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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kirchhoff & Wigand - Kirchweihe
über mathem. Physik" (Bd. 1: "Mechanik", 3. Aufl.,
ebd. 1883; Bd. 2: "Mathem. Optik", 1891; Bd. 3:
"Elektricität und Magnetismus", 1891). - Vgl.
Voltzmann, Gustav Robert K. (Lpz. 1888).
Kirchhofs H Wigand, Antiquariatsbuchbano-
lung in Leipzig, im Besitz von Albrecht Kirch-
hofs (s. d.), der das Geschäft 1856 mit Georg
Wigand (gest. 1858) gründete, und von dessen
Bruder Otto Kirchhofs (geb. 16. Febr. 1834 in
Berlin; Teilhaber seit 1863). Sie gab bis Ende 1893
923 Kataloge aus allen Wissenschaften heraus.
Kirchhörde, Dorf im Kreis Horde des preuß.
Reg.-Bez. Arnsberg, am Ardei, hat (1890) 8781 E.,
eine evang. Kirche; Blechwalzwerk, Ziegeleien und
bedeutenden Steinkohlenbergbau (Zechen Gottes-
segcn, Glückauf-Tiesbau und Wiendahlsbank).
Kirchliches Aufgebot, s. Aufgebot (Bd. 2,
S. 88 a).
Kirchmann, Iul. von, jurist. und philos. Schrift-
steller, geb. 5. Nov. 1802 zu Schasstädt bei Merse-
burg, studierte in Leipzig und Halle die Rechte, trat
dann in den preuß. Staatsdienst, war seit 1846
Staatsanwalt in Berlin, wurde 1848 Präsident des
Oberlandesgerichts in Ratibor, beteiligte sich seit
Frühjahr 1849 als Abgeordneter von Ratibor an
der prcuß. Zweiten Kammer bis zu deren Auflösung
und gab dann die "Demokratischen Blätter" heraus.
Ein Konflikt, in den er 1850 als Gerichtspräsident
mit dem Obertribunal geriet, hatte seine dreimona-
tige Amtssnspension zur Folge. Später nahm er
einen mehrjährigen Urlaub, kaufte sich in der Nähe
von Dresden an und widmete sich philos. Studien.
1861 wurde er in Vreslan in das preuß. Abgeord-
netenhaus gewählt, wo er sich der Fortschrittspartei
anschloß. 1863 wurde er Vicepräsident des Appclla-
tionsgcrichts zu Natibor; jedoch wurde gegen ihn
infolge eines im Arbeiterverein zu Berlin 1866 ge-
haltenen Vortrags über den Kommunismus der
Natur (3. Aufl., Heidelb. 1882) die Disciplinar-
untersuchung beim Obertribunal in Berlin einge-
leitet und er 1867 seines Amtes ohne Pension ent-
setzt. 1871-76 war er Mitglied des Reichstags,
wo er der Fortschrittspartei angehörte. Seitdem
lebte K. in Berlin, wo er 20. Okt. 1884 starb.
Er veröffentlichte: "Die Philofophie des Wissens"
(Bd. 1, Verl. 1864) und "Über die Unsterblichkeit"
(ebd. 1865), worin er die neuern idealistischen Sy-
steme einer scharfsinnigen Kritik unterwarf: "Ästhetik
auf realistischer Grundlage" (2 Bde., ebd. 1868),
"Über das Princip des Realismus" (Lpz. 1875),
"Katechismus der Philosophie" (ebd. 1877; 3. Aufl.
1888); ferner Erläuterungen zu Kant und Aristoteles
u. s. w. Auch übersetzte er Hobbes' "Abhandlung
über den Bürger" (Lpz. 1873). Seit 1868 gab er
eine "Philos. Bibliothek" mit Kommentar (ebd.
1868 - 83, Heft 1-313) heraus. Unter feinen
Jurist. Schriften sind "Das preuß. Civilprozeßgesetz"
(Berl. 1847), "Strafgesetzbuch für den Norddeutschen
Bund" (Eldcrf. 1870) und "Strafgesetzbuch für das
Deutsche Reich" (ebd. 1871) zu nennen. - Vgl.
Lasson und Meinecke, I. H. von K. als Philosoph
(in den "Philos. Vorträgen", hg. von der Phi-
losophischen Gesellschaft zu Berlin, Neue Folge,
9. Heft, Halle 1885).
Kirchmesfe, f. Kirchweihe.
Kirchmeyer, f. Naogeorg.
Kirchner, soviel wie Küster (s. d.).
Kirchner, Emil, Landschafts- und Architektur-
maler, geb. 12. Mai 1813 zu Leipzig, erhielt seine
Artikel, die man unter K vcrm
Bildung an den Akademien zu Leipzig, zu Dresden
bei Dahl und Friedrich und zu München, wo er
seit 1834 ansässig war und 4. Juni 1885 starb. Die
Neue Pinakothek in München besitzt von ihm sechs
Gemälde, worunter drei Ansichten vom Heidelberger
Schloß und eine Ansicht von Verona; das Museum
zu Breslau eine Ansicht aus dem Etschthal (1845),
das Leipziger Museum eine Gegend in Südtirol
(1873). Sehr schön sind K.s Handzeichnungen.
Kirchner, Theodor, Komponist, geb. 10. Dez.
1823 zu Neukirchen bei Chemnitz, bildete sich in
Leipzig und Dresden zum Musiker aus, war 1843
der erste Schüler des Leipziger Konservatoriums,
wurde noch 1843 Organist m Winterthur, 1862
Dirigent der Abonnementskonzerte in Zürich, 1873
Direktor der Musikschule in Würzburg und lebte
seit 1875 in Leipzig, seit 1883 in Dresden, seit 1890
in Zürich. K. ist ähnlich wie Alard und Heller
Specialist der Klavierkomposition und beschränkt
sich auch auf diesem Felde auf die kleinern Formen
des Charakterstückes, der Etüde, des Präludiums
und ähnlicher Arten, in denen er einer der ersten
Meister ist. Hervorzuheben sind von seinen (gegen
100) Klavierheften die Albumblätter (0p. 7), die
"Nachtbilder" (0p. 25) und das intime 0p. 56: "In
stillen Stunden". Auch als Liederkomponist ist K.
bekannt geworden. Von größern Werken sind nur
ein Trio und ein Quartett gedruckt.
Kirchner, Wilhelm, Landwirt, geb. 9. Juli 1848
in Göttingen, studierte seit 1871 in Halle und Göt-
tingen Landwirtschaft, war dann Afsistent am Land-
wirtschaftlichen Institut der Universität Halle, über-
nahm Ostern 1876 die Leitung der milchwirtsckaft-
lichen Versuchsstation in Kiel und wurde Ostern
1879 Professor der Landwirtschaft an der Univer-
sität Hatte, 1889 Direktor des Landwirtschaftlichen
Instituts der Universität Göttingen und 1890 des-
jenigen der Universität Leipzig. K. veröffentlichte
"Untersuchungen über den Pflanzenschleim" (Gott.
1874), "Beiträge zur Kenntnis der Kuhmilch" (Dresd.
1877), "Bericht über die internationale Molkerei-
Ausstellung in Hamburg an den yreuß. Landwirt-
schaftsminister" (ebd. 1877), "Handbuch der Milch-
wirtschaft" (3. Aufl., Verl. 1891), "Die Leitung des
landwirtschaftlichen Betriebes" und "Die Rindvieh-
haltung" als Teile des von von der Goltz heraus-
gegebenen "Handbuchs der gesamten Landwirtschaft"
(T'üb. 1889 u. 1890). Seit 1882 redigiert K. die
wöchentlich erscheinende "Landwirtschaftliche Post".
Kirchspiel, Kirchsprengel, s. Parochie und
?Hri3d.
Kirchturmrennen, s. 8t66pi6 (Hass.
Kirchweihe, die religiöse Handlung, durch
die eine nenerbaute oder ihrer Bestimmung eine
Zeit lang entzogene Kirche zum gottesdienstlichen
Gebrauche feierlich gewidmet wird (lat. äeäickUio,
c0N86crati0). Sie hat ihren Ursprung in dem Feste
der jüd. Tempelweihe (s. Chanukka). In der christl.
Kirche wurde die K. erst seit Konstantin d. Gr. ge-
bräuchlich ; ihre Feierlichkeiten waren anfangs noch
sehr einfach. Gregor d. Gr. aber giebt bereits ein
ausführliches Ceremoniell für die K. Ihre Voll-
ziehung gebührt in der kath. Kirche dem Diöcesan-
bischof. Die Feierlichkeiten sind nicht überall gleich;
das Wesentliche daran ist, daß der Bischof schon
vor dem Tage der eigentlichen K. fastet, die Reli-
quien in den noch nicht geweihten Altar legt, die
Vigilien (s. d.) hält und am Tage der K. nach einem
feierlichen Umgang um die Kirche in diese einzieht,
ißt, sind unter C aufzusuchen.