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Karrensteine – Karschin
Aussaat von Klee und feinern Samen (Grassamen) in Gebrauch.
Karrensteine, s. Karrenfelder.
Karrēte, s. Carreta.
Karrhä, alte aramäische Stadt im nordwestl. Mesopotamien, in der Ebene südöstlich von Edessa, am Flusse Karras (Belik), ist das biblische Haran (s. d.), von wo aus Abraham nach Palästina abgezogen sein soll. Die Stadt ist besonders bekannt als Schauplatz der Niederlage des Crassus durch die Parther (53 v. Chr.). In späterer Zeit war K. ein Hauptsitz des sabäischen Götterdienstes, besonders des Mond- (Sin) und Morgenstern-(Uz) Kultus, und ein sehr bedeutender Handelsplatz, geriet aber unter der Mongolenherrschaft gänzlich in Verfall.
Karrĭer, Carrier oder Englische Bagdette (s. Tafel: Geflügel, Fig. 17), eine Sporttaube von 42 bis 44 cm Länge, stammt ursprünglich aus dem türk. Vorderasien und Nordafrika, wo sie als Brieftaube benutzt wurde, ist aber erst in England zu der heutigen Rasse herangezüchtet worden. Kennzeichen sind aufrechte, gerade Gestalt, langer, starker, gerader Schnabel mit walnußförmiger Nasenwarze, sehr starke, fleischige Augenringe, gestreckter Körper, stark hervortretende Brust, aufgerichtet getragener dünner Hals, hohe Beine mit muskulösen Schenkeln und unbefiederten Füßen, knappes, geschlossen anliegendes Gefieder, sehr lebhafte rot- bis mattgelbe, bei weißen Tauben dunkle Augen. Die geschätzteste Farbe ist ein gleichmäßiges, tiefes, metallisch glänzendes Schwarz, von dem sich die weißlichgelbe Warzenwucherung am schroffsten abhebt, ferner hellblau mit schwarzen Binden, goldbraun und weiß mit dunkelbraunen Augen. In ihrer jetzigen Form etwas schwerfällig und wegen der großen Augen- und Schnabelwarzen im Sehen beeinträchtigt, wird sie als Brieftaube nicht mehr verwendet.
Karriēre, s. Carrière.
Karrierte Gewebe, verschiedenartige Stoffe mit gewürfeltem Muster.
Karrikatur, s. Karikatur.
Karriōl, das, oder die Karriole (frz. carriole), ein leichter, zwei- oder vierräderiger Wagen; insbesondere das in größern Städten zur Fortschaffung von Briefpostsendungen und von den fahrenden Landbriefträgern benutzte Fuhrwerk (Karriolpost).
Karronāden, eine Art langer Haubitzen von 12 bis 68 Pfd. Kugelgewicht, 6‒8 Kugeldurchmesser lang, mit cylindrischer Kammer, wurden zuerst 1774 auf der Gießerei Carron (s. d.) in Schottland gegossen. Verwendet wurden sie hauptsächlich auf Schiffen und in Küstenbatterien. Mit der Einführung gezogener Geschütze verschwanden die K.
Karroo (spr. -ru), s. Kapkolonie (S. 118 a).
Karrousel, s. Karussell.
Kars. 1) Gebiet im transkaukas. Teil des russ. Generalgouvernements Kaukasien, grenzt im S. und W. an die Asiatische Türkei, im NW., NO. und SO. an die Gouvernements Kutaïs, Tiflis und Eriwan und hat 18646,6 qkm mit 187000 E., d. i. 10 auf 1 qkm. Es ist ein welliges Gebirgsland mit einigen hohen Gipfeln (z. B. Ala-dagh 3143 m). Das Plateau von K. senkt sich bis zur Mündung des Arpa-tschai (1610 m), während es sich nach W. bis 1850 m hebt. Flüsse sind: der Oberlauf der Kura nach N.; im S. und W. der Aras mit dem Arpa-tschai. Im NO. liegt der See Tschaldyr-göl (125 qkm). Das Klima ist im Winter sehr rauh, im Sommer sehr heiß. Mittlere Temperatur in Ardahan 2,7, in Kars 4,7° C Fröste von -35° sind nicht selten. Die Bevölkerung besteht aus 44000 Türken, 42000 Armeniern, 28400 Kurden, 25000 Karapapachen, 26000 Griechen, 10000 Turkmenen, 10500 Russen u. a. Hauptbeschäftigung ist Ackerbau, Gartenbau und Viehzucht. Bei Kagysman und Olti sind große Salzlager (Mächtigkeit über 30 m); Handel und Gewerbe wenig entwickelt. K. zerfällt in 4 Bezirke: K., Ardahan, Kagysman und Olti. Das Gebiet gehörte bis 1878 zur Türkei (Wilajet Erzerum). Infolge des Übergangs an Rußland wanderten bis 188182760 Türken aus, in der Stadt K. allein 11000; dafür wanderten Armenier, Griechen, Russen u. s. w. ein. – 2) Bezirk im östl. Teil des Gebietes K., hat 6529,5 qkm und 70158 E. – 3) Hauptstadt des Gebietes und des Bezirks K. sowie russ. Festung, 1848 m hoch, liegt in der ausgedehnten, baumlosen, aber fruchtbaren und reichbewässerten Hochebene Schiragh, an der Ostseite einer isolierten Berg- und Hügelgruppe, welche der Karstschai oder Akhurean im tiefen Engthale durchbricht. K. gilt wegen der daselbst befindlichen Ewlia-(Heiligen-)Gräber und mehrerer Moscheen den Mohammedanern als eine geweihte Stätte, zu der sie wallfahrten; es ist Sitz eines Bischofs und hat (1889) 3041 E., in Garnison das 155. Infanterieregiment und (einschließlich Alerandropol) 3 Bataillone Festungsartillerie, Weberei grober wollener Zeuge, Herstellung von Teppichen und Filzen, einigen Durchgangshandel. Die Festung bildet ein unregelmäßiges Polygon mit doppelter Mauer und vier Bastionen. Auf dem Ak-Dagh, einem steilen Hügel, liegt, gänzlich sturmfrei, das Fort Arkanieh, ein bastioniertes Fünfeck, auf dem Kara-Dagh und Top-Dagh die Inglis-Tabia und Madschar-Tabia, zwei starke Batterien.
K. gehörte bis 1878 zur Türkei. Beim Beginn des Russisch-Türkischen Krieges von 1877 wurde K. von den Russen belagert, 9. Juli jedoch von den Türken unter Mukhtar Pascha entsetzt. Aber nach der Niederlage Mukhtar Paschas am Aladscha-Dagh (s. d.) 15. Okt. 1877 wurde K. unter der Oberleitung des Großfürsten-Statthalters Michael durch General Lazarew abermals eingeschlossen, nebst den Forts Kara-Dagh, Hafiz und Kanly bombardiert und in der Nacht zum 18. Nov. erstürmt, worauf sich die Citadelle ergab; 5 Paschas und 17000 Mann kapitulierten, nur wenige Reiterabteilungen entkamen. Von den Russen ist K. durch den Ausbau der Werke und Anlage neuer Forts zu einer großen Lagerfestung umgewandelt worden.
Karsch, Anna Luise, s. Karschin.
Karschi, das alte Nachscheb, Stadt im Chanat Buchara in Centralasien, in fruchtbarer Oase, links am Schehri-sebs, Sitz eines Beks, hat 25000 E., Citadelle, Bazar, 10 Karawanseraien, Fabrikation von Messern und damascierten Klingen, Handel mit Getreide, Vieh, Fellen und Seidenstoffen.
Karschin, Anna Luise, eigentlich Karsch, Dichterin, geb. 1. Dez. 1722 auf einer Meierei unweit Schwiebus, wurde nach dem frühzeitigen Tode ihres Vaters, eines Schenkwirts Namens Dürbach, bei einem Oheim erzogen, kam dann in einen Dienst, wo sie die Kühe hüten mußte, zugleich aber die Bekanntschaft eines Hirtenknaben machte, der sie mit Büchern versorgte. So entstanden während ihres dreijährigen Dienstes ihre ersten Gedichte. Nachdem sie noch eine Zeit lang als Kinderwärterin ge- ^[folgende Seite]
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