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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kasanlyk - Kaschau
Neue Tatarenvorstadt, im W., durch einen Damm
(2 km) mit der eigentlichen Stadt verbunden, die
skaja (mit einer großen kaiserl. Pulverfabrik), Iagod-
naja, Kitsch owskaja u. a. Die Hauptverkehrsstraße
ist die Woskressenskaja mit dem Kaufhof, dem Bazar
und der Universität. K. hat (1890) 134359 E. (da-
von ein Viertel Tataren), 54 russ., eine kath., eine
evang. Kirche, 7 Klöster (darunter das Nonnenkloster
der Kasanischen Mutter Gottes, mit einem
berühmtenMarienbilde),4Synagogen, 13 Moscheen,
ein Theater, ein Denkmal Derschawins, ein Denkmal
zur Erinnerung an die 1552 bei der Eroberung von
K. Gefallenen (die sog. Schädelpyramide Iwans,
21 m Grundstäche und 21 ni .höhe, zu der eine breite
steinerne Treppe mit vier Absätzen hinaufführt; dar-
unter eine Kirche mit den Gebeinen der Gefallenen,
erbaut 1812-23 vom Architekten Alferow). Es ist
Sitz des Generalkommandos des Militärbezirks, des
Civilgouverneurs, des Erzbischofs und der höchsten
Mohammed. Würdenträger.
Die Universität, 1804 von Alexander I. ge-
gründet und 1814 eröffnet, hat eine histor.-philol.,
eine physik.-mathem., eine jurist. und eine mediz.
Fakultät, botan. Garten, Sternwarte (55° 47' 23"
nördl. Br. und 49" 7' 12" östl. L. von Greenwich),
Bibliothek (mit mongol. und tatar. Handschriften),
ethnogr. Museum, Münzsammlung, orient. Buch-
druckerei und (1892) 755 Studenten. Ferner sind
vorhanden: Veterinärinstitut, eine geistliche Akade-
mie (gegründet 1797; 146 Studenten), ein geist-
liches Seminar, 3 Knaben-, 2 Mädchengymnasien,
Realschule, eine Militärschule, eine Schule für Mis-
sionare, ein Lehrerseminar, mehrere tatar. Schulen,
eine natursorschende Gesellschaft, eine archäolog.
Gesellschaft, eine Gesellschaft für Freunde der vater-
ländischen Litteratur, eine freie ökonomifche Gesell-
schaft, ein Waisenhaus, eine Irrenanstalt, Hospi-
täler, 10 Zeitungen, 7 Buchdruckereien, 7 Buch-
handlungen. Über die buchhändlerische Bedeutung
K.s s. Buchhandel (Bd. 3, S. 674a).
Den Verkehr fördern eine Börfe, 9 Bankinstitute
(darunter eine Filiale der Reichsbank), ein Kaufhof
(FOLtinn^ ävor), ein Bazar, Pferdebahn (7,2 lim)
aus dem Osten der Stadt über den Damm bis zum
Dampfschiffahrtshafen an der Mündung der Ka-
sanka. K. ist Mittelpunkt einer bedeutenden In-
dustrie in Lederfabrikation (befonders Juchten),
Seife (darunter die sog. Kasansche Seife aus
Stutenmilch), Pnlver, Tuch, Kattun, Eisen- und
Stahlwaren, Glocken, Segeln, Seiler- und Holz-
waren; in der Nähe Schiffbau. Im Handel, der
zum Teil in den Händen von Tataren ist, bildet K.
von jeher einen wichtigen Stapelplatz zwischen dem
europ. und dem asiat. Rußland. Der Umsatz be-
trägt gegen 60 Mill. Rubel. - K. wird zuerst unter
den 1236 von den Mongolen eroberten Städten der
Bulgaren genannt, lag aber damals weiter ober-
halb der Kasanka, 52 lim vor deren Mündung, und
hatte gar keine Bedeutung. 1399 wurde es von den
Russen zerstört. Der Begründer des Chanats K.
legte um 1437 K. an seinem heutigen Platz neu an,
und es war dann die Hauptstadt dieses Chanats von
1438 bis 1552, wo es von den Russen belagert und
erobert wurde. Von Pugatschew 1774 eingeäschert,
ward K. von Katharina II. wieder aufgebaut.
Kafanlyk, Stadt in Ostrumelien, s. Kazanlik.
Kasbek, einer der höchsten Berge des Kaukasus
(5043 m), liegt in einem der Hauptkette nördlich
vorgelagerten höhern Seitenkamm. Er ist ein er-
loschener Vulkan mit schöner Kegelform. Die Schnee-
linie beginnt mit 3300 m. Von seinen Gletschern
ist der Dewdoraki durch seine verheerenden Ab-
stürze berüchtigt. Erforfcht wurde der K. von Parrot
1811; erstiegen 1868 von den Engländern Fresh-
field, Moor und Takker, 1873 von dem Russen
Kosmin, 1889 von dem Russen Pastuchow; 1891
von den Deutschen Merzbacher und Purtscheller.
Käsch, chines. Scheidemünze, s. Casb und Dong.
Kascha, in Rußland die aufgequellte und in
Butter braun gebratene Buchweizengrütze, die dort
zu allen üblichen Nationalsuppen gereicht wird.
Kaschan, Stadt in der pers. Provinz Irak-
Adschmi, in gut bebauter Gegend, in 1130 m Höhe,
hat etwa 30000 E., zahlreiche schöne Bazare, Mo-
scheen, Karawanseraien für Waren und für Rei-
sende. Man fertigt ausgezeichnete Seidenstoffe und
Goldbrokate sowie Kupferwaren, Gold-, Silber-
und Stahlwaren, Zeuge und gewinnt Obst. Nahe
liegt der schöne Fm-Palast nebst herrlichem Garten.
K. ist eine der wichtigsten Städte Persiens durch
seine Lage an den Straßen Teheran-Kum-Ispahan
und nach Iesd, ist aber Nov. 1893 durch Erdbeben
zerstört worden.
Kaschau, ungar. Xa88a; slowak. Xo8ic6, königl.
Freistadt mit Runicipium und Hauptstadt Ober-
ungarns und des Komitats Abauj-Torna, am
rechten Ufer des Hernad, an den Linien Oderberg-
Ruttka-K. (351 km) der Kaschau-Oderbcrger Bahn,
sowie Miskolcz-K. (83 km), Lcgenye-Mihalyi-K.
(49 km) und K.-Torna (40,8 km) der Ungar. Staats-
bahnen, in einem rings von Weinbergen einge-
schlossenen Thale, ist Sitz der Komitatsbehörden,
eines Gerichtshofs, Bezirksgerichts, eines kath.
Vifchofs, einer Oberstudien- und Geniedirektion so-
wie des 6. Korpskommandos, der 27. Infanterie-
truppen-Division, 53. Infanterie- und 6. Artillerie-
brigade und hat (1890) 28884 meist kath. magyar.
E. (9713 Slowaken, 3891 Deutsche), darunter
3338 Evangelische, 1925 Griechisch-Katholische und
3306 Israeliten; in Garnison ein Bataillon des
34. Infanterieregiments "Wilhelm I., Deutscher
Kaiser und König von Preußen", ein Bataillon des
67. Infanterieregiments "Freiherr Kray", 2 Ba-
taillone des Infanterieregiments "Ritter von Kees",
6. ungar. Korpsartillerieregiment "Freiherr von
Tiller" (außer 2 reitenden Batterien). Die durch
breite Glacis getrennten drei Vorstädte sind weit
ausgedehnt. Von Gebäuden sind hervorzuheben:
der im got. Stil 1342 - 82 von dem sranz. Bau-
meister Villard d'Honnecöurt unter Ludwig I. erbaute
Elisabeth-Dom mit zwei unvollendeten Nrnen,
alten deutscheu Bildern und einem 20 m hohen
prächtigen Tabernakel in reichster got. Arbeit, 1472
von lHtefan Crom verfertigt, eine der ältesten und
schönsten Kirchen Ungarns, 1877 vollständig restau-
riert; serner die got. Michaeliskirche (13. Jahrh.),
die Dominikanerkirche mit Fresken, die neue evang.
Kirche mit hoher Kuppel, das oberungar. Museum
mit Altertümern, Naturalien und Bibliothek, und
das Theater. Von Unterrichtsanstaltcn bestehen eine
königl. Rechtsakademie, ein kath. Obergymnasium,
eine königl. Oberrealschule, eine kath. Lehrer- und
Lehrerinnenbildungsanstalt, ein bischöfl. Seminar,
eine höhere landwirtschaftliche Lehranstalt, königl.
höhere Gewerbeschule für Mechanik, eine höhere
Mädchenschule, Fachschule für Wirkerei, Musikschule
und eine Militär-Unterrealschule. Die Industrie
Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.