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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kniegeschwulst - Knigge

Kniegeschwulst, weiße, s. Gliedschwamm.

Kniehebel, eine Einrichtung zur Kraftübersetzung bei Pressen (s. d.), bestehend aus zwei einarmigen Hebeln a, b (s. nachstehende Figur) mit gemeinsamem und freibeweglichem Drehpunkt c, deren freie Enden sich gegen zwei Körper d, e stützen, welche unter dem Einfluß einer an dem gemeinsamen Hebeldrehpunkt angreifenden Kraft X entweder einander genähert oder unter gleichzeitiger Ausübung eines in der Bewegungsrichtung wirkenden Druckes P von einander entfernt werden sollen. Im erstern Fall findet die Knickung, im letztern die Streckung des K. statt. Theoretisch würde es möglich sein, bei der Streckung des K. durch eine beliebige Kraft (X) eine unendlich große Pressung (P) auszuüben, in der Wirklichkeit bleibt die erreichbare Pressung infolge der Zusammendrückbarkeit des den K. bildenden Materials weit von diesem äußersten Grenzwert entfernt.

Knieholzkiefer, s. Kiefer (S. 323 d).

Kniekehle, s. Knie.

Kniephänomen oder Sehnenreflex, in der Medizin die Erscheinung, daß am leichtgebeugten Knie beim Beklopfen des Kniescheibenbandes vermittelst des Perkussionshammers eine reflektorische Kontraktion der großen Streckmuskeln am Oberschenkel und damit eine plötzliche Streckung des Unterschenkels erfolgt. Das Fehlen des K. ist ein wichtiges Symptom gewisser Nervenkrankheiten.

Knierohr, eine knieförmig gebogene Röhre.

Knies, Karl, Nationalökonom, geb. 29. März 1821 zu Marburg, studierte 1841-45, habilitierte sich 1846 an der Universität Marburg, wurde 1849 Lehrer an der Polytechnischen Schule zu Cassel und, nachdem er 1850 diese Stelle unter dem Ministerium Hassenpflug verloren hatte, 1852 Lehrer an der Kantonsschule zu Schaffhausen. 1855 wurde er als ord. Professor der Staatswissenschaften nach Freiburg i. Br. berufen und 1862 Direktor des Oberschulrates. In dieser Stellung stellte er die für die Volksschule geplanten Reformen in den "Bad. Schulthesen" zusammen und entwarf ein Gesetz, wonach die geistlichen Ortsschulinspektoren und Kreisvisitatoren durch weltliche Kreisschulräte und Ortsschulräte ersetzt wurden. Infolge von Differenzen mit der Regierung über die Ausführung des Gesetzes nahm K. 1865 seine Entlassung und trat dann eine Professur der Staatswissenschaften in Heidelberg an. Später wurde er wiederholt zum Mitglied und 1882 auch zum Vicepräsidenten der Ersten Kammer ernannt. Von seinen volkswirtschaftlichen Schriften sind die hauptsächlichsten: "Die Statistik als selbständige Wissenschaft" (Cass. 1850), "Die polit. Ökonomie vom Standpunkt der geschichtlichen Methode" (Braunschw. 1853; 2. Aufl. u. d. T. "Die polit. Ökonomie vom geschichtlichen Standpunkt", 1883), "Die Eisenbahnen und ihre Wirkungen" (ebd. 1853), "Der Telegraph als Verkehrsmittel" (Tüb. 1857), "Die Dienstleistung der Soldaten und die Mängel der Konskriptionspraxis" (Freib. i. Br. 1860), "Geld und Kredit", Abteil. 1 u. 2 in 2 Hälften (Berl. 1873-79; dasselbe, 2. Aufl., Abteil. 1, ebd. 1885), "Weltgeld und Weltmünzen" (ebd. 1874). Im Auftrag der badischen histor. Kommission hat K. den brieflichen Verkehr Karl Friedrichs

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von Baden mit Mirabeau und Du Pont mit einer Einleitung "Zur Vorgeschichte der Ersten Französischen Revolution und der Physiokratie" (2 Bde., Heidelb. 1892) veröffentlicht.

Kniescheibe, s. Knie.

Knieschwamm, s. Knie und Gliedschwamm. Bei Haustieren, namentlich den Rindern, ist der K. eine geschwulstartige Verdickung am vordern Mittelfußgelenk ("Knie"); er entsteht durch Niederstürzen oder durch Quetschungen beim Erheben der Tiere.

Kniesen, auch Gnesen, ungar. Gnéza, Stadt mit geordnetem Magistrat im ungar. Komitat Zips, bei Lublau, am linken Ufer des Poprad, hat (1890) 1295 meist deutsche E. und Post.

Kniesenack, früher berühmtes Bier, in Güstrow gebraut.

Kniestock, das Dachgeschoß, welches mit Hilfe einer Kniestockwand (s. d.) gebildet wird.

Kniestockwand, Drempelwand, Versenkungswand, diejenige Umfassungsmauer eines Gebäudes, die entsteht, wenn die Frontmauern des Gebäudes über die Dachbalkenlage weiter ausgeführt werden. Die Dachbalkenlage ist somit unter den Fußpunkt der Sparren versenkt. Sie besteht aus der Versenkungsschwelle, Säulen (Stöckeln oder Drempeln), Rahmen, auf welchen sich die Sparren aufklauen, Streben und Kopfbändern. Sie kann massiv oder beim Fachwerksbau als solcher unter Fortsetzung der Umfassungsmauern auftreten. (S. Tafel: Dachstühle I, Fig. 5, 7, 9, 10, 12, 13, 14, 15, 16, 18, 19, 20, 21, 22, 25.)

Kniestück, Kniebild, ein menschliches Bildnis (s. d.), welches die dargestellte Person nur bis zur Kniegegend zeigt. Die ältere Kunst kennt diese Auffassung nicht. In der deutschen Malerei des 16. Jahrh. herrscht das Brustbild vor; sehr häufig findet sich dagegen das K. in der niederländ. Malerei des 17. Jahrh. - K. ist auch ein Teil der Beinschienen (s. d.).

Knigge, Adolf, Freiherr von, Schriftsteller, geb. 16. Okt. 1752 zu Bredenbeck unweit Hannover, studierte seit 1769 in Göttingen und wurde 1771 Hofjunker und Assessor der Kriegs- und Domänenkammer in Cassel. Doch ökonomische Verhältnisse nötigten ihn, Cassel zu verlassen und sich anfangs nach Nentershausen zurückzuziehen. Seit 1777 privatisierte er mit seiner Familie abwechselnd zu Hanau, Frankfurt a. M. und Heidelberg, bis er 1791 Oberhauptmann und Scholarch in Bremen wurde, wo er 6. Mai 1796 starb. Seine Verbindung mit den Illuminaten, denen er 1780 beitrat und für die er unter dem Namen Philo eifrig wirkte, verwickelte ihn in unangenehme Verhältnisse. Unter seinen Schriften wurde namentlich sein Buch "Über den Umgang mit Menschen" (2 Bde., Hannov. 1788), das die Regeln für ein ruhiges, glückliches und nützliches Leben aufstellen will, viel gelesen. Zur 10. Auflage (3 Bde., Hannov. 1824) fügte Wilmsen noch einen vierten Band u. d. T. "Weltton und Weltsitte" hinzu. K.s Theaterstücke sind jetzt gänzlich vergessen; sein komischer Roman "Die Reise nach Braunschweig" ist bekannter geblieben und öfter, mit Illustrationen von Osterwald (Hannov. 1839), wieder erschienen. Auch sein interessantes Buch "Der Roman meines Lebens" (4 Bde., Riga 1781; neue Aufl., Frankf. 1805) verdient Beachtung. Eine Sammlung seiner Schriften erschien in 12 Bdn. (Hannov. 1804-6). - Vgl. Goedeke, Adolf Freiherr K. (Hannov. 1844); Aus einer alten Kiste. Originalbriefe, Handschriften und Dokumente

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