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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Karlsruhe (Stadt)
l4. Trainbataillon. Artillerie und Train haben
ihre Kaserne in dem südöstlich der Stadt gelegenen
Schloß Gottcsaue, ehemals Venediktinerabtei.
Äußere Anlage. Der Bauplan der ältern,
erst 1715 durch den Markgrafen Karl Wilbclm von
Baden-Durlach angelegten Stadt gleickt einem
Fächer, dessen Ausgangspunkt das Schloß bildet,
von welchem die Straßen strahlenartig auslaufcn.
Neben dieser in den ältern Stadtteilen streng durch-
geführten eigenartigen Anlage sind breite gerade
Straßen mit zahlreichen architektonisch bemerkens-
werten öffentlichen und Privatbauten charakteristisch
für das 'Äußere der Stadt, die sich namentlich seit
1570 zu ansehnlicher Bedeutung entwickelt hat.
Man unterscheidet leicht die verschiedenen Vau-
perioden. Auf das Schloß und die Bauten im franz.
Stil folgten die Schöpfungen des in Rom gefchultcn
Architekten Friedr. Weinbrenncr, von derb gebalte-
nen klassischen Formen und überaus scblichten Ver-
hältnissen. An sie schließen sich die sckönen, meist
in einem eigenen, auf roman. Grundlage ruhenden
Stil ausgeführten Bauten von hübsch und Eisen-
lohr, endlich die zahlreichen Bauten vonBerckmüller,
Lang, Durm, Dyckerhoff, Striedcr u. a.
Mätze, Denkmäler. Der Schloßplatz mit Zier-
gärtneret, sechs Springbrunnen und den: Standbild
(1844) des Großherzogs Karl Friedrich, in Erzguß
von Stiglmayernach dem Modell von Schwanthalcr,
an den Ecken allegorische Gestalten der vier Kreise
des Landes, der Friedrichsplatz mit Anlagen und
Wasserkünsten, umgeben von Arkaden, der Markt-
platz mit einem Sandsteinbrunnen und dem Stand-
bild des Grohherzogs Ludwig von Raufer sowie
mit einer Eteinpyramide, dem Grabmal des Grün-
ders der Stadt, der Rondellplatz mit der Verfas-
sungssäule, ein dem Andenken des Großherzogs
Karl gewidmeter Obelisk mit Medaillonporträt,
der Platz am Bahnhof mit dem Standbild des
Ministers Winter (gest. 1838), nach Reichs Modell
von Burgschmiet gegossen (1855) und dem Krieger-
denkmal für 1870/71, Marmorgruppe von H. Volz,
in der Nähe ein monumentaler Brunnen, zu Ehren
des Bürgermeisters Malsch nach Baurat Längs
Entwurf, mit Marmorfiguren von Moest; der Leo-
poldsplatz mit dem Medaillonporträt des Groß-
herzogs Leopold am Brunnen; vor der Kunstschule
das Denkmal des Dichters von Scheffel (1892), im
Schloßgarten das Denkmal des Dichters I. P. Hebel
sowie die Marmorgruppe "Hermann und Dorothea"
von Steinhäuser, das Deutmal des Freiherrn von
Drais (s. Draisine) in der Kriegsstrasie (1893), im
Erbprinzengarten die vom Kommerzienrat Lorenz
der Stadt geschenkte Nymphengruppe in Vronzeguh
von Weltring (1891) und auf dem alten Friedhof die
Denkmäler für die 1849 gefallenen Preußen und die
beim Theaterbrand 1847 Verunglückten. Auf dem
Platze am Mühlburger Thor soll ein Reiterstand-
bild Kaiser Wilhelms I. (modelliert von Ad. Heer)
errichtet werden.
Gebäude. Die evang. Stadtkirche (1817) mit
der großherzogl. Gruft und die kath. Stadtlirche
(1808) in Rotuudcnform, als Pantheon erbaut,
beide von Weinbrenner; die evang. und kath. Süd-
stadtkirche, die frühgotische kath. Liebfrauenkirche
(1891) nach Plänen von Schmitt, die evaug. und kath.
Kirche in Mühlburg, die Gruftenhalle nebst Kapelle
auf dem neuen Friedhof und die Synagoge von
Durm. Das Nesidenzschloß, 1750-70 nach dem
Plane des Baumeisters Retty an Stelle des ältern
Artikel, die man unter K verm
Jagdschlosses (1715) im franz. Mansardenstil er-
baut und überragt von dem 45 in hohen Turm
(Blciturm), bildet den Mittelpunkt der 32 radial an-
gelegten Straßen und Alleen; ferner das Rathaus
(1821) mit Turm (64 m), Ständehaus, Palais des
Prinzen Wilhelm, das markgrüfl. Palais und das
des Fürsten von Fürstenberg. Hierzu kommen aus
neuerer Zeit das Hoftheater, nach dem großen
Brande (1847) in den I. 1851-53 in roman. Stil
erbaut, die Kunsthalle (Akademicgcbäude), 1336 ^
45 im Rundbogenstil aufgeführt, die Technifche
Hochschule (1836), die Gebäude des Staats- und
Finanzministeriums und der Wintergarten (1856),
sämtlich von Hübfch; fodann das von Berckmüller
1865-72 errichtete Gebäude der vereinigten Samiw
lungen, das Direktionsgebäude der Staatseifenbah-
nen, das Iustizgebäude, die beiden Lehrerseminare,
das städtische Vlerordtsbad und die Festhalle, letztere
beiden von Durm; das Generalkommando (Werder^
Palais), die Kadettenanstalt (1892), die Neichsbank
(1893), die Kunstgewerbc-, die Vaugewerkenschulc
und andere Schulgebäude. Prachtvolle Privatbauten
sind die Palais Douglas und Schmieder, die Villa
Bürklin, das Hotel Germania nebst zahlreichen neuen
stilvollen Häusern, namentlich in der Kaiserstraße
(mit Kaiserpassage) und Kriegsstraßc, sowie die
reichen Villen des Hardtwaldes.
Verwaltung. Die Stadt wird verwaltet durch
einen Oberbürgermeister (Schnetzler, seit 1892),
2 Bürgermeister, 22 Stadtratsmitglieder und
96 Stadtverordnete. Die Freiwillige Feuerwehr
zählt 620 Mann und hat 1 Dampffpritze, 18 fon-
stige Spritzen und elektrische Feuermeldung. Ferner
besteht ein Wasserwerk mit Hochreservoir (Lauter-
bevg), ein vollständiges Kanalnetz zur Entwässerung,
mit dem Landgraben (16. Jahrh.) als Sammelkanal,
zwei Gasanstalten und ein Schlacht- und Viehhof.
Das Wappen mit der Devife "^iäLiitHZ"(Treue)
ist der Stadt durch ihren Gründer, den Markgrafen
Karl Wilhelm von Baden-Durlach, verliehen worden.
Behörden. K. ist <^itz der Ministerien, der
Oberrechnungskammer, des evang. Oberkirchenrats,
kath. Oberstiftungsrats, Oberfchulrats, der Zoll-,
Steuer-, Domänen- und Staatseifenbahndircttion,
eines preuß. Gesandten sowie zahlreicher Konsuln,
des Oberlandesgerichts für das Großherzogtum
Baden (Landgerichte Freiburg i. Br., K., Konstanz.
Mannheim, Mosbach, Ofsenburg, Waldshut), eines
Landgerichts mit Kammer für Handelsfachen und elf
Amtsgerichten (Baden, Breiten, Vruchfal, Durlach,
Eppingen, Ettlingen, Gernsbach, K., Pforzheim,
Philippsburg, Rastatt), eines Amtsgerichts, eines
Gewerbegerichts, eines Verwaltungsgerichtshofs,
Verwaltungshofs der Versicherungsanstalt Baden,
einer Oberpostdirektion für die bad. Kreife Mosbach,
Heidelberg, Mannheim, K. fowie für einzelne Teile
des Kreises Offenburg und für den Hess. Amts-
gerichtsbczirk Wimpfen, einer Reichsbankstelle, einer
Handelskammer sür die Kreise K. und Baden, der
Centralleitung der Gewerbe- und der landwirt-
schaftlichen Vereine des Großherzogtums, sowie der
5. Armee-Inspektion, des Generalkommandos des
14. Armeekorps, der Kommandos der 28. Division,
5)5. Infanterie-, 28. Kavallerie- und 14. Artillerie-
brigade, eines Artillerie- und Traindepots uud
Proviantamtes.
Unterrichts- und Vildungswesen. Die
großherzogl. Technische Hochschule, verbunden mit
Forstakademie, 1825 als erste derartige Anstalt
ißt, sind nnter C anfzusnchen.