Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Kaunser Thal; Kaupert; Kaupfeffer; Kauri; Kaurifichte; Kaurikopal; Kauřim; Kausalität

261

Kaunser Thal – Kausalität

ein Bündnis mit Österreichs bisherigem Erbfeind Frankreich aus, ohne daß die Kaiserin Maria Theresia damals darauf einging. Auch als Botschafter am franz. Hofe (1750–53) erreichte er dieses Ziel nicht. Erst 1756, nachdem er 1753 als Staatskanzler die Leitung des Auswärtigen erhalten hatte, gelang es ihm, die große Koalition gegen Friedrich d. Gr. zu stiften. Von dieser Zeit an bis in die letzte Regierungsperiode Maria Theresias, die ihm unbegrenztes Vertrauen schenkte und 1764 seine Erhebung in den Reichsfürstenstand veranlaßte, war die auswärtige Politik Österreichs wesentlich sein Werk. Sein Hauptziel war die Niederhaltung der aufstrebenden preuß. Kriegsmacht im Bunde mit Frankreich und Rußland. Dies gelang nicht, aber er verschaffte Osterreich Anteil an der Teilung Polens durch Erwerbung von Galizien und vergrößerte den Staat ferner um die Bukowina und den Innkreis. Auch auf die innere Politik übte er großen Einfluß, wobei er als Anhänger der damaligen Aufklärung die Einführung von Reformen auf den verschiedensten Gebieten förderte. Da er mit der Politik, die Österreich seit der Thronbesteigung des Kaisers Franz II. einschlug, nicht einverstanden war, nahm er 19. Aug. 1792 seine Entlassung und starb 27. Juni 1794 in Mariahilf bei Wien. K. genoß einen Ruf als Gönner der Künste und Wissenschaften und besaß selbst eine bedeutende Kunstsammlung.

Vgl. Arneth, Geschichte Maria Theresias (10 Bde., Wien 1863–79); ders., Maria Theresia und Joseph II. Ihre Korrespondenz samt Briefen Josephs an seinen Bruder Leopold (3 Bde., ebd. 1867); A. Beer, Denkschriften des Fürsten K. (ebd. 1872); ders., Joseph II., Leopold II. und K. Ihr Briefwechsel (ebd. 1873); Correspondance secrète du comte de Mercy-Argenteau avec l’empereur Joseph II et le prince de Kaunitz. Publié par Arneth et Flamermont (Par. 1889).

Kaunser Thal, Hochgebirgsthal in Tirol, Seitenthal des Inn, im Gerichtsbezirk Ried der österr. Bezirkshauptmannschaft Landeck, streicht parallel zum Ötz- und Pitzthal (im Osten) von N. nach S. Es mündet bei Ladis in das obere Innthal und erstreckt sich, 27 km lang, bis zum Gepatschferner (s. d.) der Ötzthaler Gruppe. Das K. T. wird vom Faggerbach durchflossen, zeigt viele Wasserfälle und einen wilden, hochalpinen Charakter. Es enthält außer dem besuchten Wallfahrtsort Kaltenbrunn (1263 m) meist nur zerstreute Häuser und Alphütten.

Kaupert, Gustav, Bildhauer, geb. 4. April 1819 zu Cassel, besuchte die dortige Kunstschule, hierauf seit 1844 die Akademie in München unter Schwanthaler. Eine Gruppe in Marmor, der Löwenbändiger, ermöglichte ihm auf Grund eines Stipendiums die ital. Reise. Nun erhielt er bedeutende Aufträge, vornehmlich für Amerika. Für Washington schuf er die Figuren am Frontispiz des Bundespalastes und für das Denkmal Washingtons sämtliche Nebenfiguren. Gleichzeitig beschäftigten ihn Schöpfungen lyrischen, mytholog. oder allegorischen Inhalts; so eine Marmorgruppe der Mutterliebe, eine Susanna im Bad, ein Amor, eine Loreley und die Marmorgruppe Perseus und Andromeda, auch Religiöses, wie Christus und die vier Evangelisten, Kolossalmarmorgruppe in der Basilika in Trier. Von öffentlichen Denkmälern sind zu nennen das aus einem schlafenden Löwen bestehende Hessendenkmal in der Karlsaue zu Cassel (1874) und die Marmorstatue des Kaisers Wilhelm I. im Römersaal zu Frankfurt a. M. (1891), Büsten von Börne, Gutzkow und Lessing. K. war seit 1867 Lehrer der Bildhauerkunst am Städelschen Institut in Frankfurt a. M., legte aber dieses Amt Okt. 1892 nieder.

Kaupfeffer oder Betelpfeffer, s. Piper.

Kauri (engl. cowri, cowry, verdorben aus dem altind. Worte kaparda), eine kleine Seemuschelart (Cypraea moneta L., s. die nachstehenden Abbildungen), die in Massen im Indischen Ocean, namentlich bei den Inselgruppen der Lakkadiven und Malediven vorkommt. Die Kaurimuschel diente seit unvordenklichen Zeiten den Eingeborenen Indiens als Schmuck, infolgedessen als Tauschartikel und kleinste Scheidemünze. Sie wurde auch nach Afrika importiert; schon vor dem 14. Jahrh. war sie am obern Niger in Gebrauch und scheint sich von hier nach dem centralen Sudan verbreitet zu haben, kann aber gegenwärtig nicht mehr als übliches Zahlungsmittel in diesen Gegenden betrachtet werden. Nach den Binnenländern Ostafrikas führten die arab. Händler von Sansibar die Kaurimuschel massenhaft ein; in Uganda und

^[Abb.]

Unioro gilt sie noch heute unter dem Namen Stimbi als allgemeine Scheidemünze und ist von hier nach dem obern Nil, zu den Schuli, zum Uelle, ja selbst bis zum Aruwimi verbreitet worden. Die Kaurimuscheln werden auf einer Bastschnur zu je 100 Stück aufgereiht, man nennt eine solche Summe eine Kete oder Kette. Die kleinste Münzeinheit beträgt 5 Stück. Der Tauschwert der Kaurimuscheln läßt sich schwer feststellen. Emin Pascha schätzt den Wert von 500 Stück gleich einem Maria-Theresia-Thaler oder 3,5–4 M. In Unioro und den benachbarten Ländern kauft man mit 40–50 Stück einen Bund Bananen, mit 1000 ein Schaf oder 2 kg Salz, mit 6–7000 Stück einen Ochsen.

Kaurifichte, s. Dammara.

Kaurikopal, s. Kopal.

Kauřim (spr. kohrschim), Stadt in der österr. Bezirkshauptmannschaft Kolin, an der Linie Bošic–K. (3 km) der Österr.-Ungar. Staatsbahn, in 265 m Höhe, Sitz eines Bezirksgerichts (253,20 qkm, 47 Gemeinden, 66 Ortschaften, 30 167 czech. E.), hat (1890) 3118, als Gemeinde 3333 czech. E.; altertümliche got. Kirche; Zuckerfabrik und Kunstmühlen. In der Nähe Alt-Kauřim, eine mit Wällen umgebene Kapelle, und bei dem Dorfe Lipan, wo Prokop d. Gr. 1434 fiel und die Macht der Hussiten gebrochen wurde, ein 11 m hohes Denkmal aus Granit und Sandstein, 4. Sept. 1881 enthüllt.

Kausalität (vom lat. causa, Ursache) oder Ursachlichkeit, das Verhältnis der Ursache zur Wirkung oder das Abhängigkeits- (Dependenz-) Verhältnis zwischen Thatsachen. Es ist parallel, aber nicht identisch mit dem logischen Abhängigkeitsverhältnis der Folge zum Grund; daher Kant seine Kategorie der K. aus dem hypothetischen Urteil (als Ausdruck der logischen Dependenz) ableiten konnte. Man pflegt zu sagen: jedes Ding hat seine Ursache; richtiger würde es lauten: jede Veränderung hat ihre Ursache (Kant: Alles, was geschieht oder anhebt zu sein, setzt etwas voraus, worauf es nach einer Regel folgt). In dieser strengern Fassung gehört das Gesetz der K. (Kausalgesetz) unbestritten zu den Grundgesetzen der Erfahrung. Die neuere Wissen-^[folgende Seite]

^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.]