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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kirchheimer Eisenbahn - Kirchhoff
hat (1890) 3500 E., darunter 712 Katholiken und
89 Israeliten; Posterpedition, Telegraph, Bezirks-
gremium, Distriktssparkasse, Vorschuhverein, ein ehe-
mals fürstl. Schloß (Boland), eine Latein- und Prä-
parandenschule, höhere Mädchenschule mit Frauen-
arbeits- und Fortbildungsschule, gewerbliche Fort-
bildnngs- und Zeichenschule, Wein- und Obstbau-
schule: Schuh- und Wagensabrikation, Dampf-
schneidemühle, Feld- und Obstbau.-K. war ehemals
Hauptort der danach benannten nassau-weilburgi-
schen fürstl. Herrschaft K. und Stauf. Am 14. Iuui
1849 fand hier ein Gefecht statt zwischen pfälz. In-
surgenten und Preußen; den Gefallenen ist 1872
auf dem Friedhof ein Denkmal gesetzt worden.
Kirchheimer Eisenbahn, s. Deutsche Eisen-
bahnen (Bd. 4, S. 1002, Nr. 64).
Kirchhof, ein freier Platz um eine Kirche, be-
sonders sofern er zum Begräbnisplatz dient. (S.
Bestattung der Toten.)
Kirchhofs, Adolf, Philolog und Altertums-
forscher, geb. 6. Jan. 1826 zu Berlin, studierte da-
selbst, wurde 1846 Adjunkt, später Professor am
Ioachimsthalschen Gymnasium, 1865 ord. Professor
an der Universität und nach Böckhs Tode auch Mit-
direktor des Philologischen Seminars. Seine ersten
wissenschaftlichen Arbeiten waren "HuasZtionuiu
Hoinki'icÄiuin pai-tionia" (Berl. 1846), "Die Ho-
meriscke Odyssee und ihre Entstehung" (ebd. 1859)
und "Die Komposition der Odyssee" (ebd. 1869;
2. umgearbeitete Aufl. beider Schriften u. d. T.
"Die Homerische Odyssee", 1879). Ferner lieferte
er eine Handausgabe des Plotin (2 Bde., Lpz. 1856),
eine kritische Ausgabe der Tragödien des Euripides
(2 Bde., Berl. 1855), sowie eine Handausgabe des-
selben Dramatikers (3 Bde., ebd. 1867-68), des
Aschvlus (ebd. 1880) und der unter Xenophons
Namen gehenden Schrift vom "Staat der Athener"
(3. Aufl., ebd. 1889). Große Verdienste hat sich K.
um die Sprachen des alten Italiens und um die
Palä'ographie erworben; so gab er "Die umbrischen
Sprachdenkmäler" (in Verbindung mit Aufrecht,
2 Bde., Berl. 1848-51) und "Das Stadtrecht von
Bantia" (ebd. 1853) heraus. Daran schlössen sich
die Untersuchungen über "Das got. Runenalphabet"
(2. Aufl., ebd. 1852) und über "Die frank. Runen"
in Haupts "Zeitschrift für deutsches Altertum"
(1855). Im Auftrage der Akademie der Wissen-
schaften bearbeitete K. das zweite Heft des vierten
Bandes des "Oorpug inZcrjptiouuin Fraecarum"
(Berl. 1859), welches die christl. Inschriften enthält.
1873 gab er den ersten Band des "(^m-MZ inscrii)-
tioiniin Htticai'uin", enthaltend die Inschriften vor
Euklides, heraus. Außerdem veröffentlichte er die
"Studien zur Geschichte des griech. Alphabets"
(4. Aufl., Gütersloh 1887), die Abhandlung "Über
die Entstehungszeit des Herodotischen Geschichts-
werkes" (2 Aufl., Berl. 1878) und "Hesiods Mahn-
lieder an Perses" (ebd. 1889).
Kirchhofs, Albrecht, Buchhändler, Bruder des
vorigen, geb. 30. Jan. 1827 zu Berlin, Begründer
und Inhaber der Firma Kirchhofs & Wigand (s. d.)
in Leipzig, hat sich namentlich verdient gemacht
durch seine Forschungen zur Geschichte des Buch-
handels und des Buchgewerbes im allgemeinen
sowie zu der Kultur- und Sittengeschichte Leipzigs.
Er entwickelte zugleich eine umfangreiche gemein-
nützige Thätigkeit als langjähriger Stadtverordneter
von Leipzig, als Vorstandsmitglied des Vereins
der Buchhändler zu Leipzig u. a. Im Vörsenvercin
der Deutschen Buchhändler ist er Mitglied, seit 1893
Vorsitzender der Historischen Kommission und Vor-
sitzender des Bibliotheksausschusses. K. wurde 1878
von der Universität Leipzig zum Ehrendoktor der
Philosophie ernannt. Er veröffentlichte: "Beiträge
zur Geschichte des deutschen Buchhandels" (2 Bde.,
Lpz. 1851-53), "Die Handschriftenhändler des
Mittelalters" (ebd. 1853; Nachtrag, Halle 1855),
"Bücherkatalog. Verzeichnis der in der zweiten
Hälfte des 19. Jahrh, im deutschen Buchhandel er-
schienenen Bücher und Landkarten", Bd. 1 u. 2 (um-
fassend die Jahre 1851-60, Lpz. 1856-61; wird
von der Hinrichsschen Buchhandlung ^s. d.^j fortge-
setzt), "Geschichte der reform. Gemeinde in Leipzig"
(ebd. 1874), "Die Entwicklung des Buchhandels in
Leipzig bis in das zweite Jahrzehnt nach der Ein>
führung der Reformation" (ebd. 1885), zahlreiche
Beiträge zum "Archiv für Geschichte des deutschen
Buchhandels" (ebd. 1878 fg.) u. a.
Kirchhofs, Alfred, Geograph, geb. 23. Mai 1838
zu Erfurt, studierte in Jena und Bonn Naturwissen-
schaften, war dann Lehrer an den Realschulen zu
Mülheim an der Ruhr und Erfurt, 1865-73 an
der Luifenstädtischen Gewerbeschule in Berlin, 1871
-73 zugleich an der Kriegsakademie. Seit 1873 ist
er Professor der Erdkunde an der Universität zu
Halle, seit 1876 auch Vorsitzender des Vereins für
Erdkunde daselbst. K. veröffentlichte "Schulbotanik"
(Halle 1865), "Erfurt im 13. Jahrh." (Berl. 1870),
"Die ältesten Weistümer der Stadt Erfurt" (Halle
1870), "Thüringen doch Hermundurenland" (Lpz.
1882), "Rassenbi'lder" (12 Tafeln mit Text, Cafs. 1883
-84), "Schulgeographie" (13. Aufl., Halle 1893),
die Einleitung ("Europa im Allgemeinen") zum
zweiten Teil ("Länderkunde von Europa") des von
ihm herausgegebenen Werkes "Unser Wissen von
der Erde" (Lpz. und Prag 1885-93), "Erdkunde für
Schulen" (2 Tle., Halle 1892-93); ferner gab er
die neuen Auflagen von O. Peschels "Völkerkunde"
und im Auftrage der Centralkommission für wissen-
schaftliche Landeskunde von Deutschland seit 1887
die "Forschungen zur deutschen Landes- und Volks-
kunde" heraus sowie die "Anleitung zur deutschen
Landes- und Volksforschung" (Stuttg. 1889).
Kirchhofs, Gust. Nob., Physiker, geb. 12. März
1824 zu Königsberg, studierte daselbst Mathematik
und Physik und habilitierte sich 1847 in Berlin als
Privatdocent. 1850 siedelte er als außerord. Pro-
fessor nach Breslau über, von wo aus er 1854 einem
Rufe als ord. Professor der Physik uach Heidelberg
folgte. Seit 1875 wirkte er in Berlin als Professor
an der Universität und Mitglied der Akademie der
Wissenschaften. Er starb hier 17. Okt. 1887. K.
arbeitete über Elektricität und Galvanismus, über
die Elasticität, die Ausdehnungsfähigkeit der Kör-
per, über die Spannung der Wasserdämpfe, über
Gegenstände der Optik lz. B. der Fraunhoferscken
Linien) u. s. w.; seine Abhandlungen sind nament-
lich in Poggendorffs "Annalen" und in Crelles
"Journal für Mathematik" niedergelegt. Großes
Aufsehen erregte er durch das von ihm mit R. W.
Bunsen aufgestellte Verfahren der Spektralanalyse
(s. d.), das er in den berühmten "Untersuchungen
über das Sonnenspektrum und die Spektren der chem.
Elemente" (^eparatabdruck aus den "Abhand-
lungen" der Berliner Akademie, Berl. 1861-63;
3. Aufl. 1866-75) dargelegt hat. Ferner erschie-
nen: "Gesammelte Abhandlungen" (Lpz. 1882;
Nachtrag, hg. von Boltzmann, 1891), "Vorlesungen
Artikel, die man unter K vermißt, sind unter E aufzusuchen.