikar, 2. Aufl., ebd. 1891; deutsch nachgebildet von Graf Schack in «Orient und Occident», Bd. 3, Stuttg. 1890). Ein zweites Kunstepos ist der Kumārasaṃbhava in sieben Gesängen, welches dem Titel nach («Entstehung des Kumāra») die Geburt des Kriegsgottes Kumāra (s. Kārttikēja) schildern soll, aber nur bis zur Vermählung des Çiva und der Pārvatī geht (hg. von Stenzler mit lat. Übersetzung, Lond. 1838). Eine Fortsetzung, Buch 8‒17, führt die Legende bis zur Tötung des Dämons Tāraka durch Kumāra fort. Davon ist wahrscheinlich Buch 8 noch echt, Buch 9‒17 sicher untergeschoben. Alle 17 Gesänge (1‒8 mit dem Kommentar des Mallinātha, 9‒17 mit einem modernen Kommentar) sind am besten hg. von Parvaṇīkara und Paraba (2. Aufl., Bombay 1886). Während der Raghuvaṃça nicht frei ist von den Künsteleien der ind. Kunstdichter, hält der Kumārasaṃbhava sich davon fern, und namentlich Buch 3 und 4, die Verbrennung des Liebesgottes durch Çiva und die Klage seiner Frau Rati, sind hochpoetisch. Ausgezeichnet durch Gefühl und vortreffliche Naturschilderungen ist das lyrische Gedicht des K., der Mēghadūta («Wolkenbote»), in welchem ein verbannter Halbgott einer Wolke Grüße an seine ferne Geliebte aufträgt und ihr den Weg schildert, den sie nehmen soll. Herausgegeben ist der Mēghadūta, mit Glossar von Gildemeister (Bonn 1841) und Stenzler (Bresl. 1874); außerdem mit dem Kommentar des Mallinātha häufig in Indien, z. B. von Goḍabole und Paraba (2. Aufl., Bombay 1886). Ins Deutsche übersetzt ist er von Max Müller (Königsb. 1847), Schütz (Bielef. 1859) und Fritze (Chemnitz 1879). Unter den Dramen des K. ist das früheste das Mālavikāgnimitram, ein Lustspiel in fünf Akten, das die Liebesgeschichte der Mālavikā und des Königs Agnimitra behandelt (hg. von Tullberg, Bonn 1840; Bollensen, Lpz. 1879, und Shankar Pāṇḍurang Paṇḍit, 2. Aufl., Bombay 1889, mit dem Kommentar des Kāṭajavema; mit demselben Kommentare und erklärenden engl. Anmerkungen von Paraba, ebd. 1890; ins Deutsche übersetzt von Weber, Berl. 1856, und Fritze in Reclams «Universalbibliothek»). Die gefeiertste Dichtung des K. ist das Drama Çakuntalā in sieben Akten, dessen Stoff aus dem Mahābhāratha (s. d.) genommen, aber von K. künstlerisch umgestaltet worden ist (vgl. B. Müller, K.s Çakuntalā und ihre Quelle, Breslau ohne Jahr). Es giebt mehrere Bearbeitungen, von denen die sog. bengalische Recension dem Original am nächsten steht (hg. von Pischel, Kiel 1877); ihr am meisten gleicht die kaçmirische Recension (hg. von Burkhard, Wien 1884), während die sog. Dēvanāgarī-Recension eine kürzere und jüngere Überarbeitung enthält (hg. von Böhtlingk, Bonn 1842; Monier Williams, Hertford 1853; 2. Aufl., Oxf. 1876; Burkhard, Bresl. 1872; sehr oft in Indien, mit dem Kommentar des Rāghavabhaṭṭa von Goḍabole und Paraba, 3. Aufl., Bombay 1891); ihr schließt sich in noch verkürzter Gestalt an die dravidische oder südind. Recension (hg. Madras 1874 in Telugudruck). Die Çakuntalā wurde ins Deutsche übersetzt in der Fassung der bengalischen Recension nach der engl. Übersetzung Sir William Jones’ (Kalkutta 1789) von J. G. Forster (2. Aufl. besorgt von Herder, Frankf. a. M. 1803); dann von B. Hirzel (Zur. 1833; 2. Ausg. 1849; nach der Ausgabe von Chézy, Par. 1830); am besten von Fritze (Schloß-Chemnitz 1877); nach der Dēvanāgarī-Recension von Böhtlingk in seiner Ausgabe, E. Meier (Hildburgh. 1867), Lobedanz (8. Aufl., Lpz. 1892) und Rückert (ebd. 1867). Für die deutsche Bühne wurde die Çakuntalā bearbeitet von Wolzogen 1869 (Schwerin) und Donsdorf 1876 (Wien). Das dritte Drama des K. ist die Vikramōrvaçī oder Urvaçī, dem die alte Sage von Purūravas und Urvaçī (s. Apsaras) zu Grunde liegt (hg. von Lenz, Berl. 1833; mit lat. Übersetzung und Apparatus criticus, ebd. 1834; von Bollensen, Petersb. 1846, mit deutscher Übersetzung; mit dem Kommentar des Raṅganātha von Paraba und Telang, Bombay 1888; in der verkürzten dravidischen Recension von Pischel, Berl. 1875, und von Shankar Pāṇḍurang Paṇḍit, 2. Aufl., Bombay 1889; ins Deutsche übersetzt von Höfer, Berl. 1837; Hirzel, Frauenf. 1838; Lobedanz, 3. Aufl., Lpz. 1884; Fritze in Reclams «Universalbibliothek»).

Der ind. Tradition nach hat es drei verschiedene Dichter K. gegeben, und so gehören vielleicht die unter K.s Namen sonst noch gehenden Werke, wie der Ṛtusaṃhāra , eine Schilderung der verschiedenen Jahreszeiten (hg. von P. von Bohlen mit lateinischer und freier deutscher Übersetzung, Lpz. 1840; mit dem Kommentar des Maṇirāma, Bombay 1885), der Çrutabōdha, ein kleines metrisches Lehrbuch, das Prākritgedicht Rāvaṇavaha, oder Sētubandha (hg. von S. Goldschmidt, Straßb. 1880‒84) u. a., den beiden andern K. an. Dem alten K. sind sie jedenfalls abzusprechen. Als Verfasser des Nalōdaya, eines überkünstelten schwülstigen Gedichts, das bisher dem K. zugeschrieben wurde (hg. von Benary, Berl. 1830 und sonst), hat sich Ravidēva, der Sohn des Nārājaṇa, herausgestellt, dem auch das geschmacklose Kāvyarākshasam angehört (hg. von Höfer, Sanskritlesebuch, Berl. 1849). – Vgl. Huth, Die Zeit des K. (Berl. 1890).

Kalide, Theod., Bildhauer, geb. 8. Febr. 1801 zu Königshütte in Oberschlesien, widmete sich anfangs der Gießerei, dann der Plastik. Einige seiner frühern Schöpfungen entstanden noch unter der Aufsicht von Rauch, dessen Richtung er indes in seinem bekanntesten und oft reproduzierten Werke: Knabe mit einem Schwan (für den Schloßgarten in Charlottenburg) wie in dem sterbenden Löwen auf dem Grabe Scharnhorsts auf dem Invalidenkirchhof zu Berlin verließ. Mit besonderer Vorliebe der Tierdarstellung zugewandt, erreichte K. seinen Höhepunkt in der Trunkenen Bacchantin auf einem Panther (1878 für die Berliner Nationalgalerie ange- ^[folgende Seite]

^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.]