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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kanincheneule - Kaninchenzucht
rot, gelbbraun, Hellschieferblau, schwarz, in allen
diesen Farben weih gescheckt, und weih). Einsarbig
schwarze K. sind sehr selten, die ganz weihen falbi-
notischcn) haben rote Augen. Als besonders her-
vorragende Farbenschläge sind nennenswert das
Silberkaninchen (s. d. und Fig. 3), das chine-
sische oder Russische Kaninchen (s. d. und
Fig.4), sowie das gesteckte japanesisch e K. (Fig.5).
Besondere Rassen, die dmch Gröhe oder hängende
lLapp-) Ohren oder langes Haar sich vom gemeinen
K. unterscheiden, sind: das Riescnkaninchen (s. d.
und Fig. 6) oderLapin, das lappobrige Widder-
kaninchen (s. d. und Fig. 7) und das Angora-
kaninchen oder der Seidenhase ls.d. und Fig.2).
Aber auch beim gemeinen Haus-, dem Riesen- und
dem Angorakaninchen werden nicht selten eins oder
beide Ohren hängend getragen, eine Folge unge-
nügenden Gebrauchs der zum Bewegen der Ohren
dienenden Muskeln. Das Hauskaninchen ist wert-
voll durch sein wohlschmeckendes Fleisch, sein Fell
und seine Haare, durch seine billige Ernährung,
sein schnelles Wachsen und seine große Fruchtbarkeit.
Besonders verbreitet ist die Kaninchenzucht ss. d.)
in Frankreich. - über die Verwendung des Felles
Zu Pelzwerk s. Kaninchenfelle.
Das weibliche K. geht mit dem Hasen fruchtbare
Paarung ein. Die aus dieser Verbindung hervor-
gehenden Bastarde nennt man Leporiden (s. d.).
Kanincheneule, s. Prairieeule.
Kaninchenfelle, die Felle der wilden und zah-
men Kaninchen. Sie werden zu leichterm Pelzwerk
und die Haare zur Hutmacherei sowie auch, meist
mit Wolle oder Baumwolle gemischt, zu Geweben,
Handschuhen, Strümpfen u. s. w. verwendet. Die
Felle der wilden Kaninchen sind graurötlich, die der
zahmen verschiedenfarbig und am geschätztesten die
ganz weißen, schwarzen und blauen. Besonders
groß und pelzreich sind die franz. Kaninchen. Schöne
schwarze Felle mit Silberspitzen kommen von einer
Art wilder Kaninchen, die in Wildgärten besonders
gehegt werden. Eine kleine ^orte weißer K. aus
Polen gilt als Ersatz sür Hermelin. Die Kanin-
Farberei zu Pelzwerkzwecken bildet namentlich in
Frankreich (Depart. Aube) und Belgien einen sehr
bedeutenden Industriezweig. Das angorische Kanin-
chen oder der^eidenhase (s.d.) wird hauptsächlich nur
seines schönen, elastischen Haares halber gezüchtet,
das dem Tier im Sommer allmonatlich zweimal, in:
Winter nur einmal ausgekämmt oder gerupft wird.
Der Handel mit K., hauptfächlich des wilden,
aber auch des Hauskaninchens, ist sehr beträchtlich.
Neuseeland und Australien liefern die meisten Felle
des erstern: Victoria hat in10Jahren deren29Mill.
l^tück ausgeführt; Belgien fendet jährlich mehr als
(> Millionen zubereiteter Felle Vorzugsweife des
letztern nach England. Der Wert der K., deren
Haare alljährlich für die Hutfabrikation in Frank-
reich verbraucht werden, wird auf 25 - 30 Mill.
Frs. geschätzt.
Kaninchenzucht. Die Züchtung des Kaninchen
bezweckt Fell- und Fleifcherzeugung, Haargewinnung
oder Erzüchtung reiner Nassen zu Zucht- oderSport-
Mecken, die übvigens sich nicht scharf trennen lassen.
Die großen Rassen (s. Niesenkaninchcn und Wid-
derkaninchen) sind weniger fruchtbar und daher,
obgleich doppelt so schwer, zur Fleischerzeugung
nur da von Belang, wo der Markt so große Kör-
per beansprucht. Vorzugsweise des Felles wegen
werden das Silberkaninchen und das russ. Kanin-
Artikel, die man untcr K vcr
chen, hauptsächlich seiner langen Haare wegen der
^eidenhase gezücktet.
Es giebt zwei Züchtungs arten: entweder Ka-
ninchen auf einem mit Mauer oder Drahtgitter um-
gebenen hügeligen Grundstücke sich selbst zu über-
lassen, wenn erforderlich, mit Futter zu verfehen,
oder zweckmäßige Unterkunftsräume zu schaffen.
Erstere Artist billiger, letztere bedeutend zweck-
mäßiger, stehen schon fertige Räume zur Ver-
fügung, so la^en sich die nötigen Einrichtungen
billiger und bequemer herstellen. Man führt 0,35 bis
0,50 m von der Wand entfernt eine dünne, 0,50 m
hohe Ziegel- oder Tufsteinmauer auf, teilt den so ent-
standenen Gang durch Querwände in 0,35 bis 0,50 m
lange Abteilungen, zu deren jeder eine Einschlupf-
öffnung führt, und bedeckt denselben mit Brettern
so, daß über jeder Abteilung der Nisträume ein Brett-
stück behufs Besichtigung des Innern sich aufheben
läßt (f. Tafel: Kaninchenrassen, Fig. 1). Ein-
facher, leichter ausführbar und daher meistens an-
gewendet ist der Ersatz der Mauer durch auf der
bohen Kante stehende Bretter. An einer freien Wand-
stelle bringt man eine kleine Raufe zur Aufnahme
des Rauffutters fo hoch an, daß die Kaninchen
sich zum Fressen auf die Hinterbeine stellen müssen;
man kann auch
sreistebende Rau-
fen (f. beiftehende
Fig. 1) verwen-
den. In einem
solchen ^tall-
ranm können das
Männchen (meb-
rere Männchen
vertragen sich
nicht "miteinan-
der), die Weib-
chen und Junge
vereint untergebracht werden' doch ist das Männ-
chen vom Eindringen in die Nisträume abzuhalten
dadurck, daß ihm ein Halsband von Blech mit
einem Qncrstock umgelegt wird. Besser ist es, das
Männchen von den Weibchen abgesondert und die
Weibchen einzeln in besondern Behältern unterzu-
bringen. Dazu kann man mit Einschlupföffnung
yig, 1.
Fig. 2.
versehene vergitterte Holzkasten oder Körbe von
mindestens 1 Hin Bodenfläche benutzen, die aber
des Urins wegen nicht übereinander gestellt werden
dürfen; will man die Behälter übereinander liegend
anordnen, so müssen sie gemauerte Wände und
eementierten schräg liegenden Boden mit Abzugs-
rinne und einen wagerechten dichten Lattenboden
baben (s. vorstehende Fig. 2 Außenansicht und Fig. 3
Querschnitt). Auch kann man kleine Fässer, deren
mißt, sind untcr (5 aufzusuchen.