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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Kemmern; Kemnad; Kemnath; Kemnitz; Kemōsch; Kempĕlen; Kempen; Kempeneer; Kempenland; Kempis; Kempno; Kempten

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Kemmern – Kempten

Bezirk K. am Bottnischen Meerbusen, 2 km südlich von der Mündung des Flusses Kemi (s. d.), an dessen Mündung rechts das Dorf K. liegt, hat mit letzterm (1892) 655 E., Post, Telegraph, Zollamt; Ausfuhr von Holzwaren und Dampferverbindung mit Uleåborg und Torneå.

Kemmern, Badeort im Kreis Riga des russ. Gouvernements Livland, an der Grenze gegen Kurland, 6 km vom Meere und an der Eisenbahn Riga–Tukkum, hat Schwefelquellen (gegen Gicht, Rheumatismus, Skrofulose), Park, Gesellschaftshaus, Bibliothek, und jährlich 1000–1200 Kurgäste. – Vgl. Holst, Das Schwefelbad K. Ein Wegweiser für Kurgäste und Touristen (Riga 1880).

Kemnad, s. Kemenate.

Kemnath. 1) Bezirksamt im bayr. Reg.-Bez. Oberpfalz, hat 23 157 (11 284 männl., 11 873 weibl.) E., 71 Gemeinden mit 313 Ortschaften, darunter 2 Städte. – 2) Bezirksstadt im Bezirksamt K., am Flötz- und Schirnitzbach, in 463 m Höhe, an der Linie Weiden–Bayreuth (Station K.-Neustadt) der Bayr. Staatsbahnen, Sitz des Bezirksamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Weiden), Rent- und Forstamtes, hat (1890) 1454 E., darunter 56 Evangelische; Postexpedition, Telegraph, Landwirtschaft und bedeutende Sandsteinbrüche.

Kemnitz, luth. Theolog, s. Chemnitz, Martin.

Kemōsch, hebr. Bezeichnung für Camos (s. d.).

Kempĕlen, Wolfgang von, Erfinder automatischer Kunstwerke, geb. 23. Jan. 1734 in Preßburg, trat in die k. k. Hofkanzlei ein, wurde später Hofrat und starb zu Wien 26. März 1804. Die von ihm 1788 hergestellte Sprechmaschine bestand aus einem viereckigen und mit einem Blasebalg ausgerüsteten Holzkasten von etwa 1 m Länge und 0,5 m Breite; die kunstvolle Verbindung des Blasebalgs mit Klappen, Ventilen, Stiften u. dgl. ermöglichte eine täuschende Nachahmung der Stimme eines Kindes von drei bis vier Jahren. Um 1828 fand diese Sprechmaschine, deren Erfinder sich übrigens angelegentlich mit dem Mechanismus der menschlichen Sprache beschäftigte und auch ein Werk mit Kupfern über diesen Gegenstand (1791) herausgab, eine verbesserte Nachahmung durch den Mechaniker Posch in Berlin. Noch mehr Aufsehen erregte die sog. Schachmaschine, die freilich auf einer Täuschung beruhte. Sie bestand aus einem kastenähnlichen Tische, an welchem eine in türk. Tracht gekleidete Figur angebracht war, und die eigentliche Kunst bei Herstellung dieses Apparats gipfelte in einer solchen Einrichtung, daß hinter dem zum Schein eingesetzten Räderwerk ein schachkundiger Mann von kleiner Statur sich verbergen und den Arm des spielenden Türken leiten konnte. Nach dem Tode des Erfinders erwarb der Mechaniker Leonhard Maelzl (bekannt durch sein Metronom) die Schachmaschine und ließ sie in verschiedenen Städten sehen. Zuletzt wurde sie in Nordamerika ausgestellt und soll 5. Juli 1854 in Philadelphia verbrannt sein. Unter den spätern Nachbildungen ist die eines Engländers Hooper hervorzuheben, der seine Schachmaschine zuerst gelegentlich der zweiten Londoner Weltausstellung (1862) zeigte, sowie der unter dem Namen Ajeeb bekannte Automat.

Kempen, Kempenland (frz. Campine), ein schmaler, meist mit Sand und Heideland bedeckter, etwa 3900 qkm umfassender Landstrich in den belg. Provinzen Antwerpen und Limburg, von der Schelde bis zur Ostgrenze Limburgs.

Kempen in Posen. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Posen, hat 457,51 qkm, (1890) 32 977 (15 391 männl., 17 586 weibl.) E., 2 Städte, 57 Landgemeinden und 36 Gutsbezirke. – 2) K. oder Kempno, Kreisstadt im Kreis K., am Samica, an den Linien Posen–Kreuzburg der Preuß. Staatsbahnen und Öls–Wilhelmsbrück der Breslau–Warschauer Eisenbahn (Nebenbahn), Sitz des Landratsamtes und eines Amtsgerichts (Landgericht Ostrowo), hat (1890) 5465 E., darunter 1476 Evangelische und 1418 Israeliten, Postamt erster Klasse, Telegraph, Progymnasium, höhere Mädchenschule; Fabrikation von Cigarren, Schnupftabak, Seife, Branntwein, Holzwaren und Pappe, Dampfmehl- und Sägemühle, Kürschnerei, Pferdehandel, Zwischenhandel mit Rußland.

Kempen in Rheinland. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Düsseldorf, hat 395,70 qkm, (1890) 91 696 (45 124 männl., 46 572 weibl.) E., 4 Städte und 23 Landgemeinden. – 2) Kreisstadt im Kreis K., an den Linien Köln–Cleve und K.–Venlo (22,8 km) der Preuß. Staatsbahnen und der Nebenlinie Hüls–Viersen der Krefelder Bahn, Sitz des Landratsamtes und eines Amtsgerichts (Landgericht Cleve), hat (1890) 5878 E., darunter 149 Evangelische und 110 Israeliten, Post zweiter Klasse, 2 Bahnhöfe, schöne kath. Pfarrkirche mit Altertümern, evang. Kirche, Synagoge, königl. Gymnasium Thomäum in der ehemaligen Burg, 1664 gestiftet (Direktor Dr. Pohl, 11 Lehrer, 9 Klassen, 127 Schüler), kath. Schullehrerseminar im ehemaligen Franziskanerkloster, städtisches Archiv, Museum, Altertumssammlung, Taubstummenanstalt, großes Hospital, kath. Waisenhaus mit höherer Mädchenschule, Untersuchungsstation des Rheinischen Bauernvereins; Fabrikation von Seiden-, Sammet-, Woll- und Baumwollzeugen (3 Webereien), eine Kratzen-, 2 Sauerkrautfabriken, 2 Ölmühlen, eine Wachslichtfabrik und eine Flachsaufbereitungsanstalt. K., seit 1294 Stadt, gehörte früher zum Erzbistum Köln und ist der Geburtsort des Thomas a Kempis. Bei K. besiegte Guébriant 17. Jan. 1642 den kaiserl. General Lamboy. – Vgl. Lentzen, Histor. Wanderungen durch das Kempener Land (Tl. 1, Düsseld. 1890); Velten, Geschichte des königl. Lehrerseminars zu K. (ebd. 1890).

Kempeneer, Pieter de, niederländ.-span. Maler, s. Campaña.

Kempenland, s. Kempen (in Belgien).

Kempis, Thomas, s. Thomas a Kempis.

Kempno, s. Kempen (in Posen).

Kempten. 1) Bezirksamt im bayr. Reg.-Bez. Schwaben, hat (1890) 31 008 (15 275 männl., 15 733 weibl.) E., 28 Gemeinden mit 881 Ortschaften. 2) Unmittelbare Stadt, Hauptort des Bezirksamtes K. und des Allgäu, am linken Ufer der Iller und an den Linien München–Buchloe–Lindau, Ulm–K. (87,4 km) und K.–Pfronten (im Bau) der Bayr. Staatsbahnen, in 697 m Höhe, im nördl. Vorlande der Allgäuer Alpen anmutig gelegen, ist Sitz des Bezirksamtes, eines Landgerichts (Oberlandesgericht Augsburg) mit Kammer für Handelssachen und 10 Amtsgerichten (Füssen, Immenstadt, Kaufbeuren, K., Lindau, Oberdorf, Obergünzburg, Schongau, Sonthofen, Weiler), eines Amtsgerichts, Rent-, Forstamtes,

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