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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Kalĭumsulfīde; Kalĭumsulfurēt; Kalĭumtartrāt; Kalĭumtriacetāt; Kaliwasserglas; Kalixelf; Kalixtīner; Kali-yuga; Kaljásin; Kalk

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Kaliumsulfide – Kalk (alkalische Erde)

sulfat als Alaun und als Alunit (s. d.). Man stellt es auf analoge Weise aus dem Chlorkalium durch Zersetzung mit Schwefelsäure dar, wie das Glaubersalz aus dem Kochsalz. Aus seiner heißen wässerigen Lösung scheidet es sich in harten Krystallkrusten von salzig bitterm Geschmack aus, erfordert in der Kälte 10 Teile Wasser, beim Sieden 4 Teile Wasser zur Lösung; in Alkohol ist es ganz unlöslich; schmilzt unzersetzt bei starker Glühhitze. Es dient zur Darstellung von Alaun, Kaliumcarbonat und Düngerpräparaten. b. Kaliumbisulfat, saures schwefelsaures Kalium, KHSO₄, entsteht beim Erwärmen von Kaliumsulfat mit einer äquivalenten Menge von konzentrierter Schwefelsäure und erstarrt nach dem Erkalten der flüssigen Masse zu einer weißen durchscheinend krystallinischen, in Wasser sehr leicht löslichen Substanz. Es wird durch mäßiges Erhitzen unter Abgeben von Wasser in pyroschwefelsaures Kalium, K₂S₂O₇, verwandelt, und dies geht bei stärkerm Erhitzen in Kaliumsulfat und Schwefelsäureanhydrid über. Es dient zur Darstellung von Schwefelsäureanhydrid und in der chem. Analyse als Aufschließungsmittel für manche in Säure sich schwer lösende Körper.

Kalĭumsulfīde, die Verbindungen des Kalĭums mit Schwefel. Das Einfach-Schwefelkalium, Kaliumsulfid oder Kaliumsulfuret, K₂S, die dem Kaliumoxyd entsprechende Schwefelbase, bildet sich beim Glühen von Kaliumsulfat mit Kohle als eine in Wasser leichtlösliche, stark alkalische, rote krystallinische Masse. Es giebt mit vielen Schwefelmetallen Doppelverbindungen, löst mit Leichtigkeit Schwefelarsen, Schwefelantimon, Schwefelkohlenstoff und giebt damit Sulfosalze. Wird die Lösung des Schwefelkaliums mit Schwefel gekocht, so wird letzterer leicht unter Bildung von Polysulfureten oder Supersulfiden, von Dreifach- und Fünffach-Schwefelkalium, K₂S₃ und K₂S₅, aufgenommen. Ein Gemisch von Fünffach-Schwefelkalium und Kaliumsulfat ist die Schwefelleber oder Kalischwefelleber, Hepar sulfuris, Kalium sulfuratumn, die entsteht, wenn gleiche Teile von Kaliumcarbonat und Schwefel in einem eisernen Gefäße bis zum ruhigen Schmelzen erhitzt werden; die nach dem Erkalten feste, grüngelbe Masse ist vor dem Zutritt von Feuchtigkeit und Luft zu schützen.

Kalĭumsulfurēt, s. Kaliumsulfide.

Kalĭumtartrāt, s. Weinsäure.

Kalĭumtriacetāt, s. Essigsaure Salze.

Kaliwasserglas, s. Wasserglas.

Kalixelf oder Kaliself, Fluß im schwed. Lappland, öfters zu langgedehnten, durch Stromschnellen verbundenen Seen erweitert, hat etwa 80 Wasserfälle. Die K. mündet 440 km lang in den Bottnischen Meerbusen. In ihrem Flußgebiet ist eine Bifurkation, indem die Tärendöelf die Torneåelf mit dem K. verbindet.

Kalixtīner (auch Ultraquisten), die gemäßigten Hussiten (s. d.); auch die Anhänger des Georg Calixtus (s. d.).

Kali-yuga, Ära des, s. Ära (Bd. 1, S. 779 b).

Kaljásin. 1) Kreis im südöstl. Teil des russ. Gouvernements Twer, eben, mit schlammigem Boden, rechts an der Wolga, hat 3079,7 qkm, 121772 E., Ackerbau, Holzindustrie und Baumwollweberei. – 2) K., auch Koljasin, Kreisstadt im Kreis K., rechts an der Wolga und an der Straße nach Jaroslawl, hat (1888) 8152 E., 11 Kirchen, ein Mönchskloster; Schiffbau, Fabriken für Stärke und Gewebe.

Kalk, Calciumoxyd, CaO, die wichtigste der alkalischen Erden, besteht aus Calcium (s. d.) und Sauerstoff. In der Natur findet sich Calcium bez. seine Sauerstoffverbindung, der K., sehr häufig, jedoch stets in Verbindung mit Säuren, z. B. mit Kieselsäure in vielen Mineralien, mit Schwefelsäure im Gips und Anhydrit, mit Phosphorsäure im Apatit, Phosphorocalcit, in den Knochen der Tiere, mit Kohlensäure endlich in der Kreide, Kalkspat, Aragonit, Kalkstein und Marmor, ferner in den Muschelschalen und in den kalkigen Überzügen der Characeen und ähnlicher Pflanzen. In allen diesen Vorkommnissen wird der K. häufig von Magnesia begleitet; der magnesiahaltige Kalkstein heißt Dolomit (s. d.). Man stellt den K. stets aus den natürlich vorkommenden kohlensauren Verbindungen dar, indem man durch Erhitzung die Kohlensäure austreibt, d. h. durch das Brennen, das in Schachtöfen (Kalköfen) bei periodischem oder ununterbrochenem Betriebe vorgenommen wird. Die neuere Zeit hat die Kalköfen wesentlich verbessert und den Prozeß durch Einführung der billigern Brennmaterialien, insbesondere der Gasfeuerung, ökonomischer gestaltet. Die Güte des gebrannten K. (Ätzkalks) hängt teils von der Reinheit des dazu verwendeten Kalksteins, teils von der Art des Brennens selbst ab. Die Hitze muß nämlich so stark und anhaltend einwirken, daß alle Kohlensäure ausgetrieben wird und der K. nicht mehr mit Säuren braust; sie darf aber auch, da gewöhnliche Kalksteine stets etwas Kieselsäure, Thonerde u. s. w. enthalten, nicht so weit gehen, daß diese Bestandteile sich mit dem K. chemisch vereinigen oder gar zusammenschmelzen, in welchem Falle der K. totgebrannt heißt und unbrauchbar geworden ist. Gebrannter K. ist eine weiße Masse, die an der Luft Wasser und Kohlensäure anzieht und zu Pulver zerfällt (zerfallener K.). Übergießt man ihn direkt mit Wasser, so findet die Aufnahme des Wassers unter bedeutender Erhitzung statt, und man erhält ebenfalls eine weiße pulverförmige Masse, den gelöschten K.: CaO+H₂O = Ca(OH)₂. Dieser ist Kalkhydrat (Calciumhydrat) oder Calciumhydroxyd und besteht aus 75 Teilen Calciumoxyd und 25 Teilen Wasser, läßt sich in vielem Wasser zerteilen (wobei die sog. Kalkmilch entsteht) und selbst klar auflösen (Kalkwasser), und zieht an der Luft allmählich Kohlensäure an, wodurch er seine alkalische Reaktion verliert und unlöslich wird.

Der K. ist Säuren gegenüber eine starke Basis und steht den Alkalien sehr nahe, unterscheidet sich aber von ihnen dadurch, daß er mit vielen Säuren in Wasser unlösliche oder sehr schwer lösliche Salze giebt, von denen aber die meisten in Salzsäure löslich sind. Mit Rohrzucker geht der K. eine in Wasser lösliche Verbindung (Monocalciumsaccharat) ein; außerdem existiert noch ein unlösliches Tricalciumsaccharat, auf dessen Bildung mehrere technisch sehr wichtige Methoden der Entzuckerung der Melasse beruhen.

Die Anwendung des K. ist vielfach. Man benutzt ihn unter anderm zur Darstellung der ätzenden Alkalien, der Soda und der Pottasche (nach Leblancs Verfahren), des Chlorkalks, des Salmiakgeistes, zum Reinigen des Leuchtgases, in der Rübenzuckerfabrikation und Zuckerraffinerie, in der Gerberei und Bleicherei, zum Reinigen des Speisewassers für Dampfkessel, bei der Stearinkerzenbereitung und in der Metallurgie als schlackenbildenden Zuschlag. In

^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.]