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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Kautschukbaum; Kautschukfirnis; Kautschukgewebe; Kautschukpergament; Kautz; Kautzsch; Kauvery; Kauz; Kavala; Kavalier

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Kautschukbaum – Kavalier

stark zu kleben, bei 200° geht es in eine braunschwarze, schmierige Masse über, welche durch Abkühlen nicht wieder in ihren frühern Zustand zurückkehrt. Noch weiter erhitzt, verbrennt es an der Luft mit rötlicher, stark rußender Flamme. Mit geschmolzenem Schwefel verbindet sich K. zu eigenen Massen, die bei mäßigem Gehalt an Schwefel bei allen Temperaturen weich bleiben (vulkanisiertes K.), bei höherm Gehalt an Schwefel und längerm Erhitzen hornartige Beschaffenheit zeigen (Hartgummi, Ebonit). (S. Gummiwarenfabrikation.) Trockne Destillation des K. liefert reichliche Mengen eines farblosen, stark riechenden, ätherischen Öls, welches durch fraktionierte Destillation in mehrere Kohlenwasserstoffe zerlegt werden kann, nämlich das Kautscheen, welches bei 14°, das Kautschin (s. d.), das bei 171°, und das Heveen, das erst bei 315° siedet. Doch sind diese und andere auf ähnliche Weise erhaltene Produkte noch sehr wenig untersucht. Sein spec. Gewicht ist 0,925. Seine chem. Zusammensetzung ist nach Payen C₄H₇, nach Soubeiran C₆H₁₀, nach Williamson C₁₀H₁₆.

Geschichtliches. Anfänglich benutzte man das K. (seit 1770 nach dem Vorschlage Priestleys) nur zum Ausreiben der Bleistiftstriche, teilweise auch zu elastischen Bällen und ähnlichen Spielwerken. Man zahlte damals in England für ein würfelförmiges Stück K. von kaum über 12 mm Größe 3 M. Seit 1790 machte man elastische Binden daraus und bereits 1791 verwendete es der Engländer Sam. Peal, um Leder und andere Stoffe wasserdicht zu machen. 1820 erfand Nadler die aus Gummifäden gewebten dehnbaren Stoffe, und 1823 nahm Mackintosh das Patent auf die nach ihm benannten wasserdichten Zeuge. Um die nämliche Zeit kam auch der Gebrauch des K. zu Verschlüssen und Röhrenverbindungen bei chem. Apparaten, zu elastischen chirurg. Verbänden, zu Bougies und Kathetern auf. 1830 machte Thomas Hancock die ersten Versuche mit der Herstellung von Überschuhen aus K. (Gummischuhe). Der eigentliche Aufschwung der Gummi-Industrie begann jedoch erst 1836 mit den von Chaffee in Nordamerika und Nickels in England erfundenen Maschinen, welche das K. durch bloßes Kneten bei mäßiger Wärme in einen erweichten, fast unelastischen Körper umwandeln, der mit Leichtigkeit jede erwünschte Gestalt annimmt. Bald darauf folgte die Erfindung des Vulkanisierens des K. (S. Gummiwarenfabrikation.) – Vgl. auch Semler, Tropische Agrikultur (3 Bde., Wism. 1886–88).

In der Höhe der Produktion steht das Paragummi, die geschätzteste Sorte, obenan. Der Export hat sich innerhalb der letzten 25 Jahre verfünffacht; er betrug 1865: 3½ 1875: 7, 1885: 13, 1889: 15, 1892: 19 Mill. kg; letztere Menge ist mehr als die Hälfte des überhaupt produzierten K. Afrika produziert 7 Mill. kg, Ostindien und Centralamerika je 3 Mill. kg. Eingeführt wurden 1892 in den freien Verkehr des deutschen Zollgebietes 4,692 Mill. kg im Werte von 25 808 000 M. Als Herkunftsländer stehen Großbritannien, Westafrika, Britisch-Ostindien und Brasilien obenan. Englands Einfuhr betrug 1891 gegen 14 Mill. kg im Werte von 3⅓ Mill. Pfd. St. – Vgl. Hoffer, K. und Guttapercha (2. Aufl., Wien 1892.)

Kautschukbaum, s. Siphonia.

Kautschukfirnis, ein rasch trocknender, nicht glänzender, zum Tränken von wasserdicht zu machenden Geweben sowie zum Überziehen von Landkarten und Fixieren von Bleistift- und Kreidezeichnungen verwendbarer Firnis, den man nach Bolley herstellt, indem man Kautschuk in Schwefelkohlenstoff quellen läßt und ihn dann in Benzol löst; die Lösung wird durchgeseiht, durch Destillation vom Schwefelkohlenstoff befreit und beliebig mit Benzol verdünnt.

Kautschukgewebe, s. Elastiks.

Kautschukpergament, s. Pergament.

Kautz, Julius, ungar. Nationalökonom und Politiker, geb. 5. Nov. 1829 in Raab, studierte dort, in Pest und Leipzig und wurde 1859 Privatdocent, 1863 ord. Professor der Nationalökonomie an der Pester Universität. Von 1865 bis 1881 gehörte er als Deputierter dem ungar. Reichstag an. 1882 wurde er zum Vicegouverneur, 1892 zum Gouverneur der Österreichisch-Ungarischen Bank und 1885 zum lebenslänglichen Mitglied des Oberhauses ernannt. Seine Hauptwerke in ungar. Sprache sind: «Handbuch der Staatswissenschaften» (2 Bde., Pest 1861), «Entwicklungsgeschichte der volkswirtschaftlichen Ideen in Ungarn» (ebd. 1868; deutsch im Auszug von Schiller, ebd. 1876), «Nationalökonomie und Finanzwissenschaft» (ebd. 1870–72), «System der Nationalökonomie und der Finanzlehre» (3 Bde., 1875), «Das Metallgeld und die Valuta» (Budapest 1877); in deutscher Sprache: «Theorie und Geschichte der Nationalökonomik» (2 Bde., Wien 1858–60).

Kautzsch, Emil Friedr., prot. Theolog, geb. 4. Sept. 1841 zu Plauen i. V., studierte in Leipzig Theologie und orient. Sprachen, war dann Lehrer am dortigen Nikolaigymnasium, habilitierte sich 1869 an der Universität für Exegese des Alten Testaments und wurde 1871 außerord. Professor, ging 1872 als ord. Professor der Theologie nach Basel, 1880 nach Tübingen, 1888 nach Halle. Mit Socin wies er in der Schrift «Die Echtheit der moabitischen Altertümer» (Straßb. 1876) die Fälschung der 1872 von der preuß. Regierung angekauften sog. moabitischen Thonwaren nach. Von seinen Schriften sind außer den Neubearbeitungen von Gesenius’ «Hebräischer Grammatik» (25. Aufl., mit einer ausführlichen Neubearbeitung der Syntax, Lpz. 1889), Scholz’ «Abriß der hebr. Laut- und Formenlehre» (7. Aufl., Lpz. 1893) und Hagenbachs «Encyklopädie und Methodologie der theol. Wissenschaften» (11. Aufl., ebd. 1884) noch zu nennen: «Übungsbuch zu Gesenius’ Hebräischer Grammatik» (4. Aufl., edd. 1893), «Johann Buxtorf der Ältere» (Bas. 1879), «Grammatik des Biblisch-Aramäischen» (Lpz. 1884), «Die Genesis mit äußerer Unterscheidung der Quellenschriften übersetzt» (Freib. i. Br. 1888; 2. Aufl. 1891, mit Socin) und besonders «Die Heilige Schrift des Alten Testaments in Verbindung mit andern Gelehrten übersetzt» (ebd. 1890 fg.).

Kauvery, Fluß in Vorderindien, s. Kaweri.

Kauz, Käuzchen, s. Eulen (Vögel).

Kavala, Stadt im türk. Wilajet Saloniki, am Ägäischen Meere, der Insel Thasos gegenüber, amphitheatralisch gebaut, hat etwa 3000 E., eine alte Wasserleitung, eine höhere Schule (Medresse), alte Moschee und bedeutenden Handel, besonders mit Tabak. K. ist Ausfuhrhafen für die Gegenden von Seres, Drama u. s. w., Dampferstation und Sitz eines deutschen Konsularagenten.

Kavalier (frz. cavalier; ital. cavaliere; span. caballero), ursprünglich Reiter, dann Ritter, Edelmann, Herr. – In der Befestigungskunst heißt K. (veraltet Katze) ein in ältern Befestigungen, namentlich im Innern der Bastion häufig vorkommendes

^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.]