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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kämpfer - Kampfformen

Einwirkung von Chlorwasserstoff auf Terpentinöl erhält. Aus ihm läßt sich durch Behandeln mit Eisessig und Kaliumacetat unter Druck und Verseifen der gewonnenen Flüssigkeit Borneol darstellen.

Der Name K. hat übrigens in der Chemie eine weitere Ausdehnung; man versteht darunter eine ganze Anzahl, zu den Terpenen in naher Beziehung stehender, krystallinischer, flüchtiger, stark riechender, aus C, H und O bestehender Körper vom Charakter der Alkohole oder Ketone, welche als Bestandteile verschiedener ätherischer Öle vorkommen, z. B. Menthol, Alantol, Patschoulikampfer, Eucalyptol u. v. a.

Kämpfer, Impost, in der Baukunst derjenige Stein bei Bögen oder Sims bei Gewölben, durch welchen das Widerlager besonders ausgezeichnet wird. Er wird entweder als eine einfach vortretende glatte oder als Gesims, Kapitäl u. dgl. gebildet. Bei Thüren mit Oberlicht nennt man K. auch den Querriegel oder das sog. Losholz, gegen welchen die Thürflügel anschlagen und auf dem das Oberlicht aufsitzt.

Kämpfer, Hühnerrasse, s. Kampfhühner.

Kämpfer, Engelbert, Forschungsreisender, geb. 16. Sept. 1651 zu Lemgo, studierte zu Königsberg Medizin und wurde 1683 Sekretär bei der schwed. Gesandtschaft in Persien. 1685 nahm er auf der holländ. Flotte, die damals im Persischen Meerbusen kreuzte, als Schiffschirurg Dienste und lernte dabei Arabien, Hindustan, Java, Sumatra, Siam und Japan kennen, in welchem letztern Lande er zwei Jahre verweilte. Nach seiner Rückkehr 1694 wurde er in seiner Vaterstadt Leibarzt des Grafen zur Lippe und starb 2. Nov. 1716. Am bekanntesten ist er durch seine deutsch geschriebenen und von Scheuchzer ins Englische übertragene "History of Japan" (2 Bde., Lond. 1727). Dieses für Japan klassische Werk erschien französisch (Haag 1729 u. 1732), holländisch (Amsterd. 1733) und deutsch (4 Bde., Lemgo 1777 u. 1779). Außerdem veröffentlichte er "Amoenitatum exoticarum poetico-politico-physico-medicarum fasciculi V" (Lemgo 1712). Seine "Icones selectae plantarum, quas in Japonica collegit" ließ Banks (Lond. 1791) und einen Auszug aus dem "Diarium itineris ad aulam Moscoviticam" Adelung drucken; der bei weitem größte Teil seiner an wichtigen Beobachtungen reichen Handschriften liegt ungedruckt im Britischen Museum.

Kampferbaum, s. Camphora. Ostindischer K., s. Dryobalanops.

Kampfereis, ein zu den Cold Creams gehöriges Kosmetikum, wird dargestellt, indem in 500 g Mandelöl 30 g Walrat, 30 g weißes Wachs und 60 g Kampfer gelöst und nach Zusatz von 500 g Wasser und 4 g Rosmarinöl eine schaumige Salbe daraus bereitet wird.

Kampfergeist, s. Kampferspiritus.

Kampferliniment, flüchtiges oder flüchtige Kampfersalbe (Linimentum ammoniato-camphoratum), eine weiße, dicke Flüssigkeit, die als Einreibung verwendet wird. Nach dem Arzneibuch für das Deutsche Reich besteht dasselbe aus 3 Teilen Kampferöl, 1 Teil Mohnöl und 1 Teil Ammoniakflüssigkeit.

Kampferlorbeer, soviel wie Kampferbaum, s. Camphora.

Kampferöl (Oleum camphoratum), nach dem Arzneibuch für das Deutsche Reich eine Lösung von 1 Teil Kampfer in 9 Teilen Olivenöl. - Außerdem bezeichnet man mit K. noch ein neben dem eigentlichen Kampfer in allen Teilen des Kampferbaums vorkommendes dickflüssiges Öl von kampferähnlichem Geruch, wahrscheinlich eine Lösung von Kampfer in einem Kamphen.

Kampfersalbe, flüchtige s. Kampferliniment.

Kampferspiritus, Kampfergeist (Spiritus camphoratus), nach dem Arzneibuch für das Deutsche Reich eine Lösung von 1 Teil Kampfer in 7 Teilen Weingeist und 2 Teilen Wasser. K. wird zu Einreibungen u. dgl. verwendet.

Kampferwein (Vinum camphoratum), eine weiße trübe Flüssigkeit, die nach dem Arzneibuch für das Deutsche Reich aus 1 Teil Kampfer, 1 Teil Weingeist, 3 Teilen Gummischleim und 45 Teilen Weißwein besteht. K. wird meist äußerlich angewendet.

Kampfformen, die Arten der Durchführung eines Gefechts. Man unterscheidet die geschlossene und die zerstreute Kampfform (Kampfordnung, Fechtart). Die geschlossene Kampfform bezweckt die durch das Kommando zusammengefaßte, gleichmäßige Thätigkeit einer auf engem Raum zusammengedrängten Masse. Früher war die Größe dieser Massen nur durch den Bereich der sie noch beherrschenden Kommandostimme begrenzt; die gesteigerte Feuerwirkung nötigt jetzt zu weiterer Zerlegung der geschlossenen Körper. In der zerstreuten Ordnung ist der einzelne nicht peinlich an einen bestimmten Platz, an die Haltung des Körpers und an die Handhabung der Waffe durch exakte Griffe gebunden. Dafür wird von ihm Urteilskraft, körperliche Gewandtheit, Kühnheit und Selbstvertrauen, Geschicklichkeit im Gebrauch der Waffe und in der Ausnützung des Geländes sowie unausgesetzte Aufmerksamkeit auf seine Führer gefordert.

Die Entscheidung des Infanteriegefechts liegt in der zerstreuten Ordnung; der Schützenschwarm ist die Hauptkampfform der Infanterie, in welcher das Gefecht eingeleitet und meist auch bis zur Entscheidung durchgeführt wird, während die geschlossene Ordnung ihre Bedeutung behält für Bereitschaft, Rückhalt, Ersatz für die Schützenschwärme und als treibendes, zuweilen ausschlaggebendes Moment. Die Kavallerie sieht ihre Hauptgefechtsthätigkeit meist in der Wucht des geschlossenen Anlaufs. Die Artillerie tritt im Gefecht nur in geöffneter Linie auf; die Ausdrücke geschlossene und zerstreute Ordnung lassen sich auf sie nicht anwenden. (Über Geschlossene Ordnung s. ferner Linie und Kolonne; über Zerstreute Ordnung s. Schützen.)

Geschichtlich denkwürdige K. geschlossener Ordnung sind: die Phalanx der Griechen und Macedonier; die Legion der Römer in ihrer anfangs phalanxartigen, dann in der dreitreffigen Manipular- und schließlich in der dreitrefftgen Kohortenstellung. Das eigentliche Mittelalter in seiner regellosen Kriegführung, in der der Reiterkampf eine hervorragende Rolle spielt, zeigt keine charakteristischen geschlossenen K.; im spätern Mittelalter erscheint die Geviertordnung oder der Haufen der Schweizer und Landsknechte. Aus dieser Formation entwickelt sich die Terzia der Spanier, die neben der noch aus Pikenieren bestehenden Hauptmasse bereits Schützen (Musketiere) in beschränkter Zahl verwendet. Die dann folgenden Brigadestellungen lassen das Feuergefecht bereits als Hauptsache erscheinen, obwohl neben den Musketieren auch noch die Pikeniere in den Regimentern vertreten sind (s. Niederländische Brigadestellung und Schwedische Brigadestellung). Über die weitere Entwicklung der K. s. Feuergefecht.

^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.]