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Kassettendecke – Kassr el-Kebîr
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Kassette'
sog. Kassettendecken (s. d.). In der Renaissance und später mehr dekorativ verwendet, nahm die Decke
verschiedene Gestalten an und wurde in Stuck auf das reichste ausgebildet. (S. auch Cassettone.)
Kassettendecke, im Gegensatz zur Felderdecke (s. d.) diejenige Art von Verzierung des obern
Raumabschlusses, die durch gleichmäßige, vertiefte Felder (Kassetten) gebildet wird.
Kassiber (auch Kasiwe und Ksiwe), ein dem
Hebräischen entnommenes Wort des Rotwelsch, bezeichnet ein in Geheimschrift abgefaßtes Schreiben, namentlich ein solches (meist in Form eines
Zettelchens),das Untersuchungsgefangenen zugesteckt wird, damit sie ihre Aussagen vor Gericht nach bestimmten Vorschriften einrichten;
kassibern, derartige Zettel zustecken. – Mit linker K. wird ein falscher
Wechsel bezeichnet, während Chilluf- (oder Chielaf-)
Kesaw für Wechsel überhaupt gesagt wird und unterkaswenen für
unterschreiben. Stammwort ist das jüd.-deutsche Zeitwort kossaw, d. i. schreiben, davon
Kesaw, die Schrift.
Kasside, eine um das 6. Jahrh. bei den Arabern zur Entwicklung gelangte Gattung von längern Gedichten, welche sich von
den poet. Produkten der vorangegangenen Entwicklungsstufe (Redschez) besonders durch ihre Disposition, durch größere Ausdehnung , künstlichere
Metra und endlich dadurch unterscheiden, daß die K., wie z.B. die
Mo’allakât (s. d.), sich an einen Einzelnen oder einen Stamm mit Lob,
Spott, Ermahnung u.a.m. richtet und, ehe der Dichter an dies Thema schreitet, eine Reihe von Beschreibungen der verödeten Wohnstätten, der Geliebten,
von Kamelen, Rossen, Naturerscheinungen, Jagden, Kämpfen u.s.w. vorangehen läßt, während das Redschez völlig subjektiver Natur ist. Die K.
bestehen aus einer großen Reihe von Distichen, welche im zweiten Hemistich jeder Verszeile den gleichen Reim haben, während das erste Hemistich,
mit Ausnahme des ersten Verses der K., reimlos ist. Diese Einrichtung der Reime hat die K. mit dem Ghasel gemein. Als Erfinder der K. gilt meistens der
Dichter Mohalhil ibn Rabi'a, dessen Trauergedicht auf den Tod seines Bruders Kulaib die erste K. gewesen sein soll. Aus der arab. Poesie ist die K. auch
in die persische eingedrungen. – Vgl. Ahlwardt, Über Poesie und Poetik der Araber (Gotha 1856).
Kassĭe, Pflanzengattung, s. Cassia.
Kassieren (lat.), vernichten, aufheben, für ungültig erklären.
(S. Kassation [rechtlich].) K. wird auch für einkassieren und Geld einfordern gebraucht.
Kassierer, Kassier (vom ital. cassiere), Verwalter
einer Kasse, Kassenführer.
Kassierspapiere, in Holland Quittungen über die Erhebung einer Geldsumme bei einem Bankier; sie vertreten dort die Stelle
der Checks (s. d.). Auch in der Form von Anweisungen kommen sie vor, jedoch nur selten. Sie sind einem festen
Stempel von 5 Cents unterworfen.
Kassiertage oder Zahltage hießen früher die zu Wechselzahlungen bestimmten Tage
der Woche; sie bestanden nach Gewohnheit oder Gesetz auf deutschen und ital. Handelsplätzen mit der Wirkung, daß Wechsel, die nicht auf Sicht
lauteten, erst am nächsten K. nach dem Verfalltage bezahlt zu werden brauchten. Die Deutsche und die Österr. Wechselordnung (Art. 93) haben sie mit
dieser Wirkung aufrecht erhalten, wo sie bestanden; in Deutschland sind sie aber fortgefallen, da sie in Augsburg und Bremen, wo sie allein noch üblich
waren, durch Gesetz ↔ vom 13. März und 21. April 1876 aufgehoben sind. Eine andere Bedeutung haben die Zahltage bei
Markt- und Meßwechseln (s. d.).
Kassimow. 1) Kreis im nordöstl. Teil des russ. Gouvernements Rjasan, niedrig, mit
vielen stehenden Wässern und Wäldern, unfruchtbar, hat 5722,6 qkm, 172054 E. (darunter 4000 Tataren); Bienenzucht,
Fischfang, Holzindustrie, Eisengießerei, Glasfabrikation. –
2) Kreisstadt im Kreis K., links an der Oka, hat (1890) 15709 E., 10 Kirchen, eine Moschee, ein Nonnenkloster, ein
Progymnasium; Schmiedewerkstätten, Schuhmacherei, Pelznäherei, Gerbereien, Handel mit Getreide, Salzfleisch und Vieh. K. war Residenz des
Tataren-Chans Kassim.
Kassiopeia, nach der griech. Sage Gemahlin des Kepheus und Mutter der Andromeda (s. d.).
Nach der K. ist ein Sternbild in der Milchstraße benannt, das sich durch eine W-förmige Konstellation heller Sterne
auszeichnet. Es enthält außer mehrern interessanten Doppelsternen den berühmten Tychonischen Stern, der 11.
Nov. 1572 plötzlich mit einer Helligkeit aufflammte, welche die der Venus in ihrem größten Glänze übertraf, sodaß er auch am Tage zu sehen war.
Derselbe verschwand, nachdem er allmählich an Helligkeit abgenommen hatte, nach 17 Monaten dem bloßen Auge. Manche halten denselben infolge
einiger ähnlicher Erscheinungen in frühern Jahrhunderten für einen veränderlichen Stern, dessen Periode etwa 315 Jahre betragen solle; doch sind die
Angaben, auf denen diese Vermutung beruht, sehr ungewiß.
Kassīter, assyr. Kaschschȗ, Völkerschaft im Osten des untern Tigris,
deren Gebiet von den klassischen Schriftstellern Kissia, später Susiana oder
Elymaïs genannt wurde. Dortselbst lag Susa. Die Sprache des Volks ist von Oppert wiederentdeckt worden. Seine
Könige führten eine Zeit lang die Oberherrschaft über die babylon. Stämme. (S. Elam und Babylonien,
Geschichte, Bd. 2, S. 232b u. 233a.) – Nicht zu verwechseln mit den K. sind die Kossäer (s. d.).
Kassolette (frz.), Räucherpfännchen.
Kassonāde, der Rohzucker der franz. Kolonien.
Kassongos Reich oder Urua (Rua), Negerreich im
Innern Afrikas, reichte einst im W. an den Lomami, im N. bis zum 6.° südl. Br., im O. bis zum Luapula, im S. an Katanga, ist aber jetzt in eine Anzahl
kleiner Häuptlingsschaften zerfallen. Die Bewohner, die Warua, sind fleißige Ackerbauer. Kassongo selbst war ein
grausamer, blutdürstiger Herrscher; er lag fortwährend im Krieg mit Msidi, dem König von Katanga.
Kassr oder Kasr (arab., aus dem lat. castrum
entstanden), Burg, Schloß.
Kassr el-Kebîr, Alkassar-Kebir, span.
Al-cazar-Quivir, d. h. großes Schloß, jetzt gewöhnlich Lxor el-Kebir genannt,
Stadt im marokk. Sultanat Fez, am Luccos, der 37 km unterhalb das Meer erreicht, in einer sumpfigen, fieberreichen Gegend, umgeben von Weinbergen
und Orangenhainen, war nach ihren vielen Moscheen früher wahrscheinlich viel bedeutender, hat enge Straßen, alte Häuser und etwa 25500 E., darunter
120 Judenfamilien. Sie ist unter dem Chalifen Almansor erbaut, der hier einen Kasr oder Palast hatte, wurde aber vom Sultan Mulei Ismael (1672–1727)
fast
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 223.
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