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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Kaspische Thore; Kaspisee; Kasr; Kasr; Kasr-Dongola; Kasr el-Kebir; Kaß; Kassa; Kassai

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Kaspische Thore – Kassai

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Kaspisches Meer'

das K. M. und der Aralsee in der Nachpliocän- oder Quartärperiode viel größer als heute sowie untereinander und mit dem Schwarzen Meere durch Arme verbunden. Die damaligen Grenzen des K. M. waren ungefähr: im NO. der Ust-Urt und das Mugodschar-Gebirge, im N. der 50. Breitengrad, im W. die Wolga von Kamyschin abwärts und der Jergeni, an dessen Südende auf dem heutigen Manytsch ein Verbindungsarm zum Schwarzen Meere ging. Im S. gehörte ein großer Teil des jetzigen Flußgebietes der Kuma und der Unterlauf des Terek, im SW. weit ins Land hinein der Unterlauf der Kura und des Aras, im SO. das Land zwischen den Chorassanschen Bergen und dem Kleinen Balkan dazu. Zwischen dem Kleinen und Großen Balkan führte im sog. Usboj (s. Amu) eine Verbindung zum Aralsee. Die ehemalige Nordgrenze des letztern reichte wahrscheinlich nicht über den 48.° nördl. Br. hinaus, die Ostgrenze ging bis zum 70.° östl. L. von Greenwich. Nach SO. breitete sich der See ziemlich weit am linken Ufer des Syr-darja aus und im S. fast bis zum heutigen Merw. Die Umwandlung dieses Wasserbeckens in seinen gegenwärtigen Zustand hat wahrscheinlich begonnen, als das Schwarze Meer den Bosporus durchbrach und dadurch einen Abfluß ins Mittelmeer erlangte. Die dadurch entstandene Senkung des Wasserniveaus führte zuerst zu einer Trennung des Schwarzen Meers vom K. M. und vom Aralsee. Infolge verminderter Wasserausdünstung begann zugleich eine Versiegung der Zuflüsse, die von NW. her das Aralokaspische Bassin speisten, während von Süden her die Menge des zugeführten Wassers abnahm durch die wahrscheinlich fortschreitende Hebung der dortigen großen Gebirge. Die Folge dieser allgemeinen Austrocknung war, daß sich nun auch das K. M. vom Aralsee trennte und das Niveau des erstern jetzt sogar bedeutend unter den Spiegel des Meers herangegangen ist. Der Charakter der so entstandenen Niederung ist der der Steppe. Es finden sich in ihr nur Salzseen und Salzmoore vor, aber keine fließenden Gewässer, die in der Niederung selbst ihren Ursprung nehmen, außer zeitweilig infolge großer Regengüsse und beim Schmelzen des Schnees. Der Salzgehalt des Bodens wird daher nicht ausgelaugt und dem Meere zugeführt. Die Trockenheit verhindert die Bildung einer Humusdecke. Dagegen führen die häufigen Stürme (Burans) alles Verwitterte fort und setzen es als Löß ab: sie halten auch die zahlreichen Sandhügel in fortwährender Bewegung, die zum Teil aus den Dünen an den Ufern des frühern Bassins, zum Teil aus Flußsand und verwittertem Sandstein entstanden sind. Ein seßhaftes Leben ist daher nur in beschränkter Weise möglich.

Das K. M. wird von drei Seiten von Rußland und nur im S. von Persien begrenzt. Es ist als russ. Binnenmeer anzusehen und wird nicht nur von russ. Segel- und Dampfbooten befahren, sondern auch durch eine eigene Kaspiflotte beherrscht, die aus 2 Kanonenbooten, 1 Schoner, 3 Raddampfern, 1 Segelfahrzeug besteht. Den Russen gehören am See oder nahe daran als wichtigste Städte und Forts: Gurjew, Astrachan, Kisljar, Petrowsk, Tarki, Derbent, Baku, Saljany, Lenkoran und an der Halbinsel Mangischlak die Feste Nowo-Alexandrowsk, ja selbst an der pers. Küste die Insel Aschurade bei Astrabad. Die pers. Städte Rescht, Hassanabad, Amol, Barferusch, Sari, Ferabad, Aschraf und Astrabad nehmen zwar an dem Ein- und ↔ Ausfuhrhandel teil, derselbe wird aber hauptsächlich durch russ. Kauffahrer vermittelt. Die Schiffahrt ist gefährlich wegen zahlreicher Bänke an den Küsten und wegen heftiger Stürme besonders aus Südost. Der nördl. Teil friert im Winter zu. Dazu kommt die geringe Zugänglichkeit der Küsten infolge der geringen Anzahl von sichern Häfen. Sichere Ankerplätze finden sich nur auf der Südküste bei den Häfen von Enseli, Meschedisar, Langerud und Astradad. 1890 trafen in den russ. Häfen ein 37058 Schiffe, 74146 Flöße, zusammen mit 517609000 Pud Fracht im Werte von 126557001 Rubel. An Handelsschiffen trafen ein 11778 mit 2,057 Mill. Schiffslasten; liefen aus 11811 mit 2,052 Mill. Schiffslasten. Befördert wurden hierbei 138856000 Pud Waren, darunter 4246000 Pud Getreide. Die Dampfschiffahrt wird von der Aktiengesellschaft Kawkas + Merkur betrieben.

Vgl. von Baer, Kaspische Studien (Petersb.1855); Iwaschinzow, Die russ. Aufnahme des K. M. (in den «Zapiski» der Geographischen Gesellschaft zu Petersburg, 1863); Radde, Fauna und Flora des südwestl. Kaspigebiets (Lpz. 1886); H. Sjögren, Über das diluviale aralokaspische Meer (im «Jahrbuch der k. k. Geologischen Reichsanstalt», Wien 1888).

Kaspische Thore (Caspiae portae), im Altertum ein berühmter Engpaß (jetzt Tengi Sirdara) in den Kaspischen Gebirgen (jetzt Sirdara und Siya Kuh, «der Schwarze Berg») am Südufer des Kaspischen Meers, der Medien von Parthien und Hyrkanien trennte. Die durch ein Erdbeben entstandene und durch Menschenhände künstlich wegbar gemachte Schlucht war acht Millien (14 km) lang und so eng, daß nur ein Wagen durchfahren konnte. Die Perser verschlossen den Paß mit eisernen Thoren und hielten ihn durch Wachen besetzt. Gelegentlich sind die K. T. auch mit Nebenpässen (den «Albanischen Thoren» u. a.) verwechselt worden.

Kaspisee, s. Kaspisches Meer.

Kasr, s. Kassr.

Kasr, Hauptort der Oase Dachel (s. d.).

Kasr-Dongola, Hauptstadt von Dongola (s.d.).

Kasr el-Kebir, s. Kassr el-Kebir.

Kaß, Großer K., linker Nebenfluß des Jenissei in Sibirien, bildet mit dem Kleinen K. einen Teil des Ob-Jenisseischen Kanalsystems (s. d.).

Kassa (spr. kascha), ungar. Name von Kaschau.

Kassaï, Kassabi, Kwa, Ibari, Nkutu, großer centralafrik. Strom, linker Nebenfluß des Kongo (s. d.), 1940 km lang, entspringt dicht unter dem 12.° südl. Br. und etwa 19.° östl. L., fließt zuerst in fast östl. Richtung 200 km durch eine Sumpfregion bis zu 22° 10' östl. L., wo er durch den Lotembwa mit dem See Dilolo (s. d.) und durch diesen zeitweise mit dem Sambesi in Verbindung tritt, wendet sich scharf nach N., wird unter 6° 40' südl. Br. durch den Pogge-Fall, unter 5° 50' südl. Br. durch den Wißmann-Fall unterbrochen und erhält von links als die wichtigsten Zuflüsse den Luembe, Luatschim, Tschikapa und Lowoa. Nach der rechtsseitigen Einmündung des Lulua (s. d., 5° südl. Br.) nordwestlich und jener des Sankuru (s. d., 4° 25' südl. Br.) nach WNW. strömend, gewinnt sein inselreiches Bett oft eine Breite von 10 km. Nachdem er von rechts den schiffbaren Lukenje oder Mfini, von links den Loange (Tenda) und etwa 200 km von der Mündung entfernt den Kuango (s. d.) ausgenommen, ergießt er sich unter 3° 20' südl. Br. Und 16° 10' östl. L. (640 m breit und 36 m tief) in den Kongo.

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