Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

187
Karpaten
Dunajec. Die Innenzone der K. besteht aus einer Reihe einzelner Stöcke von Granit und krystallinischen Schiefern (Tatra, Fatra, Magura, Niedere Tatra), an denen sich am Außenrand ein mesozoisches Kalkgebirge anschließt (Liptauer Alpen). Das Ungarische Erzgebirge besteht aus Trachyt, Andesit und Basalt, die Matra aus Trachyt, ebenso die Hegvalja. Von der Theißquelle an beginnen wieder krystallinische Schiefer, welche nur im SO. Siebenbürgens von Kalken und ältern Tertiärformationen unterbrochen, in den Transsylvanischen Alpen bis an die Donau sich fortsetzen. Ihnen parallel zieht von N. nach S. ein 140 km langer Trachytzug, welcher das Gyergyoer, Hargitta- und Csiker Gebirge bildet. Im Westrande Siebenbürgens finden sich großartige Basaltberge, z. B. die Detunata.
Mineralschätze. Golderze werden gewonnen auf der ungar. Seite in Kremnitz und Johannisberg, in Magurka im Komitat Liptau, in Zsarámpo (Komitat Marmaros), in Felsö-Banya und Nagy-Bánya im Komitat Szatmar in Igló (Zips), in Abrud-Bánya, Vöröspatak, Zalathna, Offen-Bânya, Boicza, Selistye in Siebenbürgen und Oravicza im Banater Gebirge; Silbererze in Kremnitz, Schemnitz, in Göllitz, Wagendrüssel, Schmölnitz im Komitat Zips, in Felsö-Bánya, Nagy-Bánya im Komitat Szatmar, in Kis-Bánya, Vöröspatak, Boicza, Zalathna, Selistye und Oláh-Lapos-Bánya in Siebenbürgen; Quecksilbererze in Igló und Göllnitz in der Zips, Rosenau im Komitat Gömör; Kupfererze in Schemnitz, Libethen (Sohl), Igló, Göllnitz, Schmölnitz und Krompach in der Zips, Dobschau und Gömör (Komitat Gömör), Budfalu (Marmaros), Werksthal bei Rez-Bánya, Balan, Vöröspatak und Olah Lapos-Bangya in Siebenbürgen, Dognácska, Oravicza und Moldova im Banater Gebirge. Bleierze in Schemnitz, Nagy-Bánya, Felsö-Banyá, Kapnik-Bánya, Dognácska, ferner in Alt-Rodna (Siebenbürgen); Zinkerze an denselben Orten. Eisenerze in Saljo Tarjan (Neograd), Libeken (Sohl), Igló, Göllnitz und Schmölnitz (Zips), Rosenau, Sajo, Dobschau (Gömör), Fejerpatak, Kobala Poljana (Marmaros), Gyalár, Telek, Govasdia, Kudsir, Szt. Kereszt-Bánya, Vajda Hunyad (in Siebenbürgen), Ruszkberg, Reschitza, Anina, Steierdorf, Oravicza, Ruszka, Dognácska und Nadrag (Krasso) im Banater Gebirge. In Schmölnitz (Zips) wird Antimon und Schwefelkies, in Igló und Dobschau auch Kobalt und Nickelerz gewonnen. Arm sind die K. an Kohlen, sowohl Braun- als Steinkohlen; die erstern werden in bedeutendern Mengen nur in Sakgo Tarján (Neograd) und im Schilthal in Siebenbürgen, letztere in Reschitza und Steierdorf-Anima im Banater Gebirge abgebaut. Sehr reich hingegen sind sie an Salzvorkommen, sowohl in Ungarn-Siebenbürgen als in Galizien und der Bukowina. In ersterm sind die Hauptproduktionsstätten von Steinsalz Slatina und Rónaszek in der Marmaros, Deés, Akna, Torda, Maros-Ujvár, Vizakna und Paraft in Siebenbürgen, in letztern die berühmten Salmen von Wieliczka und Bochnia, sowie Kaczyka in der Bukowina. So arm die galiz. Seite der K. an Mineralien und Erzen ist, so reich sind ihre Petroleum- und Erdwachslager, deren Zone sich von Kleczany bei Neu-Sandec im W. bis nach Kimpolung in der Bukowina ausdehnt.
Klima. Die K. bilden wie die Alpen eine Wetterscheidewand. Während im Alföld und in der großen ungar. Tiefebene die mittlere Jahrestemperatur zwischen 10,z° (Nyiregyháza) und 11,8° C. (Mezöhegyes) schwankt und auch das Vorland Jahresmittel von 7,5° (Kremnitz) bis 9,5° (Leva) aufweist, hat der Nordabfall der K. und das Sarmatische Tiefland Jahrestemperaturen von 6,3° (Tarnopol) bis 8,1° C. (Rzeszow und Bielitz). Noch niedere Ziffern zeigen die Stationen in der hohen Tatra und im Waldgebirge: Arvavaralja (500 m) hat 6,5° mit einem absoluten Minimum von -34,4°, Kesmark 6,3°, Poronin (740 m) 5,7°, Kirlibaba (904 m) 6,1°, Alsó-Verecske 7,0° C. In Siebenbürgen schwanken die Jahresmittel zwischen 7,6° (Kronstadt) und 9,2° (Mediasch). - Auch hinsichtlich der Regenverteilung bilden die K. die Grenze zwischen dem niederschlagsarmen ungar. Tiefland (4-500 mm) und der Sarmatischen Ebene (6-800 mm). Die K. selbst erhalten durchschnittlich 900-1100 mm.
Bevölkerung. Die K. sind namentlich im N. von Slawen, im W. und S. von Magyaren und Romanen bewohnt; und zwar die Westkarpaten von Czechen und Slowaken, während die Beskiden und die Tatra die Scheidegrenze zwischen den Polen im N. und den ungar. Slowaken im S. bilden. Die mähr. Slowaken, welche das Thal der Bečva bewohnen, heißen dort Walachen, während die das Gebirge in Ungarn bewohnenden Slowaken Hornyaken genannt werden. Die poln. Bewohner in Schlesien heißen Wasserpolaken, jene in Galizien Goralen. Von dem Durchbruche des Poprad an beginnen zu beiden Seiten der K. die Wohnsitze der Ruthenen, welche nicht nur das ganze östl. Galizien, sondern auch die nördl. Bukowina und das nordöstl. Ungarn umfassen. Sie reichen auf der ungar. Seite der K. bis zum Pietrosuberge in der Marmaros und bis Kirlibaba in der Bukowina. Ihre Nachbarn in Ungarn und der Bukowina sind die Rumänen, welche den östl. und südl. Rand in der Moldau und Walachei, sowie die südl. und westl. Gebirgsdistrikte Siebenbürgens bewohnen, während den östl. Teil dieses Landes die Szekler (Magyaren) bewohnen. Die in den galizischen K. wohnenden ruthen. Gebirgsbewohner von den Quellen des San bis zur Lomnica werden Bojken, von da bis in die Bukowina Huzulen, die ruthen. Karpatenbewohner in Ungarn Verhovinaer genannt. Innerhalb dieser Gebirgsgegenden finden sich deutsche Sprachinseln, so in dem Ungarischen Erzgebirge die Sprachinsel von Kremnitz, Hochwiesen, Deutsch-Proben und Schemnitz, ferner die alten deutschen Bergwerksorte Göllnitz, Schmölnitz, Leutschau, Neudorf (Igló) und Dobschau, dann die deutschen Ansiedelungen um Mankács, welche im Thale der Latorcza bis nach Galizien hinüber sich fortsetzen, die deutschen Kolonien nahe dem Theißursprunge bei Kiralymezö und Deutsch-Mokra, endlich jene ausgedehnten Enklaven der Sachsen in Siebenbürgen, und zwar das Gebiet zwischen Bistritz und Sächsisch-Regen, jenes von Kronstadt und Törzburg, sowie zwischen Schäßburg, Mediasch und Hermannstadt. Außerdem wohnen in einzelnen Gebirgsdistrikten der Bukowina und Siebenbürgens Armenier und in dem südl. Teile des Banater Gebirgszuges auch Bulgaren. Die Dichtigkeit ist am größten in den mähr., schles. und westgaliz. Teilen (60 und 80 E. auf 1 qkm). Bedeutend geringer ist sie auf der ungar. Seite der West- und Centralkarpaten (40-60 E.), sowie in Ostgalizien und Siebenbürgen (30-50 E.), am geringsten aber (10-30 E.) in den Komitaten Arva, Liptau, Turocz, Sohl, Marmaros, Bistritz
Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.