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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Karl; Karl (Ⅲ.); Karl Ⅲ.; Karl Ⅳ.

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Karl (Ⅲ.) (König von Spanien) – Karl Eugen (Herzog von Württemberg)

Karl (Ⅲ.), König von Spanien, s. Karl Ⅵ., röm.-deutscher Kaiser (S. 146 b).

Karl Ⅲ., König von Spanien (1759‒88), ältester Sohn Philipps Ⅴ. aus dessen zweiter Ehe mit Elisabeth von Parma, geb. 20. Jan. 1716, wurde in dem span.-österr. Vertrage zu Wien 1725 zum Erben von Parma und Piacenza bestimmt. Als 1729 Spanien zu Frankreich und den Seemächten übertrat, ward dem Infanten der Besitz von Parma und Toscana zugesichert. Der Kaiser erkannte bald darauf diese Anwartschaft an und gab K. 1731 Toscana zu Lehn, das dieser jedoch 1735 mit dem Königreich Neapel vertauschte. Obgleich ihn in dem österreichischen Erbfolgekriege eine engl. Flotte zum Abfall von Spanien nötigte, blieb er doch sonst auf der Seite dieser Macht und Österreichs. 1759 folgte er seinem Bruder Philipp Ⅵ. auf dem span. Throne, indem er Neapel seinem minderjährigen Sohne Ferdinand Ⅳ. überließ. K. hielt an der traditionellen bourbonischen Familienpolitik fest, die ihn in einen verlustreichen Krieg mit England und Portugal verwickelte, in dem Spanien 1763 Florida verlor. In dem zweiten Kriege 1778‒83 erhielt es erst nach großen Opfern Florida wieder. Berühmt ist K.s Regierung in Neapel und Spanien durch die aufgeklärte Verwaltung geworden, die unter Leitung dort von Tanucci, hier von Florida-Blanca u. a. Platz griff. Infolge eines Aufstandes in Madrid 1766, als dessen Urheber die Jesuiten galten, wurden diese 1. April 1767 aus dem Lande ausgewiesen und eine ganze Flotte mit 6000 Jesuiten an der Küste des Kirchenstaates ausgesetzt. 1771 stiftete K. den Orden Karls Ⅲ. Er starb 14. Dez. 1788. K. war vermählt mit der Prinzessin Maria Amalie von Sachsen. – Vgl. Ferrer del Rio, Historia del reinado de Carlos Ⅲ de España (3 Bde., Madr. 1856‒58); Danvila y Collado, Reinado de Carlos Ⅲ (ebd. 1893).

Karl Ⅳ., König von Spanien (1788‒1808), geb. 12. Nov. 1748 zu Neapel, kam 1759, als sein Vater Karl Ⅲ. auf den span. Thron berufen wurde, nach Madrid und folgte demselben 13. Dez. 1788 in der Regierung. Er war vermählt mit der Prinzessin Luise Marie von Parma. Zu schwach selbst zu regieren, war er in der Politik stets von seiner Gemahlin und deren Geliebten Godoy (s. d.) abhängig. Letzterer veranlaßte ihn zu dem unglücklichen Kriege gegen Frankreich, sowie 1795 gegen Portugal und England, welch letzteres bei Trafalgar 1805 Spaniens Seemacht vernichtete. Der Haß, den Godoy von K.s Sohn, Ferdinand, und andern Großen auf sich zog, führte 1808 eine Revolution herbei, die Napoleon benutzte, um die Bourbons vom span. Throne zu entfernen. K. verzichtete 19. März auf die Krone, widerrief zwar die Thronentsagung sofort, trat aber nachher zu Bayonne 5. Mai 1808 seine Rechte auf den Thron an Napoleon ab, der ihm dafür auf Lebenszeit den Palast zu Compiègne und eine jährliche Rente zusicherte. K. lebte fortan zu Compiègne, seit 1811 in Rom, später in Neapel, wo er 19. Jan. 1819 starb. Sein zweiter Sohn war der spätere Thronprätendent Don Carlos (s. d.). – Vgl. Gómez de Arteche, Reinado de Carlos Ⅳ (Madr. 1893).

Karl (Don Carlos), Infanten von Spanien, s. Carlos.

Karl Robert, König von Ungarn (1301‒42), entstammte der neapolit. Linie der Anjou, wurde nach dem Tode Andreas’ Ⅲ., des letzten Arpaden, zum König gewählt, konnte aber erst nach langwierigen Thronstreitigkeiten gegen zwei Prätendenten (Wenzel von Böhmen und Otto von Bayern) und gegen die innere Oligarchie die Regierung antreten. Er bändigte den Übermut der Großen und führte wiederholt Kriege mit Venedig, dem er Dalmatien überlassen mußte, und gegen Serbien. Der Eroberungskrieg gegen die Walachei (1330) endete mit einem Mißerfolg, dagegen gelang es ihm, für seinen zweiten Sohn Andreas die Hand der Erbin von Neapel, für den ältern Ludwig die Aussicht auf die poln. Königskrone zu erwerben (1339). Er starb 1342 in Vyssegrad.

Karl von Valois, Bruder Philipps des Schönen, s. Valois.

Karl Alexander, Herzog von Württemberg (1733‒37), geb. 24. Jan. 1684 zu Stuttgart, Sohn des Prinzen und Administrators Friedrich Karl von Württemberg-Winnenthal, trat schon als Knabe in österr. Kriegsdienste, zeichnete sich im Spanischen Erbfolgekriege aus, focht 1716‒18 ruhmvoll unter dem Prinzen Engen gegen die Türken und wurde zum kaiserl. Feldmarschall und zum Statthalter von Belgrad und Serbien ernannt. Er war 1712 zur röm. Kirche übergetreten, erließ daher 1733, noch zu Lebzeiten seines Vorgängers, die sog. Religions-Reversalien, in denen er erklärte, daß er sämtliche Landesverträge anerkenne und in der Religionsverfassung des prot. Württemberg keine Änderung vornehmen werde. 1733 wurde er, da sein Vetter Herzog Eberhard Ludwig ohne Söhne starb, zur Nachfolge berufen; als Herzog nahm er auf seiten Österreichs an dem Polnischen Thronfolgekriege teil. Seine Regierung ist durch das schändliche Treiben seines Geh. Finanzrats Süß-Oppenheimer (s. d.) übel bekannt geworden. Im Lande herrschte die größte Unzufriedenheit, die Stände erhoben sich nachdrücklich gegen die immer drückendere Steuerbelastung. Man fürchtete einen Staatsstreich, da starb K. A. plötzlich 12. März 1737 in Ludwigsburg. Er ist durch seine drei ihn überlebenden Söhne der Stifter der jetzt regierenden Linie des württemb. Hauses geworden.

Karl Eugen, Herzog von Württemberg (1737‒93), geb. 11. Febr. 1728, folgte 1737 seinem Vater Karl Alexander unter Vormundschaft der Herzöge Karl Rudolf von Württemberg-Neuenstadt und Karl Friedrich von Württemberg-Öls, wurde von letzterm nach Berlin geschickt, um sich unter Friedrich d. Gr. in der Staats- und Kriegskunst auszubilden, und übernahm 1744, durch ein kaiserl. Dekret für volljährig erklärt, die Regierung. Friedrich d. Gr. schrieb für ihn den «Miroir des princes», dessen Lehren aber K. E. wenig beherzigte. Er war ein Fürst von nicht geringen Geistesanlagen, hatte aber, wenigstens während der ersten Zeit seiner Regierung, fast nur Sinn für Prachtentfaltung und Vergnügungen. Die Summen, die er für Theater, Bälle, Jagden, kostbare Reisen und an seine Maitressen verschwendete, überstiegen bei weitem die Kräfte Württembergs. Um Hilfsquellen sich zu eröffnen, wurde ein schändlicher Handel mit den Landeskindern getrieben, die als Soldaten an Holland und an andere Staaten verkauft wurden. Am siebenjährigen Kriege nahm K. E. im Solde Frankreichs gegen Preußen teil. Die alten beschworenen Verträge zwischen Fürst und Ständen wurden von K. E. wenig beachtet. Seine schlimmsten Ratgeber waren Graf von Montmartin und Oberst Rieger.

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