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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kleister - Klek

sches Talent und eine originelle Kraft der Darstellung, die mit den gewagtesten Stoffen fertig wird. An der patriotischen Lyrik hat sich K. mit Kriegsliedern beteiligt. Seine «Gesammelten Schriften» gaben Tieck (3 Bde., Berl. 1826), Julian Schmidt (ebd. 1859 fg., neuere Ausg., 3 Bde., 1874), Heinrich Kurz (2 Bde., Hildburgh. 1868), E. Grisebach (2 Bde., Lpz. 1884), Th. Zolling (Stuttg. 1885) heraus. Hierzu kommen noch «Polit. Schriften und andere Nachträge zu seinen Werken», hg. von Köpke (Berl. 1862) und Köhler, «Zu Heinrich von K.s Werken etc.» (Weim. 1862). «Ausgewählte Dramen» von K. gab Siegen heraus (Lpz. 1877), derselbe «Das Käthchen von Heilbronn: auf Grund des ursprünglichen Plans neu für Bühne und Haus bearbeitet» (ebd. 1890). Briefe K.s wurden herausgegeben von E. von Bülow («Heinrich von K.s Leben und Briefe», Berl. 1848), Koberstein («Heinrich von K.s Briefe an seine Schwester Ulrike», ebd. 1860), Biedermann («Heinrich von K.s Briefe an seine Braut», Bresl. 1884). – Vgl. Wilbrandt, Heinrich von K. (Nördl. 1863); Brahm, Heinrich von K. (3. Aufl., Berl. 1892).

Kleister, ein Klebmittel für Papier und Pappe, also namentlich für Buchbinderarbeiten. Der K. wird bereitet, indem man Stärkemehl (Weizen-, Reis- oder Maisstärke) mit kaltem Wasser zu einem nicht zu dicken Brei anreibt und dann siedendes Wasser in einem dünnen Strahle unter raschem Umrühren zusetzt, bis die Kleisterbildung beginnt, was man an dem Durchsichtigwerden wahrnimmt, und endlich den Rest des erforderlichen Wassers schnell zugießt. Kochen der fertigen Masse ist nachteilig und giebt einen K., der leicht abspringt. Von größerer Bindekraft ist der aus Roggenmehl hergestellte K. wegen seines Klebergehalts. Jedoch ist dieser K. nicht weiß, sondern grau bis graubraun. Um den K. haltbarer zu machen, löst man in dem Wasser, das zur Kleisterbildung dient, etwas Alaun oder ein wenig Salicylsäure oder brüht das Mehl mit siedendem Leimwasser.

Kleisterälchen, s. Haarwürmer (Bd. 8, S. 615 a).

Kleistermarmorpapier, s. Herrnhuterpapier.

Kleisterverband, 1834 von Seutin in die Chirurgie eingeführt, wird neben dem Gipsverband noch von manchen Chirurgen, z. B. bei Knochenbrüchen, angewandt. Der K. wird in der Weise angelegt, daß man z. B. den gebrochenen Arm mit einer Flanellbinde, dann mit einer Mullbinde einwickelt und nun gekochten Stärke- oder Buchbinderkleister aufstreicht. Zur Verstärkung und Sicherung dienen biegsame Pappschienen. Die Kleisterschichten wechseln mit den Mullbinden in etwa 3‒4 Lagen ab.

Kleisthĕnes (lat. Clisthenes), der letzte und berühmteste Tyrann aus der Dynastie der Orthagoriden in Sikyon (596‒565 v. Chr.), unterdrückte die dor. Einwohner seines Landes, zerstörte im ersten Heiligen Kriege (seit 592 v. Chr.) die Delphi feindliche Stadt Krissa, erneuerte die Pythischen Spiele und lud als Sieger zu Olympia (582) alle Hellenen nach Sikyon ein, sich um seine Tochter Agariste zu bewerben. Agariste wurde die Gattin des athenischen Ritters Megakles aus dem Hause der Alkmäoniden. K. starb 565 ohne männliche Erben zu hinterlassen, wodurch die Tyrannis in Sikyon ihr Ende fand.

Kleisthĕnes (lat. Clisthenes), Reformator der athenischen Verfassung, Sohn des Megakles und der Agariste, Enkel des vorigen. Als sich Pisistratus (s. d.) zum zweitenmal zum Herrn von Athen machte und die Alkmäoniden mit vielen andern Edelleuten Attika 538 v. Chr. verließen, wurde K. der Führer dieser Flüchtlinge. Durch Freigebigkeit bei dem Neubau des Tempels zu Delphi (seit 535) hatte er die Gunst der delphischen Priesterschaft gewonnen, sodaß diese durch ein Orakel endlich die Spartaner unter Kleomenes Ⅰ. bestimmte, 510 v. Chr. die Pisistratiden aus Athen zu vertreiben. (S. Hippias.) In dem nun in Attika entbrannten Parteikampfe zwischen der Masse des alten Landesadels unter Isagoras und der Partei der Alkmäoniden ergriff K., auch hierbei noch von Delphi aus gefördert, die Sache des Demos und schuf 509 v. Chr. die neue Phylen- und Gemeindeordnung, durch welche die sociale Übermacht des Adels erschüttert und die Weiterbildung der Demokratie wesentlich gefördert wurde. (S. Demos.) Der Versuch des Kleomenes, zu Gunsten des Isagoras 508 die neuen Schöpfungen zu beseitigen, scheiterte; K., der 508 vertrieben worden war, kehrte zurück und verteidigte 506 Athen siegreich gegen die verbündeten Spartiaten, Thebaner und Chalkidier. K. war auch der Schöpfer des Ostracismus (s. d.).

Kleistogămie (grch.), eine Erscheinung bei manchen Blüten, die dadurch charakterisiert ist, daß die Bestäubung der Narbe schon stattfindet, ehe die Blüte geöffnet ist. Es tritt hierbei also keine Wechselbestäubung zwischen verschiedenen Blüten ein, wie bei den meisten Phanerogamen, sondern die Befruchtung wird von dem in derselben Blüte erzeugten Pollen herbeigeführt. Trotzdem werden dadurch keimfähige Samen entwickelt. Solche kleistogamische Blüten besitzen einige Wasserpflanzen, wie Ranunculus aquatilis L., ferner auch mehrere Landpflanzen, die neben den kleistogamischen auch gewöhnliche Blüten tragen, so manche Arten Viola, Lamium, Oxalis, die im Frühjahr normal gebaute, im Sommer und Herbst dagegen bedeutend kleinere und unscheinbare kleistogamische entwickeln.

Kleist-Retzow, Hans Hugo von, konservativer Politiker, geb. 25. Nov. 1814 zu Kieckow bei Groß-Tychow in Pommern, studierte in Göttingen und Berlin die Rechte, widmete sich dann beim Stadtgericht zu Berlin und beim Appellationsgericht zu Frankfurt a. O. dem praktischen jurist. Dienst, wurde 1844 Landrat des Kreises Belgard und 1851 Oberpräsident der Rheinprovinz, aus welcher Stellung er wegen seiner extrem-konservativen Richtung bei Einsetzung der Regentschaft 1858 scheiden mußte. K. war 1848 Vorsitzender des sog. «Junkerparlaments», 1849‒52 Mitglied des preuß. Abgeordnetenhauses, 1850 auch Mitglied des Staatenhauses in Erfurt. Seit 1858 vertrat er die Familie von Kleist im preuß. Herrenhause, wo er Vorstand der «Fraktion Stahl» war und als ein Führer der altkonservativen Partei in Preußen stets auf dem äußersten rechten Flügel stand. Dem Deutschen Reichstage gehörte er seit 1877 an als Vertreter des Wahlkreises Herford-Halle. K. war einer der Hauptvertreter des Hochkonservativismus und verfocht dessen Principien in Staat und Kirche mit rücksichtsloser Entschiedenheit und bedeutender Rednergabe. 1883 erhielt er den Titel als Wirkl. Geheimrat mit dem Prädikat Excellenz. Er starb 20. Mai 1892 zu Kieckow.

Kleistsche Flasche, s. Leidener Flasche.

Kleitomăchus aus Karthago, griech. Philosoph, Schüler des Karneades und 129‒110 v. Chr. dessen Nachfolger als Leiter der platonischen Akademie.

Klek, Bucht der dalmat. Küste des Adriatischen Meers, zwischen der Narentamündung und Stagno,

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