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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Kieselsaure Salze; Kieselschiefer; Kieselschwämme; Kieselsinter

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Kieselsaure Salze - Kieselsinter

lung von vorweltlicher Zeit uns in Lagern von Infusorienerde (s. Kieselgur) erhalten ist.

Das Kieselsäureanhydrid, SiO2, ist in drei krystallisierten Modifikationen bekannt, als Quarz (s. d.), Tridymit (s. d.) und Asmanit (s. d.). Amorph erhält man es durch Glühen der Hydrate. Es ist im Knallgasgebläse schmelzbar; im elektrischen Ofen siedet es unter Bildung eines bläulichen Rauchs, der sich zu einer leichten schwach bläulichen Substanz verdichtet; von Wasser und Säuren wird es nicht angegriffen, von alkalischen Flüssigkeiten nur das amorphe. Durch schmelzende Alkalien oder Alkalicarbonate wird es in die betreffenden kieselsauren Salze übergeführt. Ebenso wirken die alkalischen Erden bei Glühhitze. Die K. bildet mehrere Hydrate. Von den Salzen sind nur diejenigen der Alkalien löslich. Bringt man die Alkalisalze mit Säuren zusammen, so scheidet sich schwer lösliches gallertartiges Kieselsäurehydrat, H2SiO3, ab. Selbst Kohlensäure vermag diese Zersetzung zu bewirken. Waren die Lösungen der Alkalisilikate sehr verdünnt, so bleibt die K. in Lösung, und letztere kann durch Dialyse von gelösten Salzen befreit werden. Beim Eindampfen oder auf Zusatz von Salzen oder Säuren gehen die löslichen K. in unlösliche Modifikationen, die Polysiliciumsäuren, über. Die letztern stellen getrocknet zarte weiße Pulver dar mit wechselndem Gehalt an Hydroxylwasser, das erst beim Glühen völlig entweicht. Die Salze der K. heißen Silikate (s. d.).

Kieselsaure Salze, s. Silikate.

Kieselschiefer, eine kryptokrystallinische dichte Quarzmasse, die durch wenig beigemengten Thon, Kohlenstoff und Eisenoxyd verunreinigt und daher vorherrschend dunkelgrau und schwarz gefärbt ist; er ist unvollkommen dickschieferig, sehr hart und unschmelzbar. Weiße Quarzadern ziehen sehr oft nach allen Richtungen hindurch. Der Kohlenstoffgehalt tritt manchmal als ofenrußähnlicher schwarzer Staub oder selbst als anthracitische Haut von starkem Glanz auf den Rissen des Gesteins hervor. Größere organische Überreste finden sich, mit Ausnahme von Graptolithen, nur sehr selten im K. Der sehr deutlich geschichtete K. hat seine Hauptheimat in den paläozoischen Formationen, im Silur, Devon und Kulm, wo er in oft mehrere Kilometer langen Zügen und Lagern auftritt, z. B. im Harz, Vogtland, Thüringen, Böhmen, Niederschlesien, Irland, Belgien (wo die K. sogar fast vorwiegend die untere Etage der Steinkohlenformation zusammensetzen), weitverbreitet im südl. Norwegen. Vielfach ist er hier mit eruptiven Lagern von diabasischen Grünsteinen vergesellschaftet. Die sehr homogenen und ganz tiefschwarzen, im angeschliffenen Zustande sammetähnlich anzufühlenden K. wurden früher zum Probieren des Goldes durch den Strich benutzt und Probierstein, auch Lydit oder lydischer Stein genannt, weil sie sich nach Theophrast im lydischen Gebirge Tmolus als Geschiebe fanden.

Kieselschwämme (Silicospongiae), Seeschwämme oder Spongien (s. d.), deren Skelettelemente nicht wie bei den Badeschwämmen aus Hornfasern, sondern aus Kieselsäure bestehen. Die meist sehr kleinen Hartgebilde, welche entweder isoliert in die Schwammsubstanz eingebettet sind oder zu umfangreichern Gerüstmassen vereinigt vorkommen, bieten eine für die zahlreichen Arten sehr charakteristische, überaus große Mannigfaltigkeit von meist sehr zierlichen Formen, die als Nadeln, Anker, Sterne, Doppelhaken, Keulen, Kandelaber u. s. w. auftreten und in der Systematik dieser Tiere verwertet werden. Nach der Gestalt und Gruppierung der Skelettgebilde werden die K. in mehrere Untergruppen geteilt, welche als Monaktinelliden, Tetraktinelliden, Lithistiden und Heraktinelliden bezeichnet werden. Die Monaktinelliden haben nur einachsige Skelettnadeln von einfachster Form. Hierher gehört der einzige Vertreter der Spongien im süßen Wasser, die Gattung Spongilla, der in mehrern nahe verwandten Arten fast über die ganze Erde verbreitete Süßwasserschwamm. Er findet sich in stehenden und fließenden Gewässern in Form von grünen, rasen- und polsterartigen Überzügen, massigen Klumpen oder auch geweihartig verästelten Gestalten und pflanzt sich im Frühjahr auf geschlechtlichem Wege fort. Gegen den Herbst zerfällt die ganze Schwammmasse in eine große Zahl von Kleinstücken (Gemmulae), die eine nach den Arten sehr verschieden gebaute Hülle besitzen und überwintern, bez. in den Tropen während der trocknen Zeit überdauern und beim Wiedereintritt günstiger Lebensbedingungen aus der Hülle heraustreten und zu den getrenntgeschlechtigen Schwämmen auswachsen. Die grüne Farbe dieser Spongien wird durch einzellige Algen der Gattung Zoochlorella hervorgebracht, welche im Schwammgewebe leben und zu der Spongie in einem mutualistischen Verhältnis stehen. (S. Mutualismus.) über die Süßwasserschwämme schrieben besonders Lieberkühn, Carter, Veidowsky, Götte, Marshall u. a. Unter den marinen Spongien dieser Gruppe sind die Arten der Gattung Vioa, Bohrschwamm, interessant durch ihre Fähigkeit, in Kalksteinen und Konchylienschalen zu bohren, sodaß ein Zerbröckeln und Zerfallen des Gesteins die schließliche Folge ist. Bei ihrer Häufigkeit ist diese Spongie zu einem bedeutsamen Faktor bei der Umbildung der Küstengesteine geworden. Die Gruppe der Lithistiden oder Steinschwämme zeichnet sich durch ein aus regellos zusammenhängenden Kieselfäden und Netzen bestehendes Skelett aus; bei den Heraktinelliden oder Hyalospongien (Glasschwämme, s. d.) bestehen die Nadeln aus drei in einem Punkte sich schneidenden Achsen, deren mannigfache Veränderung und Reduktion einen unendlichen Reichtum von Kieselgebilden des sechsstrahligen Typus hervorbringt. Die Gruppe der Tetraktinelliden zeichnet sich dadurch aus, daß ihre Nadeln nach dem vierstrahligen Typus gebaut sind; vielfach kommt bei ihnen auch eine differenzierte Rindenschicht vor, in der Kieselkugeln, Sterne und Ankernadeln liegen. (S. Tafel: Cölenteraten I, 4b, c, e u. f.)

Kieselsinter, ein kieseliger Absatz heißer Quellen, bald dicht und fest (eigentlicher K.), bald mehr locker und zerreiblich (Kieseltuff); er bildet als eine durchscheinende bis undurchsichtige, wachsglänzende, muschelig brechende Masse kompakte Schichten oder stalaktitische kugelige und traubige Gestalten, nicht selten auch Inkrustate von Pflanzenblättern und Stengeln von schneeweißer oder unreinweißer, gelblichgrauer Farbe. In chem. Hinsicht gehört der K. nicht zum Quarz, sondern zu der wasserhaltigen Kieselsäure (mit 6-10 Proz. Wasser), wie er sich auch hinsichtlich des leichten spec. Gewichts und des optisch isotropen Verhaltens unmittelbar an die Opale anschließt. Die bedeutendsten Ablagerungen von K. finden sich um die zahlreichen heißen Quellen von Island, auf der Nordinsel von Neuseeland und im Yellowstone-Nationalpark in Nord-^[folgende Seite]

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