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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kartoffelkrieg - Kartoffelkulturmaschinen
Mitteleuropa. Vereinzelt ist die Krankheit schon seit
1830 in Deutschland beobachtet worden, doch erst
in dem feuchten Sommer 1845 hat eine allgemeine
Verbreitung stattgesunden. Seit dieser Zeit ist die
K. eigentlich nie wieder ganz verschwunden, doch ist
die Wirkung des Pilzes offenbar in den letzten Jahr-
zehnten eine schwächere geworden und verursacht nur
noch in sehr ungünstigen Sommern Schaden.
Die ersten Anzeichen der K. treten gewöhnlich im
Monat Juni auf und bestehen darin, daß die Blätter
braune nußfarbige Flecken bekommen (Fig. 7 a), die
auf der Unterseite mit einem weißen schimmelarti-
gen Überzug von aus den Spaltöffnungen aus-
tretenden Conidienträgern (Fig. 7d) besonders an
den Rändern bedeckt sind. Bei anhaltender feuchter
Witterung breiten sich die Flecken immer mehr
aus und führen schließlich zum Faulen oder Ver-
schrumpfen der ganzen Blätter. Schon hierdurch
wird der Ertrag der Kartoffelpftanze bedeutend be-
einträchtigt, da infolge der Zerstörung der grünen
assimilierenden Blattflächen die Stärkebildung auf-
hört. Außerdem geht die Krankheit auch leicht auf
die Knollen über, indem die Conidien in den Boden
gelangen. Die Conidien haben eine citronenförmige
Gestalt und keimen nach dem Abfallen von den
Conidienträgern sofort, wenn die nötige Feuchtig-
keit vorhanden ist. Ihr Inhalt zerfällt in mehrere
Schwärmsporen (Fig. 7 c u. 7ä), die sich im Wasser
mit zwei Cilien bewegen, nach einiger Zeit zur Ruhe
kommen, sich mit einer Zellhaut umgeben,und dann
sofort einen Keimschlauch treiben, der die Außen-
wand der Epidermis durchbohrt und auf diese Weise
in das Innere der Stengel, Blätter und auch der
Knollen gelangen kann. Hier erzeugt er ein weit-
verzweigtes, nicht von Querwänden gefächertes My-
celium, das durch Aussaugen der Zellen allmählich
das Absterben der befallenen Partien veranlaßt.
Sind die Knollen gleichfalls angesteckt worden
(Knollen faule), so bilden sich auf der Ober-
stäche bräunliche Flecken, und ist die Witterung für
die Weiterentwicklung des Pilzes günstig, so kann
schon im Boden ein Verfaulen der Knollen eintreten;
häufiger noch macht die Krankheit erst in den Auf-
bewahrungsräumen der Kartoffeln weitere Fort-
schritte, und hier kann auch eine Ansteckung noch ge-
sunder Knollen erfolgen. Bei großer Feuchtigkeit
führt die Thätigkeit des Myceliums schließlich zu
einem jauchigen Zerfließen, bei größerer Trocken-
heit zu einem bröckligen Zerfallen der Knollen. In-
folge der Erhaltung des Myceliums in den kranten
Kartoffeln während des Winters wird der Pilz wie-
der mit dem Saatgut auf die Äcker gebracht und
kann hier von neuem die Blätter anstecken. Zur
Verhütung der Krankheit muß deshalb besonders
darauf gesehen werden, daß nur gesunde Knollen
zur Aussaat verwendet werden. Ist die Krankheit
einmal auf dem Acker ausgebrochen und wird sie
von feuchter Witterung begünstigt, so läßt sich da-
gegen nicht mehr ankämpsen. In neuerer Zeit hat
man mehrfach widerstandsfähigere Sorten mit
dickern Schalen gezüchtet, die von der Krankheit
weniger zu leiden haben.
Außer auf der Kartoffel findet sich dieser Pilz
noch auf einigen andern Arten der Gattung Zola-
num, z. V. auf dem Liebesapfel (s. d.). Auch hier
ruft er ähnliche Erscheinungen hervor, doch ist bis
jetzt weder auf der Kartoffel noch auf andern Sola-
numarten die Bildung von Oogonien und Oosporcn
beobachtet worden, man kennt nur die conidien-
tragende Generation, während bei der nahe ver-
wandten I'Ii^topktkoi'I. omnivora Ds ^. (s. ?k)^
toMdork) reichlich Oosporen gebildet werden. -
Vgl. Frank, Die Krankheiten der Pflanzen (Bresl.
1880); Sorauer, .Handbuch der Pstanzenkrantheiten,
Bd. 2 (2. Aufl., Verl. 1886).
Kartoffeltrieg, scherzhaste Bezeichnung des
Bayrischen Erbsolgekrieges (s. d.), weil sich die Sol-
daten, statt zu kämpfen, in den böhm. Standlagern
hauptsächlich um die Kartoffeln stritten.
Kartoffelkulturmaschinen, Maschinen zur Er-
leichterung der Kartoffelkultur, hauptsächlich für
Aussaat und Ernte. Die Kartoffellegemaschi-
nen waren ursprünglich nach dem System der Ge-
treidedrill- und Dibbelmaschinen gebildet, haben
sich aber nickt bewährt. Eine Verbesserung derselben
ist der Aspinwall-Kartoffelpflanzer, der
ganz selbstthätig eine geeignete Furche zieht, die
Kartoffel, ob ganz oder geschnitten, in beliebige
Entfernung einlegt und dann die Furche zustreicht.
(S. Tafel: Kartoffelkulturmafchinen, Fig.1.)
Die Saattartoffeln werden durch den Schließer ^
aus dem Kasten a in regelmäßigen Zwischenräumen
eingelassen. Der felbstthätige Schließer wird durch
die Fahrachse stets auf und ab bewegt, öffnet und
schließt dadurch den Zufluß der Kartoffeln und kann
durch die Federn 6 reguliert werden. Der Saat-
kasten 9. faßt ungefähr 1 Ctr. Kartoffeln und wird
jeweils am Ackerrande nach Bedarf gefüllt. Im
Kastenboden befinden sich zwei sich fortwährend auf
und nieder bewegende gußeiserne Schuhe, die sog.
Agitatoren, welche bewirken, daß beim Ausfluß
keine Stockung vorkommen kann. Der Aushebegriff
mit Stellhebel K ist mit einem umlegbaren Hand-
griff versehen und dem Kutscher bequem zur Hand,
sodaß mit einem Griff der Pflug d samt den Zu-
streichern c an jedem Furchenende ausgehoben wer-
den kann. Wird nun gefahren, so lößt der Schließer 3
die Saat aus dem Kasten k entweichen und sie läuft
bei ä zwischen die Greisbacken k, wird dort sest-
gelegt, bis sie von den Einlegern genommen und
nach i getragen wird; dort streift sie der Abstreicher i
ab und sie fällt, wie die Abbildung zeigt, in die Furche.
Am beliebtesten sind jetzt die Pflanzlochma-
s ch i n e n, durch die in den vorbereiteten Kartoffelacker
Löcher gedrückt oder gestochen werden, in die man
die Kartoffeln wirft. Die fünfreihige Ringsch e
Kartoffelpflanzlochmaschine (Fig. 2) arbeitet
nur aus sandigem Boden gut. Für schweren Boden
eignet sich besser die Pflanz loch mafch ine von
Zimmermann (Fig. 4), die zuerst flache Furchen
bildet und innerhalb derselben durch rotierende Grab-
sternc die Pflanzlöcher herstellt. Bei beiden Maschinen
müssen die Löcher mit d^n gelegten Kartoffeln zuge-
deckt werden, wozu man sich am besten der Zudeck-
m a s ch i n e (Fig. (!) bedient. Meistens lassen sich durch
Auswechseln der Grabsterne mit Deckscharen die
Pflan.;lochmaschinen auch zum Zudecken benutzen.
Brauchbare Kartoffelerntemaschinen sind
erst in neuester Zeit hergestellt worden, bedürfen
aber teilweise noch der Vervollkommnung. Die
Schwierigkeiten, die sich der Maschinenarbeit ent-
gegenstellen, bestehen vorzugsweise in noch grünem,
nicht abgestorbenem Kartoffelkraut und schwerem
thonigem Boden, der besonders bei seuchter Witte-
rung nicht beim Ausheben der Kartoffelfurche zer-
fällt und an Kraut und Knollen haftet, und in Un-
kraut, besonders Quecken. Es lassen sich drei Systeme
von Kartoffelerntemaschinen unterscheiden. Das ein-
Artikcl, die man unter K vermißt, sind unter C anzusuchen.