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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Kohlensäurebäder; Kohlensaure Salze; Kohlensaures Wasser; Kohlenstaub; Kohlenstifte; Kohlenstoff

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Kohlensäurebäder - Kohlenstoff

in Wasser und Kohlensäureanhydrid zerfällt. Sie bildet zwei Reihen von Salzen, gesättigte oder neutrale, in denen beide Wasserstoffatome durch Metalle ersetzt sind, z. B. CO(OK)2, und saure, in denen nur ein Wasserstoffatom durch Metall vertreten ist, z. B. CO(OK)(OH). Die gesättigten kohlensauren Alkalien haben stark alkalische Reaktion, die sauren kohlensauren Alkalien reagieren schwach alkalisch. Die kohlensauren Alkalien sind in Wasser leicht löslich; die gesättigten Erd- und Metallsalze der K. sind unlöslich; die sauren Salze dagegen löslich. Die K. gehört zu den schwächsten Säuren, sie wird durch fast alle übrigen Säuren aus ihren Salzen, den Carbonaten, verdrängt. Über die letztern s. die Einzelartikel.

Kohlensäurebäder, s. Bad (Bd. 2, S. 254 a).

Kohlensaure Salze, die Verbindungen der Kohlensäure (s. d.) mit den Metallen.

Kohlensaures Wasser, s. Mineralwässer.

Kohlenstaub, in der Luft der Kohlengruben schwebende Kohleteilchen, häufig die Ursache von Grubenexplosionen. Gewisse Kohlenstaubsorten explodieren für sich allein ohne Beimischung von schlagenden Wettern, und man ist geneigt anzunehmen, daß bei genügend hoher Temperatur jeder K. sich entzündet. Bei Gegenwart von schlagenden Wettern, die ohne K. nicht explodieren würden, nehmen die Explosionserscheinungen an Heftigkeit zu. Auch werden durch glühenden K. weit voneinander getrennte Wetterherde entzündet. In Saarbrücken hat man seit einiger Zeit durch zerstäubtes Wasser (Victoria-Zerstäuber) ein Niederschlagen des K. aus der Luft mit gutem Erfolge erreicht, über die Folgen der Einatmung von K. für die Gesundheit s. Staubinhalationskrankheiten.

Kohlenstifte, bei Bogenlampen, s. Bogenlicht.

Kohlenstoff, nichtmetallisches Element mit dem chem. Zeichen C (Carboneum) und dem Atomgewicht 12,0, das drei allotrope Modifikationen bildet. In zwei Modifikationen kommt er in der Natur in freiem Zustande vor: im regulären System krystallisierend, farblos oder gefärbt, durchsichtig oder durchscheinend als Diamant (s. d.), oder hexagonal, schwarz, undurchsichtig als Graphit (s. d.). In einer dritten Modifikation, amorph, schwarz, kann er nur künstlich hergestellt werden. (S. Kohle.) Versuche, die beiden letzten Modifikationen des K. in die Diamantform umzuwandeln, verliefen ergebnislos. Die verschiedenen Formen des K. sind unlöslich, nur schmelzendes Eisen löst K. und läßt einen Teil desselben beim Erkalten als Graphit krystallisieren. Mit andern Elementen, mit Ausnahme des Sauerstoffs und des Schwefels, ist K. unmittelbar nur schwer zu verbinden; er wird von einigen schmelzenden Metallen aufgenommen unter Bildung von Metallcarbureten (Eisen, Kobalt, Nickel, Mangan), ferner vereint er sich unter dem Einfluß mächtiger elektrischer Entladungen mit Wasserstoff zu Acetylen, mit Stickstoff zu Cyan. Ist somit die Zahl der unmittelbar aus den Elementen herzustellenden Kohlenstoffverbindungen gering, so läßt sich eine nach unsern Begriffen unbegrenzte Zahl von neuen Stoffen daraus ableiten. Dies kann künstlich geschehen, oder ohne unser Zuthun durch die Natur, durch die Kraft, die in den Lichtstrahlen der Sonne unserer Erde zufließt. Die Kohlensäure, die gasförmig einen Bestandteil der Atmosphäre ausmacht, wird in den grünen Zellen der Pflanze in Hydrat verwandelt und als solches unter Abspaltung von Sauerstoff von den Lichtstrahlen zersetzt; als Produkt dieser Zersetzung treten Körper auf, die aus den drei Elementen K., Wasserstoff und Sauerstoff bestehen. - Die Verbindungen des K. mit andern Elementen sind zahlreicher als die jedes andern Elements. Weil alle Lebewesen und deren Produkte fast ausschließlich aus Kohlenstoffverbindungen bestehen, so nennt man diese auch organische Verbindungen und behandelt sie in der Chemie als besondere Abteilung, die man Chemie der Kohlenstoffverbindungen oder organische Chemie nennt, im Gegensatz zu der anorganischen Chemie, d. i. der Lehre von den Verbindungen aller andern Elemente untereinander. Nur die Kohlensäure ist in der anorganischen Natur weit verbreitet und wird daher auch zu den anorganischen Verbindungen gezählt. Wie die Pflanze aus ihr die übrigen organischen Stoffe aufbaut, so gehen auch alle künstlichen Synthesen organischer Verbindungen vom K. selbst oder von der Kohlensäure aus.

Die Mannigfaltigkeit der Kohlenstoffverbindungen beruht auf den Eigenschaften des Kohlenstoffatoms. Dasselbe ist fast immer vierwertig, d. h. es vermag 4 andere Atome eines einwertigen oder 2 Atome eines zweiwertigen Elements u. s. w. zu binden, z. B. 4 Wasserstoffatome (Methan, CH4) oder 2 Sauerstoffatome (Kohlensäureanhydrid, CO2)

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Außerdem aber besitzen die Kohlenstoffatome die Fähigkeit, sich in der mannigfaltigsten Weise aneinander zu lagern (sich zu verketten). Wenn zwei Kohlenstoffatome sich verbinden, so werden von jedem eine, zwei oder drei Valenzen (s. Wertigkeit) für die Bindung verwendet. Man nennt diese Bindung dann einfach, doppelt oder dreifach. Im ersten Falle können sich mit jedem Kohlenstoffatom noch drei, im zweiten Falle zwei, im dritten noch ein einwertiges Elementaratom verbinden. Folgende Beispiele werden dies in Formeln erläutern:

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Äthan, C2H6 Äthylen, C2H4 Acetylen, C2H2

Von der Mannigfaltigkeit der Kohlenstoffverbindüngen sollen folgende Beispiele von Wasserstoffverbindungen des K. einen Begriff geben:

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Normales Butan, C4H10 (einfache Kette)

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Isobutan, C4H10 (verzweigte Kette) Benzol, C6H6 (Kohlenstoffring)

usw.

^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.]