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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kolportieren – Kolzow

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Kolporteur'

Der K. arbeitet meist für eigene Rechnung, indem er von dem Kolportagebuchhändler die zu vertreibenden Werke heftweise zu einem hohen Rabatt bezieht, um dieselben an das Publikum in meist wöchentlichen Fristen zu 10–20 Pf. für das Heft gegen bare Zahlung zu verkaufen.

Über den mit dem K. nicht zu verwechselnden Buchhandlungsreisenden s. Reisebuchhandel.

Kolportieren (frz.), Waren, namentlich Druckschriften, durch Angebot in der Wohnung des Käufers vertreiben; auch soviel wie Nachrichten unter der Hand verbreiten.

Kolpos, s. Chiton.

Koelreuter, Jos. Gottlieb, Botaniker, geb. 27. April 1733 zu Sulz am Neckar, gest. 12. Nov. 1806 als Professor der Naturgeschichte zu Karlsruhe, veröffentlichte «Vorläufige Nachricht von einigen das Geschlecht der Pflanzen betreffenden Versuchen» (4 Abteil., Lpz. 1761–66; neu hg. von Pfeffer in Ostwalds «Klassikern der exakten Wissenschaften», Nr. 41, ebd. 1893). Die Arbeiten K.s sind das Beste, was im vorigen Jahrhundert bezüglich der Frage der Sexualität der Pflanzen geleistet wurde.

Kolter (vom lat. culter, Messer) oder Sech, eine messerartige Vorrichtung am Pflug (s. d.) zur Abtrennung des durch das Streichbrett zu wendenden Endstreifens.

Kolubrīne (frz. couleuvrine), s. Feldschlangen.

Kolumbarĭum (lat., «Taubenschlag», «Taubenbehältnis», von columba, Taube), Name der kleinen Nischen, die reihenweis in den Wänden mancher röm. Grabkammern angebracht sind. Gräber dieser Art finden sich nur in Rom und der nächsten Umgebung, sie stammen fast alle aus dem 1. Jahrh. n.Chr. Die Kolumbarien, gleich den übrigen antiken Gräbern an den Landstraßen gelegen, waren bestimmt, bei möglichst sparsamer Anlage und Dekoration doch für die Asche möglichst vieler Verstorbener Raum zu gewähren; ihre Einrichtung setzt die Leichenverbrennung als allgemein üblich voraus. Sie sind halb oder ganz unterirdisch, die thönernen Aschentöpfe (ollae) in die Mauer selbst so eingebaut, daß über der Mündung die kleine (selten über 0,5 m breite und 0,3 m hohe) Nische sich öffnet, um die Beisetzung der Asche zu ermöglichen. Unter (oder über) der Nische nannte eine auf den Stuck gemalte oder in Marmor eingegrabene Inschrift den Namen des Bestatteten. Die Zahl der bekannten Kolumbarien beläuft sich auf mehr als 100; die Inschriften sind gesammelt im «Corpus Inscriptionum Latinarum», Bd. 6, Tl. 2 (Berl. 1882).

K. ist auch die Bezeichnung für die Halle, wo die Urnen mit der Asche der in den jetzigen Feuerbestattungsöfen verbrannten Leichen beigesetzt werden, wie z.B. in Gotha. (S. Leichenverbrennung.)

Kolumbatzer Mücke (Simulia columbaczensis Fab.), eine an der untern Donau, besonders bei dem Dorfe Kolumbatz (s. Golubac) in Serbien, vorkommende Mücke aus der Familie der Kriebelmücken (s. d.). Die Weibchen fallen im Frühjahr und im August in ungeheuren Schwärmen über Menschen und Tiere her. Ihre Stiche verursachen Geschwülste, Entzündungsfieber und führen mitunter zum Tode.

Kolumbu, Hauptstadt Ceylons, s. Colombo.

Kolumne (lat., «Säule»), in der Buchdruckerkunst eine Buchseite; Kolumnentitel, die über einer K. stehende Seitenzahl, der oft auch eine kurze Inhaltsangabe über die Seite beigegeben ist. In der Statistik und Buchhaltung ist K. eine Spalte untereinander stehender Zahlen. (S. Columna.) ↔

Kolūren (vom grch. kóluros, d.h. mit verstümmeltem Schwanz), diejenigen zwei größten Kreise der Himmelskugel, von denen der eine (Kolur der Solstitien) durch die Pole des Äquators und die Sonnenwendpunkte, der andere (Kolur der Äquinoktien) durch die Pole des Äquators und die Äquinoktialpunkte gezogen gedacht wird. Beide gehören zu den sog. Deklinationskreisen. Der Name rührt wahrscheinlich davon her, daß beide Kreise zum Teil unter dem Horizont liegen.

Kolwa. 1) Fluß im russ. Gouvernement Perm, entspringt im Ural auf dem Berge Kolwinskij Kamen, fließt südlich und mündet unterhalb Tscherdyn rechts in die zur Kama gehenden Wischera, 400 km lang. K. bildet einen wichtigen Verkehrsweg zur obern Petschora. –

2) K., samojedisch Totsch-jaga, Fluß im russ. Gouvernement Archangelsk, entspringt im See Syr-jar, fließt südlich und mündet rechts in die zur Petschora gehende Ussa, 320 km lang.

Kolymá, Fluß im russ.-sibir. Gebiet Jakutsk, entspringt auf einem hohen Ausläufer des Stanowoigebirges, fließt nordöstlich und mündet mit einem Delta in drei Armen in die Kolymabucht des Nördlichen Eismeers. Er ist 1787 km lang und hat ein Flußgebiet von 553573 qkm. Hauptnebenflüsse sind: Syrjanka (links), Omolon und Anjuj (rechts). Der K. ist auf 1200 km schiffbar und eisfrei von Ende Mai bis Mitte September. Vor der Kolymabucht liegen die Bäreninseln. (S. Kolymsk.)

Kolymsk, Bezirk im nordöstl. Teil des russ.-sibir. Gouvernements Jakutsk, breitet sich vom 61.° nördl. Br. längs des Flusses Kolyma (s. d.) bis zum Eismeer aus, hat 688237,8 qkm, davon 3743 qkm Inseln im Eismeer und 1984 qkm Seen auf dem Festland, 6510 E. (meist Jakuten, Jukagiren, Lamuten, Tschuwanzen), Jagd, Fischerei, Viehzucht, Sitz der Verwaltung ist Srednje-Kolymsk (s. d.).

Kolywán. 1) See im Bezirk Biisk des russ.-sibir. Gouvernements Tomsk, 32 km nordnordöstlich von Smeinogorsk, in 360 m Seehöhe. An ihm wurde 1727 die erste Kupferschmelzhütte im Altai angelegt (Kolywanskij Sawod), die dem ganzen Bezirk den Namen gab (s. Altaisches Berggebiet). Sie wurde 1729 unweit davon an den Fluß Bjelaja verlegt und bis 1799 betrieben, wo an ihre Stelle die große, der russ. Krone gehörige Kolywansche Steinschleiferei trat. –

2) Stadt im russ.-sibir. Gouvernement und Bezirk Tomsk, links am Ob bei der Mündung des Tschaus und an der großen Sibirischen Straße, hat (1892) 14839 E., Ackerbau, Vieh-, Bienenzucht, Fischerei. K. liegt an Stelle des 1713 errichteten Fort Tschausk, das 1822 K. genannt wurde und kurze Zeit Gouvernementsstadt war. –

3) Altruss. Name der Stadt Reval.

Kolywansches Erzgebirge, s. Altai.

Kolywan-Woskresensker Hüttenbezirk, s. Altaisches Berggebiet.

Kolzow (spr. -zóff), Aleksej Wassiljewitsch, russ. Lyriker, geb. 26. (14.) Okt. 1808 zu Woronesch, wurde im kaufmännischen Geschäft seines Vaters beschäftigt und mit auf Reisen in die Steppe genommen. 1831 kam er auf einer Geschäftsreise in Moskau in den litterar. Kreis seines Landsmanns Stankewitsch, der (1835) 18 Gedichte K.s drucken ließ. Sie sind in Anlehnung an das Volkslied in einer neuen von K. geschaffenen Kunstform gedichtet und erregten Aufsehen. Er starb 12. Nov. (31. Okt.) 1842 in Woronesch. Eine vollständige Ausgabe von K.s Gedichten mit einem Aufsatz über sein Leben und seine Dich-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 516.

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